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Hier fin­de ich Gott

„Wisst, dass Gott un­ter­wegs zu fin­den ist und nicht erst am Ziel“, hat die Mys­ti­ke­rin Ma­de­l­ei­ne Del­brêl ein­mal ge­sagt. Gott ist übe­rall – im Lärm und in der Stil­le, in der Na­tur ge­n­au­so wie mit­ten in der Stadt. Manch­mal spü­ren wir ihn in ei­ner Be­geg­nung. Drei Men­schen er­zäh­len, wo Gott ih­nen na­he ist.

„In den Ber­gen spü­re ich, wie Gott mich träg­t“

„Was machst Du ei­gent­lich bei den Berg­e­x­er­zi­ti­en?“, wer­de ich manch­mal ge­fragt. Mei­ne Ant­wort: „Ich füh­re Men­schen in ei­nen Raum, in dem sie von Gott be­rührt wer­den.“ Die Stil­le der Ber­ge ist der Vor­raum Got­tes. Hier kann ich zur Ru­he kom­men und Got­tes lei­se Spra­che, die im Lärm des All­tags oft kaum mehr ver­nehm­bar ist, wie­der her­aus­hö­ren. Gott um­gibt mich in den Wei­ten des Ho­ri­zonts und in der ge­wal­ti­gen Na­tur des Ge­bir­ges. Das lässt mich De­mut er­fah­ren und ich spü­re, dass da et­was ist, das grö­ß­er ist als wir. Got­tes Geis­tes­kraft durch­strömt mich über mei­ne At­mung, und ich spü­re sei­ne Nähe in der Be­rüh­rung des Win­des, der Son­ne oder des Re­gens auf mei­ner Haut und in der ele­men­ta­ren Er­fah­rung, den Na­tur­ge­wal­ten aus­ge­setzt zu sein. Gleich­zei­tig füh­le ich mich völ­lig ge­bor­gen als Ge­sc­höpf in­mit­ten sei­ner atem­be­rau­ben­den Sc­höp­fung.
Das acht­sa­me Ge­hen über ver­schie­de­ne Un­ter­grün­de ist für mich wie Be­ten mit den Fü­ß­en, und in der Wahr­neh­mung des fes­ten Grun­des un­ter mei­nen Soh­len kann ich er­fah­ren, wie Gott mich trägt und mit mir geht. Zahl­lo­se Herz­stei­ne auf dem Weg las­sen mich sei­ne Lie­be spü­ren, und auf un­be­kann­ten We­g­ab­schnit­ten durf­te ich schon oft er­fah­ren, dass ich gut ge­führt wer­de, wenn ich ins ab­so­lu­te Ver­trau­en ge­he.
Näh­er an Gott als in den Ber­gen kann ich nicht sein, und die­se Ver­bun­den­heit zu spü­ren, macht süch­tig, nicht nur mich, son­dern auch vie­le an­de­re, die im­mer wie­der kom­men.

As­trid Kun­ze, 60,
ist Geist­li­che Be­g­lei­te­rin für Berg­e­x­er­zi­ti­en und in der Not­fall­seel­sor­ge.

