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Buchtipps
Lesestoff für die kalte Jahreszeit
Je früher es am Nachmittag dunkel wird, desto größer ist die Leselust. Und je öfter man sich eine Auszeit nimmt, um in eine spannende Geschichte einzutauchen, umso leichter findet man aus einem Stimmungstief. Es gibt natürlich noch viel mehr Gründe, sich zur Herbst- und Winterzeit mit guten Romanen, Sach-, Reportage- und Rezept-Büchern einzudecken. kontinente hat sich auf dem Büchermarkt umgeschaut und ein paar Highlights herausgepickt.
Backbuch
Mann backt mediterranes Brot
Dem Food-Fotografen und Blogger Marian Moschen kam die Idee zu diesem Buch bei einem Italienurlaub. Dort widerlegte das Angebot einer außergewöhnlichen Bäckerei sein Vorurteil, dass sich die italienische Brotkultur in Panini und Pizza erschöpft. Neben Kapiteln über die Grundlagen von Mehlsorten, Werkzeugen, richtiges Kneten oder das Reifen des Teiges liefert der Band mehr als 40 fantastische mediterrane Brotrezepte mit Sauerteig, Hefe oder Lievito Madre und stellt Genussbrote rund ums Mittelmeer vor. Zum Beispiel das Pain d’Epi, für das Wasser, Weizenmehl, Salz und Hefe als Zutaten ausreichen. Mit den gut strukturierten Anleitungen, ergänzt durch großformatige Fotos, macht das Brotbacken Freude. Ein Buch, das nicht nur bei Männern – vielleicht auf dem Gabentisch? – ankommt.
Tyrolia, geb., 200 S., 138 farb. Abb., € (D/A) 29,00.
Klösterliche Hausapotheke
Gesundheit aus dem Garten Gottes
Schon immer lag im Kloster der Franziskanerinnen von Reute der Schwerpunkt auf der Krankenpflege. Die Ordensfrauen bewahrten das alte Wissen um die Klostermedizin und praktizieren sie. Bei Führungen und Begegnungen im Schaugarten fragen Besucher oft nach Kräutern, Blumen und deren Heilwirkungen. Mit einem ansprechend gestalteten, informativen und praxisnahen Buch kommen Schwester Paulin Link und Schwester Birgit Bek, ausgebildete Fachfrau für Heilpflanzen, nun der großen Nachfrage nach schriftlichen Informationen über ihr Fachwissen nach. Der Band liefert eine Fülle von Wissenswertem über die Gaben der Natur und deren Anwendung, zu Tees, Tinkturen, Ölen, Salben und vielem mehr. Schon die pfiffigen Titel der sieben Kapitel wie „Schlummer ohne Kummer“ oder „Bitter macht Fitter“ machen – eingebettet in spirituelle Impulse – neugierig auf den Inhalt.
Patmos, geb., 216 S., zahlr. Farbfotos, € (D/A) 29,90/30,80.
Kleines Lob der Weihnacht
Gepriesen seien Ochs und Esel
Leonardo Boff erzählt in seinem Büchlein von einer Weihnachtskerze, die für ihn eine ganz besondere Bedeutung hat. Er war zum ersten Mal am Heiligen Abend nicht in seinem Heimatland Brasilien, sondern in Berchtesgaden zu Gast in einem kleinen Franziskanerkloster und konzelebrierte die Christmette. Gegen halb zwei morgens kommt eine alte Frau an die Klosterpforte und überreicht für das „fremde Paterle“ ein Päckchen mit den Worten, dass er so weit weg von seinen Lieben sei und sie ihm eine Freude machen wolle. Die Wärme und Schlichtheit dieser Frau lösen in ihm ein Gefühl der Dankbarkeit und Geschwisterlichkeit aus. Seitdem zündet er jedes Jahr zu Weihnachten diese Kerze an. Seine weiteren Texte über das göttliche Kind, das Weihnachten seiner Kindertage, zur Menschlichkeit Gottes oder über den Traum eines Umweltaktivisten sind wie Meditationen zum Weihnachtsfest.
Patmos, 96 S., HC mit s/w Abb., € (D/A) 12,00/12,40.
Abenteuerbuch für die Adventszeit
Von wilder Welt und Weihnachten
Ein unkonventionelles Buch mit Ideen zum Kochen mit einfachen Zutaten, Basteln und Dekorieren, ungewöhnlichen Verpackungen und spannenden Beschäftigungen. Mit viel Kreativität wollen die drei Autorinnen Christine Weißenborn, Sarah Neuendorf und Serena Wördenweber dem hemmungslosen Konsum zum Weihnachtsfest trotzen und zeigen, wie erfrischend es sein kann und wie wenig man braucht, um froh und ausgelassen zu feiern. Denn Stoffreste, Pappkarton, Wolle, alte Bänder rund Weihnachtsdeko schlummern in vielen Schubladen und lassen sich wunderbar verwenden. Die Rezepte und Vorschläge zum Selbermachen in diesem Buch kommen mit wenig aus und sind doch weihnachtlich, lecker und dazu auch noch nachhaltig.
