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Meine Mission
Schwester Hiltrud, die Freundin der Bienen
Schwester Hiltrud Wachter, 72, gehört zu den Franziskanerinnen von Reute. Sie und ihre Mitschwestern bieten Führungen durch das Bienenhaus und den Klostergarten an.
Für mich sind Bienen Lehrmeisterinnen des Lebens: Sie sind selbstlos, genügsam und setzen sich füreinander ein. Jede Biene weiß vom ersten Tag an, was sie zu tun hat. Somit sind Bienen ein Vorbild für unsere Ordensgemeinschaft, denn jede von uns hat bestimmte Pflichten und Rechte – wie im Bienenstock. Wenn jede ihre Aufgabe erfüllt, gelingt Gemeinschaft. Als Gläubige können wir uns alle etwas von den Bienen abschauen.
Schon mein Vater war Imker: Als Kind durfte ich ihm beim Füttern und Schleudern helfen. Der Honig war immer sehr gut. Im Laufe der Zeit habe ich aber auch andere Bienenprodukte zu schätzen gelernt. Propolis zum Beispiel, auf das ich in meiner Zeit als Fußpflegerin aufmerksam wurde. Der Bienenstock ist eine wahre Naturapotheke! Pollen, Gelée Royale, Bienenwachs und Bienenstockluft sind tolle Naturprodukte. Meine Devise lautet: „Vorbeugen ist besser als Heilen“, und das gelingt einem mit den Bienenprodukten sehr gut. Natürlich ersetzen sie nicht den Arzt. Aber warme Milch oder Kräutertee mit Honig sind einfach wohltuend!
Seit 2009 bin ich in der Klosterimkerei. Ich betreue 20 Bienenvölker, da bin ich das ganze Jahr über ganz schön beschäftigt: Im Frühjahr muss ich die Bienen für die Brut mit Futter und Wasser versorgen. Mit der Zeit wächst das Volk: Ich muss dann abwägen, ob ich Völker zusammenlege oder Ableger, also neue Völker, heranziehe. In diesem Fall kann ich nach zirka zehn Tagen eine Weiselzelle mit einer schlüpfenden Königin hineinhängen. Im Mai und Juni geht es ans Honigschleudern. Dabei helfen mir immer meine Mitschwestern, die sich sehr über den leckeren Blüten- und Sommerhonig freuen. Der ist nur für den Eigenbedarf. Wir verkaufen nichts davon, um auch mal schlechte Honigjahre überbrücken zu können.
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