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Begegnungen sind in meinen Augen ein wichtiger Bestandteil des kirchenmusikalischen Alltags. Begegnungen finden in Chorproben statt, sie finden bei Gesprächen, zum Beispiel mit Brautleuten zur Planung ihrer Trauung statt, Begegnungen finden in der Sakristei statt, im pfarrlichen Leben. So wertvoll diese „physischen“ Begegnungen sind: Ungleich wertvoller empfinde ich die oft raren Begegnungen ohne ein gesprochenes Wort, ohne Berührungen. Vielleicht könnte man sagen, Begegnungen im Geiste.
Als Musiker, insbesondere als Kirchenmusiker, kann man solche Momente immer wieder finden. Es ist ein Lied, das im Heim für Behinderte gesungen wird – und Erinnerungen bei den Bewohnern weckt. Es ist eine Stimmung im Gottesdienst, die man mit seinem Orgelspiel erzeugen kann – und die die Gemeinde mitnimmt. Es ist der Blick in die Augen des 90-Jährigen im Chor, der sich Woche für Woche auf das Singen in der Gemeinschaft freut – weil es ihm gut tut. Und es ist der Moment, bei dem der letzte Akkord im großen Konzert verklungen ist und die letzte Anspannung den Nachhall verfolgt – um dann loszulassen und den Applaus des Publikums zu genießen. In diesen Momenten fühle ich, wie ich den Menschen in Gottesdienst, Konzert oder Chorprobe auf eine ganz eigene Art und Weise begegne, die mit nichts eingefangen werden kann, mit keinem Bild, mit keinem Ton. Eine Begegnung mit der Sprache der Musik. Eine Begegnung, ein Gefühl, dass da mehr sein muss …
Andreas Hoffmann, 39,
Regionalkantor für Aachen Land und Kirchenmusiker für die Pfarrrei St. Gregor, Aachen. |