Foto: Khaled Abdullah/Reuters |
|
Kriegswaffe Hunger
Rund 16 Millionen Jemeniten, etwa die Hälfte der Gesamtbevölkerung, können sich ohne fremde Hilfe nicht mehr ernähren. Das UN-Welternährungsprogramm (WFP) ist seit Kriegsbeginn 2015 in dem Land tätig, doch die Versorgungslage wird zunehmend schlechter. Jetzt hat die UN-Behörde ihre Hilfe in der Region um die Hauptstadt Sanaa nach eigenen Angaben vorerst einstellen müssen: Die Lebensmittel kommen nicht mehr an. Angelieferte Hilfsgüter würden umgeleitet oder gestohlen, Helfer der Vereinten Nationen von Rebellen gestoppt, sagt ein Sprecher des WFP. In der nordwestlichen Küstenregion kontrollierten die Huthi-Rebellen, wer Nahrung erhalte und wer nicht.
UN-Nothilfekoordinator Mark Lowcock sprach bei seinem Bericht im Weltsicherheitsrat im Juni von der „schlimmsten menschengemachten humanitären Katastrophe der Welt“. Doch ohne eine politische Lösung des Konflikts nützt die Bereitstellung der Hilfsgüter nichts: Geld sei da, Hilfsgüter seien da, aber die Helfer dürften nicht helfen, so der deutsche UN-Botschafter Heusgen im Deutschlandfunk. Fakt ist: Solange der Machtkampf um die lokale Vorherrschaft anhält, solange wird das Hungern im Jemen weitergehen.
Der aktuelle Krieg im Jemen wurzelt in einem Jahrzehnte währenden inner-islamischen Religionskonflikt zwischen sunnitischer Mehrheit und schiitischer Minderheit, welcher auch die Huthis angehören. Beide Gruppen kämpfen um Macht, immer wieder gibt es Bürgerkrieg. 2015 eskalierte der Konflikt durch eine Militärintervention einer arabischen Allianz unter saudi-arabischer Führung, die die Sunniten unterstützt, während der Iran die Huthis stärkt. Vor allem Kinder unter fünf Jahren sind im Jemen durch Unterernährung bedroht, aktuell sind es laut Angaben der Welthungerhilfe 1,4 Millionen. Ohne Hilfe könne sich diese Zahl um etwa drei Millionen Kinder erhöhen, so das Hilfswerk. Die UN stellt bei unveränderter Versorgungslage eine schockierende Prognose: mehr als eine halbe Million Tote durch Hunger 2022. |