Foto: David Sünderhauf |
|
Gott ist mitten im Alltag
„Guten Morgen, Paul. Wie geht es Dir?“ „Ich danke Gott, er hat mich gesund aufstehen lassen. Ja, für alles danke ich Gott“, antwortet er strahlend. Immer wenn ich mit dem Gärtner Paul rede, dankt er Gott für alles und jedes und dann den Menschen.
Seit mehr als 50 Jahren lebe ich als Missions-Benediktinerin und Ärztin in Afrika, die meiste Zeit davon in Tansania. Ich fand es zunächst befremdlich, dass viele Menschen hier Gott für jedes kleine Alltagsgeschehen danken. Sie danken Gott sozusagen als Erstursache, dann auch Menschen, je nachdem, was der Anlass ist. Aus dem anfänglichen Erstaunen wuchs bei mir langsam die Einsicht, dass der Glaube an den gegenwärtigen und handelnden guten Gott bei ihnen sehr viel tiefer geht als bei mir als Benediktinerin.
Mein Glaube an den hier und jetzt gegenwärtigen Gott ist viel mehr Theorie, während die einfachen Menschen hier in Afrika ganz nahe bei dem sind, der als liebender und zugewandter Gott im Alltag bei ihnen ist. Die Hilfe erreicht uns oft über Menschen, die bewusst oder unbewusst von Gott dazu gebracht wurden, anderen zu helfen. So wuchs allmählich auch bei mir der Glaube, dass es tatsächlich so ist: Gott ist die Liebe und allgegenwärtig. Ich danke ihm für den guten Schlaf, für meine Gesundheit – und auch für meine Krankheit, für jedes Geschehen.
In Deutschland hört man oft: Gott sei Dank habe ich schlafen können oder etwas Ähnliches. Diese Glaubensaussage ist jedoch zur Floskel erstarrt. Denn wer denkt dabei an Gott? Anders in Afrika: Der Glaube ist – noch – lebendig, dass Gott uns kennt, liebt und wirkt, auch wenn das Wirken für uns leidvoll ist. Gott sei Dank, dass ich das lerne und glaube!
Zurück zur Nachrichtenübersicht |