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Gegen Rassismus hilft ehrliches Erinnern
Beschämend ist, wenn afrikanische Priester ihr Amt niederlegen, weil sie rassistisch belästigt und sogar mit Mord bedroht werden. Beispiele aus dem bayrischen Zornedingen und dem pfälzischen Queidersbach belegen, dass Rassisten selbst vor Kirchentüren keinen Halt machen. Schlimmer noch: Sie haben Erfolg damit. Peinlich ist, wenn ein Staat nur halbherzig gegen Rassismus vorgeht – wie der deutsche Innenminister, der eine Studie über Rassismus in der Polizei verhindert – offensichtlich, um das Ausmaß des Übels zu vertuschen. Rassismus ist ein Gift, das die Gesellschaft verseucht. Es findet sich überall und in vielen Formen – offen und versteckt, individuell und strukturell, bewusst und unbedacht. Wunderbar ist, dass weltweit eine Rassismus-Debatte entsteht. Der Tod des Schwarzen George Floyd in den USA war trauriger Auslöser: Ein weißer Polizist kniete so lange auf Floyds Genick, bis dieser erstickte. Die Bilder ließen global die BlackLivesMatter-Bewegung erwachen, die das Zeug haben könnte, die Welt zu verändern. Wichtig ist, jetzt immer wieder über Rassismus zu reden – vor allem in den Schulen. Rassismus wurzelt in der Gewalt der Kolonialzeit, sagen Historiker. Also muss die Geschichte des Kolonialismus neu erzählt werden. Kolumbus, König Leopold II. oder General Lothar von Trotha waren keine Helden der Geschichte, sondern kaltblütige Massenmörder. Das wird man ja wohl noch sagen dürfen.
Von Franz Jussen
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