Knesebeck, geb., 224 S., mit zahlr. Farb-Abb., € (D/A) 28,00/28,80
Gespräche über das Gottsuchen
Grenzgänge
Gott sei den meisten Menschen heute schlichtweg abhandengekommen, glaubt Autor Stefan Seidel. Allenfalls, so der Theologe und Psychologe, gebe es noch Wissen über die christlichen Wurzeln von Feiertagen. Kirchen und Kathedralen würden mehr als Kulturgüter denn als Gotteshäuser gesehen; das Religiöse werde mehr und mehr zum Fremdkörper und oft mit Einengung, Bevormundung, Rückständigkeit verbunden. In Zeiten von Krisen und Kriegen fragen sich außerdem die Menschen, wo denn der liebende Gott bleibt. Seidel hat 19 prominente Autorinnen und Autoren, Künstlerinnen und Künstler, Denkerinnen und Denker gefragt „Wie hältst Du es mit Gott?“. Sie stellen sich dieser Frage und beschreiben ihr Gottsuchen heute. Dabei kommen berührende Geschichten zum Vorschein, die Inspiration bei der eigenen Suche sein können.
Claudius, Klappenbroschur, 295 S., € (D/A)26,00.
Krimi
Welt verloren
Der Rhein ist zugefroren, das Leben im ländlichen Raum am Niederrhein erstarrt unter gewaltigen Massen von Schnee. Der Notstand wird ausgerufen. Jacob Beerwein lebt nach Jahren als Auslandsseelsorger wieder im Dörfchen Dornbusch. Der pensionierte Priester genießt die Gleichförmigkeit der Tage und seine täglichen Runden durch die Kälte. Er hat sich im alten Pastorat eingerichtet, wo sein Vater mehr als ein halbes Jahrhundert als Küster und Organist tätig war und Jacob nach dem Tod der Mutter allein großzog. Gegenüber St. Thomas lebt sein alter Freund Melchior, mit dem ihm eine ganze Kindheit und Jugend verbindet. Das beschauliche Leben der beiden endet mit dem brutalen Mord an dem verschwunden geglaubten Raven Richards, ebenfalls ein alter Schulfreund. Ein tiefgründiger Krimi von Gregor Maria Hoff über Freundschaft, das Leben, einen Verrat und einen gefühlt stummen Gott, der menschliche Nachhilfe in Sachen Gerechtigkeit bekommt.
echter, geb., TB, 216 S., € (D/A) 14,90/15,40.
Roman
Die Sommer
Ein Reihenhaus nahe München und das Lehmhaus der jesidischen Großeltern in einem abgelegenen kurdischen Dorf in Nordsyrien: das sind die zwei Lebenswelten von Leyla. Die Sommerferien verbringt das Kind einer deutschen Mutter und eines kurdisch-jesidischen Vater zusammen mit Tanten, Onkeln, Vettern und Cousinen bei den Großeltern. Gebannt lauscht Leyla den Erzählungen ihres Opas, der den Genozid an armenischen Nachbarfamilien erlebte und dabei den Glauben an Gott verlor. Leyla wächst heran und wird Studentin in Leipzig. Im Lauf der Jahre erzählt der Vater von Verfolgung, Schikanen und der lebensgefährlichen Flucht vor dem Geheimdienst Assads. Im Fernsehen sieht sie Bomben auf Aleppo fallen und wie nach den Schergen des Regimes der IS in den jesidischen Dörfern wütet. Ihr Leben im Dorf hat sie nie mit jemandem geteilt. Allein mit ihrer Wut und Trauer trifft sie eine Entscheidung. Die Familiengeschichte der Autorin Ronya Othmann ist Bestandteil dieses eindrucksvollen Romans.
dtv TB, 185 S., € (D/A) 12,00/12,40; CHF 16,50.
Reise-Reportage
Mein Israel und ich – Entlang der Road 90
Bis 2020 lebte Nicola Albrecht als Leiterin des ZDF Auslandsstudios sechs Jahre mit ihrer Familie in Israel. Die von der libanesischen Grenze bis zum Roten Meer führende Route 90 bereiste sie immer wieder: eine von Touristen weitgehend unbekannte 480 Kilometer lange Strecke. Sei es im Gespräch mit einer Beduinen-Frau im Jordantal, mit kreativen Kibbuzniks, in der Begegnung mit freundlichen und unfreundlichen Siedlern, bei Pater Jonas im Kloster Tabgha oder einem Souvenir-Verkäufer am Berg der Versuchung: die Menschen und ihre Lebenswelten stehen für Albrecht immer im Mittelpunkt. Die Frage, ob man in dieser Region überhaupt selbst mit dem Auto fahren sollte, beantwortet sie eindeutig mit ja. Ihre Erfahrungen und Tipps zu Mietautos, Unterkünften, Aktivitäten, zum Verhalten, zu Essen und Trinken sind wertvoll. Wer nicht in der Lage ist, eine solche Reise zu unternehmen, kann sie mit dem Buch in Gedanken unbeschwert nachvollziehen.
