Indisches Haar für deutsche KöpfeKakao aus Ghana, Kleidung aus Bangladesch, Kaffee aus Brasilien: Unsere Geschäfte sind voll mitWaren aus Ländern, in denen viele Menschen ums Überleben kämpfen. Nun wird der Handel mit menschlichem Haar in Friseursalons zu einem Millionengeschäft. |
Foto: Bettina Flitner
Text: Jörg Nowak
Wenn ich zum Friseur gehe, sind meine Haare nachher kürzer als vorher. So soll es sein. Doch es gibt Menschen, die wollen es umgekehrt. In meinem Friseursalon hatte ich auf den ersten Blick die Angebote für Haarverlängerungen gar nicht wahrgenommen. „Ja, das sind natürlich Echthaare, das ist nichts Künstliches“, klärt mich meine Friseurin auf. „Die werden total viel nachgefragt.“ Während sie die Schere für einen Moment zur Seite legt, fährt sie mit ihren Gel-Fingernägeln durch ihre lange Mähne und sagt unter Verwendung der in der Branche üblichen englischen Bezeichnung: „Schauen Sie mal, ich habe selber Hair Extensions!“
Vor mir liegt eine jener Zeitschriften, die ich nur durchblättere, wenn ich im Friseursalon bin. „Jede Frau träumt doch von langen, vollen Haaren“, erfahre ich durch die Lektüre. Dann listet die Illustrierte Namen von internationalen Schauspielerinnen, Sängerinnen und sonstigen Stars und Sternchen auf, die sich alle mit unglaublich langen Haaren schmücken. „Wir wissen doch alle, dass die nicht echt sind“, enthüllt die Modezeitschrift. „Aber wir wollen es auch. Wenn Geduld und Pflege uns nicht zu unserer Traummähne bringen können, dann hilft nur noch eins: Extensions.“
Neugierig erkundige ich mich bei meiner Friseurin, wie viel Extensions kosten. „Bei einer kompletten Frisur müsse man schon mit mehreren Hundert Euro rechnen.“ Auf die Frage, aus welchen Ländern diese Extensions ursprünglich kommen, antwortet sie überraschend: „aus Italien“ und kehrt mit einem Besen meine abgeschnittenen Haarspitzen zusammen. Kommen Haare eigentlich in die Biotonne? Oder werden sie recycelt?, frage ich mich.
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