Ausbildung für eine bessere ZukunftOrdensfrauen, die im Einsatz für bedrohte und verarmte Menschen an ihre Grenzen gehen,
leben oft selbst in unsicheren wirtschaftlichen Verhältnissen oder sozialen Abhängigkeiten.
Eine gute Ausbildung und regelmäßige Weiterbildung hilft. |
Text: Christina Brunner
Foto: Fairpicture
Sie sind gut ausgebildet, leiten Klöster und karitative Organisationen, gehen dahin, wo niemand bleiben will, und sind unentbehrliche Stützen der Kirche, in der sie oft wenig zu sagen haben. „Viele Ordensfrauen sind gut informiert, kompetent – und am Ende ausgebrannt“, erklärt Schwester Molly Mathew, Geschäftsführerin der Konferenz der Ordensfrauen Indiens (CRWI).
CRWI hat deshalb ein neues Projekt gestartet: Insgesamt 200 Schwestern nehmen an einer Schulung teil, um ihre Führungsqualitäten zu stärken. Drei Tage lang können sie aus dem Stress des Alltags aussteigen und mit neuen Augen auf ihr Engagement schauen. „In diesem Programm ging es nicht darum, meine Arbeitsleistung zu verbessern“, erzählt eine der Teilnehmerinnen. „Ich konnte meine Spiritualität stärken, innere Kraft und Vertrauen in mich selbst entwickeln.“
Nicht ausbrennen
In Indien arbeiten mehr als 100 000 Ordensschwestern im Dienst für andere. Sie sind in der Pastoral tätig, führen Schulen und Krankenhäuser. Schwester Molly Mathew weiß, wie schwierig die Situation für viele von ihnen ist. „Sie sind überlastet mit vielen Zuständigkeiten. Das lässt ihnen keine Zeit, für sich selbst und ihre seelische Gesundheit zu sorgen.“ Dies dokumentiert auch eine Untersuchung mit dem Titel „It‘s high Time“ („Es ist höchste Zeit“), in der die Ordensfrauen über patriarchalische Unterdrückung, sexuellen Missbrauch, Suizide und Eigentumsstreitigkeiten sprachen. Die CRWI richtete deshalb eine Beschwerdestelle ein, an die
sich Ordensleute wenden können.
Das Ausbildungsprojekt für Schwestern in Führungspositionen passt zur Priorität des Aachener Hilfswerks missio, Ordensfrauen zu stärken. „Das Ziel ist eine nachhaltige Entwicklung des immensen Potenzials, das mit gut ausgebildeten Ordensschwesterntern vorhanden ist“, sagt Bettina Leibfritz, missio-Länderreferentin für Indien. „Wir wollen sie unterstützen, damit die Schwestern selbstbewusster eine stärkere Rolle in der indischen Kirche einnehmen können.“
Frauenförderung gezielt unterstützen
„Bei missio Aachen setzen wir uns seit Jahren für die Förderung von Frauen ein und unterstützen deshalb gezielt die Ausbildung von Ordensfrauen. In vielen Regionen übernehmen Schwestern zentrale Aufgaben der Kirche vor Ort – sei es in Schulen, Krankenhäusern, Gemeinden oder auch kirchlichen Medien. Sie sind ganz nah bei den Menschen und prägen vielerorts das Gesicht der Kirche. Diesen Frauen eine gute Ausbildung zu ermöglichen, gehört zur Anerkennung ihrer wertvollen Arbeit, die sie täglich leisten.“
missio-Präsident Pfarrer Dirk Bingener
Schwester Ida-Maria Kastner, Schulschwester von Unserer Lieben Frau, leitet eine Zahnarztpraxis in Auerbach.
Foto:Auerbacher Schulschwestern
Zur Ehre Gottes und zur Hilfe der Menschen
„Wir Schulschwestern übernehmen auch Tätigkeiten im karitativen Bereich, zu dem ich unsere Praxis zähle. Ich bin sehr dankbar, dass ich in meinem erlernten Beruf als Zahnärztin tätig sein darf. Die praktische, medizinische Arbeit im Kontakt mit verschiedensten Menschen macht mir viel Freude!
Eine solide Ausbildung ist eine gute Grundlage, dem Nächsten durch seinen Beruf im Apostolat zu dienen. Es ist wertvoll, die Fähigkeiten, die Gott geschenkt hat, aus- und weiterzubilden und sich in einem Beruf zu qualifizieren. Unser Dienst in der Praxis soll zur Ehre Gottes und zur Hilfe der Menschen sein. Das ist für mich nichts Fernes, Abstraktes, sondern heißt, die tägliche, bodenständige Arbeit Gott zu schenken.
Es ist mir auch wichtig, unsere Patienten und die Anliegen der Praxis immer wieder ins Gebet zu bringen.“
Schwester und Zahnärztin Ida-Maria Kastner
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