Polyglott, TB, 224 S., Fotos, € (D/A) 16,90/17,50.
Ägyptische Klöster in der Tradition der Wüstenväter
Dem Himmel ein Stück näher
Das pharaonische Ägypten mit seinen Pyramiden und Schätzen kannte die Fotografin Maria Hopp bereits. Auf einer Pilgerreise 2017 mit dem koptisch-orthodoxen Bischof Anba Damian lernte sie dann ein ganz anderes Ägypten kennen: ein Land mit christlichem Erbe, dessen Ursprünge im Jahr 50 liegen, als der Evangelist Markus im Auftrag des Apostels Paulus dort das Evangelium verkündete. Bis zur Eroberung der Araber um 640 war das ganze Land christlich. Gläubige aus aller Welt reisen heute zu den berühmten Wüstenklöstern: etwa in das 361 n.Chr. gegründete Antonius-Kloster oder das Paulus- oder Makarius-Kloster. Die Autorin möchte mit ihrem informativen Foto-Text-Buch die Leser an ihren Erfahrungen und Erlebnissen mit der östlichen Spiritualität teilhaben lassen, die sie bewogen haben, Mitglied der koptisch-orthodoxen-Kirche zu werden. Nicht nur als Vorbereitung für Ägypten-Reisende lesenswert.
Echter, geb., 185 S., Farbfotos, € (D/A) 28,00/28,80; CHF 38,50.
Sachbuch Migration
Brennpunkt Westafrika – Die Fluchtursachen und was Europa tun sollte
Warum machen sich so viele Menschen aus Westafrika auf den gefährlichen Weg nach Europa? Soziologe und Menschenrechtsaktivist Olaf Bernau ist jährlich mehrere Wochen in dieser Region und arbeitet im Rahmen des überregionalen Netzwerks Afrique-Europe-Interact mit Migrantinnen, bäuerlichen Gemeinschaften und Menschenrechtsgruppen zusammen. Am Beispiel von Westafrika beschreibt der Wissenschaftler die durch Sklaverei und Kolonialismus geschaffenen Strukturen ebenso wie die breite Palette von Fluchtursachen: ungerechter Welthandel, schlechte Regierungsführung, Verschuldungspolitik, Vernachlässigung der Landbevölkerung, Klimawandel, Gewaltkonflikte. Was Europa Westafrika schuldet, welche prinzipiellen Schlüsse es ziehen sollte und wie konkrete Schritte aussehen könnten, hat Bernau nicht nur für Politiker und Entwicklungsexperten geschrieben.
C.H. Beck, TB, 317 S., € (D/A) 18,00.
365 Fragmente
WerkZeuge – In Resonanz mit Gott
Der Geigenbauer und Physiker Martin Schleske hat mit seinem dritten Buch „WerkZeuge – In Resonanz mit Gott“ einen besonderen Begleiter für das neue Jahr vorgelegt. In 365 kurzen Texten, so genannten Fragmenten, geht es um die Freude an einem intensiv erlebten Glauben und um Resonanzerfahrungen mit dem Geheimnis Gottes. Zwölf Werkzeuge aus seiner Werkstatt symbolisieren unterschiedliche Themenfelder, denen der Autor nachspürt. Wie entsteht durch ein betendes Leben innere Weisheit, Lebensfreude und Lebenskraft? Wie können wir in schwierigen Zeiten, in Einsamkeit und im Leid bestehen? Diesen und vielen anderen Fragen geht Martin Schleske nach. Er schreibt dabei nicht in der Sprache des Theologen, sondern aus der Werkstatt und in der Sprache des Künstlers, des Klangforschers, des Geigenbauers. Der Leser erhält eine Ahnung davon, was Schleske mit der „Liebe zum Hören“ meint: „Unser Herz ist wie ein Resonanzboden. Wie jedes Instrument, so hat auch unser inneres Leben - das Herz - seinen eigenen, unverwechselbaren Klang. Viel mehr als durch unsere Überzeugungen erlauben wir durch unsere Liebe, was in uns auf Resonanz stoßen kann.“
bene-Verlag, geb., 640 Seiten, mit Farbfotos, € (D/A) 26,00/26,80
Rezensionen von Elisabeth Drost
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