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Geteiltes Echo auf Amazonas-Schreiben
Es sorgt seit seiner Veröffentlichung für viele Diskussionen: Das Nachsynodale Schreiben von Papst Franziskus zur Amazonas-Synode mit dem Titel „Querida Amazonia“ (Geliebtes Amazonien). Es umfasst vier Kapitel auf 51 Seiten und ist „an das Volk Gottes und an alle Menschen guten Willens“ gerichtet. Der Text ist von einer hohen Wertschätzung der Kultur der indigenen Bevölkerung gekennzeichnet. Themen sind die sozialen und ökologischen Probleme der Region sowie die schwierige pastorale Situation. Dem Schreiben liegen Empfehlungen der Synode zugrunde, die vom 6. bis zum 27. Oktober 2019 im Vatikan über „neue Wege für die Kirche und eine ganzheitliche Ökologie“ debattiert hatte.
Wissenschaftler lobten die Ausführungen in „Querida Amazonia“. Die sozialen und ökologischen Schlussfolgerungen seien aus wissenschaftlicher Sicht gedeckt, sagte der brasilianische Klimaforscher Carlos Nobre. Das Amazonasgebiet sei von immenser Bedeutung für das Weltklima. Dass der Papst dies betone, mache ihn zu einem Verbündeten der Wissenschaft. Deutlich kritischer fielen viele Kommentare zu den pastoralen Ausführungen des Schreibens aus. Der Wiener Pastoraltheologe Paul Zulehner sieht das Papstschreiben zwischen „herber Frustration und zarter Zuversicht“. Die katholische Frauengemeinschaft Deutschlands (kfd) hat es als enttäuschend bezeichnet. „Das vorliegende Papier ist ein herber Schlag für alle Frauen, die auf ein starkes Signal zur Gleichberechtigung in der katholischen Kirche gehofft haben“, sagte die Theologin und stellvertretende kfd-Bundesvorsitzende Agnes Wuckelt. Der brasilianisch-österreichische Bischof Erwin Kräuter beurteilt das päpstliche Nein zu einer Weihe von Frauen vor allem im Hinblick auf das Vordringen der evangelikalen Kirchen als „strategischen Fehler“. „Damit wurde eine große Chance vertan“, meinte der emeritierte Amazonas-Bischof, der die Synode in Rom mit vorbereitet hatte.
Von Franz Jussen
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