Flüchtlinge: Die Kachin im Norden Myanmars sind als ethnische und christliche Minderheit bedroht. Foto: Hartmut Schwarzbach |
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Myanmar - Krieg gegen die Minderheit
Während die Welt davon spricht, dass Myanmar sich öffnet, führt die Militärregierung Krieg gegen die eigene Bevölkerung. Es ist ein Kampf um die Gold- und Edelsteinminen in der Region, um die Kontrolle der Schmugglerpfade – und gegen die christliche Minderheit, die hier lebt.
Rund 100.000 Menschen sind im Kachin State, dem nördlichsten Bundesland Myanmars, auf der Flucht, Hunderte in den Kämpfen umgekommen. Trotz wiederholter Anweisungen von Staatspräsident Thein Sein, die Militäroffensive zu stoppen, geht die Armee weiter mit Bomben- und Artillerieangriffen gegen die Milizen der Unabhängigkeitsbewegung Kachin Independence Army (KIA) vor. Die Kämpfe waren im Juni 2011 nach 17-jährigem Waffenstillstand ausgebrochen. Seitdem kommt es täglich zu Gefechten, an denen sich beide Seiten die Schuld geben. Fakt ist jedoch auch, dass sich die Hoffnung der KIA auf politischen Dialog mit dem Ziel weitgehender Selbstbestimmung, in der sie 1994 das Abkommen unterzeichnete, bis heute nicht erfüllt hat.
Hinter dem blutigen Konflikt zwischen Regierung und KIA verbergen sich handfeste wirtschaftliche Interessen: Kachin ist mit seinen Tropenhölzern, Gold- und Edelsteinminen Myanmars ressourcenreichster Bundesstaat. Dazu kommen riesige Mohn-Anbauflächen, die das Land zum drittgrößten Opiumexporteur weltweit machen. Die KIA verdient zwar mit an den Bodenschätzen und der Kontrolle der Schmugglerrouten, genießt aber auch großen Rückhalt in der Bevölkerung. Denn wie viele Minderheiten in Myanmar leiden die Kachin unter der Unterdrückung durch die burmesische Mehrheit. Zudem sind 90 Prozent des Bergvolks Christen und in dem buddhistischen Land nicht nur eine ethnische, sondern auch eine religiöse Minderheit. Die katholische Kirche hat einen dringenden Friedensappell an die Konfliktparteien gerichtet und in den Städten Grundstücke für die Bürgerkriegsflüchtlinge zur Verfügung gestellt. Die örtliche Caritas versorgt die Menschen mit dem Nötigsten – auch in den Lagern an der chinesischen Grenze, zu denen internationale Hilfsorganisationen keinen Zugang haben. „Die Regierung will die Kachin vernichten“, sagt Parlamentarier John Je Yaw Wu. (bg)
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