Foto: mauritius/Kopp |
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Brennpunkt
Mit Superfood die Welt retten?
Mit dem Marketingbegriff „Superfood“ wird manch exotisches Nahrungsmittel hochgelobt und zum neuen Lebensmitteltrend.
Das Versprechen, das damit einhergeht, klingt verlockend: sich gesund ernähren, die Umwelt schonen und gleichzeitig die Lebenssituation der Nahrungsmittel-Erzeuger in den südlichen Herkunftsländern verbessern. Genuss mit gutem Gewissen verbinden zu können, etwa beim Verzehr von Avocados, Gojibeeren, Chia-Samen oder Quinoa. Was ursprünglich ein Nischenthema für Bio- und Eine-Welt-Läden war, ist beim Mainstream angekommen. Nicht ohne Folgen.
Seit kurzem etwa hat die Avocado ein Imageproblem. Zwar ist sie sehr gesund, enthält viele ungesättigte Fettsäuren, Vitamine und Mineralstoffe. Doch der Anbau ist ökologisch bedenklich. Damit zweieinhalb Avocados wachsen können, werden bis zu 1000 Liter Wasser verbraucht – in Gegenden, wo Wassermangel herrscht. Im Hauptanbauland Mexiko werden jährlich illegal bis zu 4000 Hektar Wald für neue Avocado-Plantagen gerodet. Und bis die Früchte in europäischen Supermärkten landen, müssen sie weite Transportwege zurücklegen. Die Ökobilanz der beliebten Avocado ist schlecht, auch wenn sie weiterhin als Bestandteil der „guten“ vegetarischen Küche gilt.
Auf den ersten Blick positive Zahlen zum Quinoa-Anbau in Peru (Foto) und Chile liefert eine UN-Studie. Der Appetit auf die „Andenhirse“ habe die Einkommen der Quinoa-Bauern innerhalb weniger Jahre um 46 Prozent steigen lassen. Doch obwohl die Anbauflächen ausgeweitet wurden, können die Bauern mit traditionellen Methoden der großen Nachfrage nicht genügen. Sollte es gelingen, in tieferen Regionen Quinoa billiger industriell anzubauen, wird es für die Bauern schwierig werden, ihren Lebensstandard zu halten. Ob neue Nahrungsmitteltrends bei uns für die Erzeugerländer zum Fluch oder Segen werden, hängt von vielen Faktoren ab. Das Etikett „Superfood“ allein ist keine Garantie dafür, dass der Konsum unbedenklich ist.
Von Eva-Maria Werner
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