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26. August 2019
Im „Hexendorf“ Gnani:
Begegnung mit dem „Chief“
Für uns Europäer kaum vorstellbar: Aber es gibt den Hexenglauben in einigen Regionen Afrikas immer noch. Wir begegnen dem Phänomen im Norden Ghanas, in der Diözese Yendi. Ganz im Osten, unweit der Grenze zu Togo, besuchen wir Gnani, ein eher traditionelles Dorf mit einer Besonderheit: Gnani nimmt vermeintliche Hexen und von Hexerei-Vorwürfen betroffene Familien auf. Sie sind aus ihren Heimatorten geflohen, weil sie dort wie Aussätzige behandelt werden und mit Ermordung bedroht sind. Unter den rund 700 Flüchtlingen in Gnani sind allein fast 200 Witwen, die nach dem Tod ihres Mannes der Hexerei bezichtigt wurden. Im Hexendorf Gnani können sie sich frei und sicher bewegen.
Gnani ein Hexendorf zu nennen, wie es üblich ist, findet der katholische Pfarrer der Gemeinde „Guter Hirte“, David Kajal, der gleichzeitig Generalvikar der Diözese Yendi ist, nicht mehr zeitgemäß. Dafür seien die meisten Flüchtlinge schon zu gut integriert im Dorf. Zudem seien sie ja gar keine Hexen, sagt Kajal, bevor er uns ins Dorf schickt. Dort hat er uns beim „Chief“, dem Dorfvorsteher angekündigt. Für einen Rundgang durch den Ort bedarf es der Zustimmung von Shei Alhassan, 48, der auch eine Art traditioneller Priester, Tindana, ist. So kommen wir zu der Ehre, mit ihm einige Worte sprechen zu dürfen. Der Chief ist uns wohlgesonnen und erlaubt uns, sein Dorf zu besuchen. Gnani ist eines von fünf sogenannten Hexendörfern („witch camps“) in der Region. Die Zahl lässt ahnen, wie stark verbreitet der Hexenglaube hier tatsächlich noch ist. Mehr über den Hexenglauben werden wir in der November-Dezember-Ausgabe von Kontinente berichten.
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