
Foto: Jaseng Marak |
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Meine Mission
Petrus Baraik: Prediger mit dem Pinsel
Pater Petrus Baraik, 43, gehört zur Gesellschaft des Göttlichen Wortes (SVD) und ist Künstler. Er gewann im Juni 2023 den zweiten Preis im indienweiten Wettbewerb der Kunststiftung Kalamaharshi Baburao Painter.
Was einmal gemalt ist, bleibt, auch wenn der Künstler längst verstorben ist. Genau das macht Malen so besonders – und so anders als Predigen. Wenn wir Priester unsere Predigten aufnehmen würden, könnten die Gläubigen sie sich zwar immer wieder anhören. Aber Bilder sind viel unmittelbarer als Worte, sie berühren alle Menschen: ob sie gebildet sind oder nicht und egal, welcher Kultur und Religion sie angehören oder aus welchem Land sie kommen. Gemälde schaffen es unabhängig von Ort und Zeit, die Betrachter in ihren Bann zu ziehen. Kunstwerke bergen Geheimnisse, zu denen jeder einen anderen Zugang findet. Es gibt in der Malerei keine Grenzen!
Ich liebe Kunst – durch sie kann ich Gefühle ausdrücken, aber auch mit Menschen in Kontakt treten. Das fand ich schon als Kind spannend. Dass man aber von Beruf Künstler sein kann, war mir damals nicht klar. Mein Traum war immer, Priester zu werden. 1995 trat ich der Gesellschaft des Göttlichen Wortes (SVD) bei. Während der 14 Jahre meiner Priesterausbildung studierte ich englische Literatur, Philosophie und Theologie. Malen war in all dieser Zeit immer ein Hobby – bis mich unser Ordensoberer Father Maxim Rodriguez fragte, ob ich nicht Kunst studieren möchte. Er half mir mit der Bewerbung an der Königlichen Kunstakademie in Guwahati in Nordostindien, wo ich als Priester tätig war. Und es hat geklappt!
Kunst heilt die Seele
Meine Motivation war, durch mein Studium einen Weg zu finden, Kunst in die seelsorgliche Arbeit einzubinden. Ich nenne das „visuellen Katechismus“. Während meines Studiums ließ ich mich vor allem von christlichen Themen inspirieren. Viele meiner Kommilitonen und Professoren, die meisten von ihnen Hindus, meinten: „Da steckt ja so viel Schönheit im Christentum, das wussten wir nicht!“ Solche Rückmeldungen ermutigten mich. Sie zeigten mir, dass christliche Kunst auch heute wichtig ist und Menschen zum Nachdenken bringen kann, wenn sie neue Wege geht.
Für ein großes Ölgemälde mit dem Titel „Pfingsten in Tripura“ machte ich in den Dörfern des nordostindischen Bundesstaates Tripura eine ethnografische Studie, um so viel wie möglich über die Kultur der dort lebenden Menschen herauszufinden. Vier Monate war ich mit Recherchieren und Malen beschäftigt. Das Bild wurde an einem Pfingsttag in einer Kirche in Ambassa enthüllt. Der Bischof predigte spontan zum Motiv, und die Menschen waren überwältigt, sich darin wiederzufinden. Es war schön zu spüren, welche Gefühle mein Gemälde hevorruft!
Die Kraft der Kunst besteht darin, das Leben mit Schönheit zu füllen, Seelen zu heilen und Harmonie in unsere Gedanken zu bringen. Das möchte ich auch Kindern vermitteln, wenn ich Kunst unterrichte. Oft beobachte ich, wie die Schüler beim Malen sofort ruhiger werden. Es ist faszinierend, wie sie in eine andere Welt eintauchen. Dieses Gefühl kenne ich sehr gut.
Aufgezeichnet von: Pia Scheiblhuber
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