„Wir sind Brückenbauer“Überkonfessionelle Gottesdienste mit Tausenden von jungen Menschen – der Band „Koenige & Priester“ gelingt,
was heute selten ist: Glauben attraktiv zu machen. Gemeinsam mit missio ruft sie mit dem Konzert
„Glaube, Hoffnung und Liebe“ auf dem Katholikentag dazu auf, sich für Notleidende einzusetzen. |
In Ihren Liedern singen Sie von Liebe, Hoffnung und Glauben. Welche Werte stecken für Sie dahinter?
Florence Joy: Treue und Ausdauer.
Jonathan Enns: Nächstenliebe.
Thomas Enns: Ehrlichkeit.
Als „Koenige & Priester“ haben Sie sich diese Werte auf die Fahnen geschrieben. Wie sind Sie auf den Bandnamen gekommen?
Thomas Enns: Als wir unsere ersten Songs geschrieben hatten, fragten wir uns, wie wir uns nennen könnten. In dieser Zeit haben wir einen Pfarrer aus Brasilien getroffen, der besorgt war, dass wir als Christen noch nicht ganz verstanden haben, wer wir wirklich sind. Nämlich Söhne und Töchter Gottes, Könige und Priester zu Seiner Ehre. Das hat uns nicht losgelassen. Als wir dann im Studio einen Song aufgenommen haben, den wir ein Jahr zuvor geschrieben hatten, ist uns aufgefallen, dass wir in der Strophe singen: „Wir sind Könige und Priester. Das Beste liegt noch vor uns.“ Und damit war uns klar: Das war göttliche Eingebung.
Was bedeutet es für Sie im Alltag, als Könige und Priester zu leben?
Thomas Enns: Ein guter König kümmert sich um Notleidende. Und ein Priester weist darauf hin, dass es mehr gibt als das, was wir vor Augen haben. Nämlich einen Gott, der uns liebt.
Florence Joy: Im Alltag übernehmen wir diese Aufgaben als Eltern. Wir sind da, um unseren Kindern Gutes zu tun, sie an die Hand zu nehmen und sie auch zu Gott zu führen.
Jonathan Enns: Vereinfacht gesagt sind wir Botschafter des Himmels. In dieser Welt gibt es so viele schlechte Nachrichten. Jesus hat aber eine gute Nachricht für uns: Der Weg zu Gott ist frei. Genau diese guten Botschaften Gottes verarbeiten wir in unseren Songs.
Ihre Auftritte bei den überkonfessionellen B.A.S.E.-Gottesdiensten waren ein Publikumsmagnet, vor allem für junge Leute. Was ist Ihr Erfolgsrezept?
Jonathan Enns: Wir sind da ganz unbedarft rangegangen und wollten mit den Gottesdiensten etwas Unvorhersehbares schaffen: Immer ein anderes Programm bieten mit ansprechender Musik und Botschaften, die für Jugendliche relevant sind. Unsere Botschaft war immer klar: Es geht um Jesus. Wir wollten Konfessionen zusammenbringen und dabei Ihn in den Mittelpunkt stellen.
Was bedeutet Ökumene für Sie?
Thomas Enns: Wir Christen glauben an einen Gott, der die Liebe selbst ist. In der Bibel steht, dass man an unserer Liebe untereinander erkennen wird, dass wir zu Gott gehören. Ich habe diese Liebe untereinander oft vermisst. Jesus stellt uns vor die Herausforderung und sagt: „Bewahrt die Einheit.“ Das schaffen wir nur, wenn wir nicht auf einem Standpunkt beharren. Das ist uns in den letzten 15 Jahren gelungen. Wir sind Brückenbauer und haben gelernt, dass wir zusammenkommen und gemeinsam beten können, auch wenn wir nicht zur selben Konfession gehören.
Besonders junge Menschen stehen der Kirche heute skeptisch gegenüber. Sie auch?
Thomas Enns: Es gibt natürlich Dinge, die absolut unverzeihlich sind wie beispielsweise Missbrauch. Ich möchte meinen Glauben aber nicht abhängig machen von dem gelebten Glauben eines anderen. Das ist der Knackpunkt. Es geht um meine Beziehung zu Gott. Und die ist nicht abhängig von einem Priester, der Mist gebaut hat.
Florence Joy: Ja, denn man tut sich nichts Gutes, wenn man nur auf die Fehler der anderen schaut und sich deshalb abwendet. „Wer ohne Sünde ist, werfe den ersten Stein“ – wir alle machen Fehler. Wichtig ist, eine lebendige, ganz eigene Beziehung zu Gott zu entwickeln.
Würden Sie sagen, dass man als Christ auch im Politischen Verantwortung übernehmen soll?
Thomas Enns: Auf jeden Fall. Ich glaube, dass wir als Christen dazu bestimmt sind, die Gesellschaft mitzuprägen. So wie ein gerechter König, dem nicht egal ist, was in der Welt passiert.
Sie waren alle drei erfolgreiche Castingshow-Teilnehmer und dadurch dem großen Musikgeschäft schon ganz nah. Warum haben Sie sich entschieden, Ihre eigene Musik zu machen und mit Ihren Songs Glaubensbotschaften zu vermitteln?
Florence Joy: Damals, nach dem Sieg bei „Star Search“, ging alles sehr schnell. Ich musste sofort Songs auswählen und aufnehmen. Aber ich habe gespürt, dass es nicht das ist, was ich möchte. Als ich die Jungs kennengelernt habe, haben wir gemerkt, dass wir selbst Songs schreiben müssen, um zu 100 Prozent hinter der Musik stehen zu können. Wir wollten nichts mehr aufgestülpt bekommen. Das war natürlich nicht leicht. Die Tür zu etwas Größerem, bei dem man viel mehr Geld verdienen könnte, war geöffnet. Wir wollten aber unsere ganze Hoffnung auf Gott setzen.
Welche Momente sind Ihnen besonders in Erinnerung geblieben, seit Sie gemeinsam mit Ihrer Musik unterwegs sind?
Florence Joy: Einmal während der Ost-Tour haben die Leute einfach nicht mehr aufgehört zu singen, als wir das letzte Lied zu Ende gespielt hatten. In dem Song ging es um den Himmel und das, was uns dort erwartet. Genau diese Atmosphäre war plötzlich greifbar nahe.
Jonathan Enns: Oder einmal schenkte uns ein Mädchen ein Bild, das es während des Konzerts gemalt hatte. Es zeigte ein Herz, das gebrochen war und wieder heil wurde.
Florence Joy: Das war ziemlich bewegend. Genau das soll ja passieren. Dass Gott durch unsere Konzerte Gedanken verändert oder Herzen heilt.
Am 26. Mai treten Sie beim Katholikentag in Stuttgart auf, für den Sie den Song „Leben teilen“ schreiben. Welche Botschaft soll das Lied vermitteln?
Jonathan Enns: Der Song ist eine Aufforderung, gerade jetzt, da die Corona-Beschränkungen gelockert werden: Wir sollten wieder aufeinander zukommen, anfangen zu teilen, zu leben, zu lieben.
Thomas Enns: Vor allem in dieser Zeit der gesellschaftlichen Spaltungen. Wir wünschen uns für unser Land das Geschenk der Versöhnung.
Das Konzert von „Koenige & Priester“ auf dem Katholikentag in Stuttgart findet am 26. Mai um 19 Uhr im Oberen Schlossgarten statt.
Interview: Maya Knodel und Pia Scheiblhuber
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