„Paul ist für mich zum Se­gen ge­wor­den“

Ist die Eli­sa­beth-Stra­ßenam­bu­lanz „nur ei­ne me­di­zi­ni­sche Am­bu­lanz zur Ver­sor­gung kran­ker woh­nungs­lo­ser Men­schen oder ein Kir­chort?“, so wer­de ich manch­mal ge­fragt. In die­ser Ein­rich­tung des Ca­ri­tas­ver­bands Frank­furt, mei­nem „Wir­kor­t“ als All­ge­mein­me­di­zi­ne­rin und Mis­si­ons­ärzt­li­che Schwes­ter seit 25 Jah­ren, darf ich im­mer wie­der Er­fah­run­gen wie die­se ma­chen: Paul steht plötz­lich vor mir im Bad. Ich ken­ne ihn vom auf­su­chen­den Di­enst auf der Stra­ße, sei­nem „Zu­hau­se“. Er lächelt ver­schmitzt. In die­sem Au­gen-Blick brau­chen wir bei­de kei­ne Wor­te. Da ge­schieht et­was jen­seits von Spra­che und Ver­ste­hen! Der un­an­ge­neh­me bei­ßen­de Ge­ruch, den sei­ne ver­d­reck­te Ho­se und die dar­un­ter ver­bor­ge­nen, of­fe­nen ent­zün­de­ten Bei­ne ver­b­rei­ten, stört nicht. Die Freu­de, dass Paul Kraft hat und Ver­trau­en zu kom­men, über­wiegt. End­lich zeigt er sei­ne Wun­den, die wir im Team aus Pf­le­ge­kräf­ten und Ärz­ten schon lan­ge ver­mu­ten. Heu­te kann er Be­rüh­rung, Pf­le­ge und me­di­zi­ni­sche Be­hand­lung zu­las­sen. Am En­de ge­hen wir bei­de ein Stück „hei­ler“ au­s­ein­an­der.
Paul er­in­nert mich: „Gott heilt.“ Ich bin ein­ge­la­den, „prä­sent zu sein“ in schein­ba­rer Er­folg­lo­sig­keit, Ver­geb­lich­keit und Ohn­macht und mit Got­tes hei­len­der Ge­gen­wart zu rech­nen. So wächst Ver­trau­en, de­mü­ti­ges Stau­nen über Got­tes Wir­ken. „Wenn Du ent­täuscht bist, zäh­le Dei­ne Se­gen“, hat An­na Den­gel, die Grün­de­rin der Mis­si­ons­ärzt­li­chen Schwes­tern, uns mit auf den Weg ge­ge­ben. Paul ist heu­te für mich zum Se­gen ge­wor­den.

Sr. Dr. Ma­ria Goet­zens, 60,
ist All­ge­mein­me­di­zi­ne­rin und Mis­si­ons­ärzt­li­che Schwes­ter. Sie lebt in Frank­furt am Main.

„Ei­ne Be­geg­nung mit der Spra­che der Mu­si­k“

Be­geg­nun­gen sind in mei­nen Au­gen ein wich­ti­ger Be­stand­teil des kir­chen­mu­si­ka­li­schen All­tags. Be­geg­nun­gen fin­den in Chor­pro­ben statt, sie fin­den bei Ge­sprächen, zum Bei­spiel mit Braut­leu­ten zur Pla­nung ih­rer Trau­ung statt, Be­geg­nun­gen fin­den in der Sa­kri­s­tei statt, im pfarr­li­chen Le­ben. So wert­voll die­se „phy­si­schen“ Be­geg­nun­gen sind: Un­g­leich wert­vol­ler emp­fin­de ich die oft ra­ren Be­geg­nun­gen oh­ne ein ge­spro­che­nes Wort, oh­ne Be­rüh­run­gen. Vi­el­leicht könn­te man sa­gen, Be­geg­nun­gen im Geis­te.
Als Mu­si­ker, ins­be­son­de­re als Kir­chen­mu­si­ker, kann man sol­che Mo­men­te im­mer wie­der fin­den. Es ist ein Lied, das im Heim für Be­hin­der­te ge­sun­gen wird – und Er­in­ne­run­gen bei den Be­woh­nern weckt. Es ist ei­ne Stim­mung im Got­tes­di­enst, die man mit sei­nem Or­gel­spiel er­zeu­gen kann – und die die Ge­mein­de mit­nimmt. Es ist der Blick in die Au­gen des 90-Jäh­ri­gen im Chor, der sich Wo­che für Wo­che auf das Sin­gen in der Ge­mein­schaft freut – weil es ihm gut tut. Und es ist der Mo­ment, bei dem der letz­te Ak­kord im gro­ßen Kon­zert ver­k­lun­gen ist und die letz­te An­span­nung den Nach­hall ver­folgt – um dann los­zu­las­sen und den Ap­plaus des Pu­b­li­kums zu ge­nie­ßen. In die­sen Mo­men­ten füh­le ich, wie ich den Men­schen in Got­tes­di­enst, Kon­zert oder Chor­pro­be auf ei­ne ganz ei­ge­ne Art und Wei­se be­geg­ne, die mit nichts ein­ge­fan­gen wer­den kann, mit kei­nem Bild, mit kei­nem Ton. Ei­ne Be­geg­nung mit der Spra­che der Mu­sik. Ei­ne Be­geg­nung, ein Ge­fühl, dass da mehr sein muss …

And­reas Hoff­mann, 39,
Re­gio­nal­kan­tor für Aa­chen Land und Kir­chen­mu­si­ker für die Pfarr­rei St. Gre­gor, Aa­chen.

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