
Foto: St. Josef Wadersloh |
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Meine Mission
Heilerin mit der Harfe
Schwester Theresita Müller, 67, gehört zur Gemeinschaft der Schwestern der heiligen Maria Magdalena Postel in Bestwig. sie ist Musikerin und Lehrerin und macht eine Ausbildung in Musik-Heilkunde.
Die Harfe ist das Instrument mit den meisten freischwingenden Saiten, dadurch ist die Resonanz sehr groß. Sie versetzt die Spielerin selbst, aber auch die Hörer in Schwingung. Und das tut einfach gut. Die Aufgabe der Harfinistin ist es, einen heilenden Raum um die Menschen zu errichten, für die sie spielt. Ein ostindisches Sprichwort, das ich sehr liebe, sagt: Es ist die Verantwortung des Musikers, den Himmel auf Erden zu schaffen und Balance, Frieden und Harmonie in der Umgebung zu ver- breiten.
Ich habe für mein Musikstudium Flöte und Klavier gelernt, aber die Harfe habe ich immer schon geliebt: die Schönheit des Instruments, diesen mytischen Klang, die Wirkung. Die Harfe dringt in tiefe geistliche und seelische Bereiche ein.
Zwei bis drei Tage pro Woche spiele ich in Altenheimen. Wir Postel-Schwestern haben 20 Einrichtungen der Seniorenhilfe, da bin ich gut beschäftigt! Meine Therapieharfe ist klein und leicht, sie hat einen leisen, warmen Klang. Es ist wunderschön zu sehen, wie sich die Gesichter beim Zuhören entspannen, wie ein kleines Lächeln erscheint.
Die Harfe ist so etwas wie das Mikrofon Gottes
Die alten Leute wollen natürlich nicht nur Harfenmusik hören. Wir singen zur Harfe Volkslieder und „Tulpen aus Amsterdam“, „Caprifischer“ – was sie von früher kennen. Diese Lieder lassen das Gefühl der Leichtigkeit, des Glücks, der Verliebtheit aus der Jugendzeit wieder aufkommen. Einmal wünschte sich ein Mann: „Tanze mit mir in den Morgen“, dabei habe er damals seine Frau kennengelernt. Im Hospiz, wo ich auch öfter spiele, wünschte sich eine Frau, die ihren sterbenden Mann jeden Tag besucht, „Einmal sehen wir uns wieder“ von Andreas Gabalier. Und als ich dann ging, sagte ihr Mann: „Können Sie das Lied noch mal spielen?“ Sie haben sich im Arm gehalten, während ich spielte ...
Improvisation ist ebenfalls Teil der Therapie. Wir lernen in der Ausbildung der Musik-Heilkunde innerlich zu hören und zu erspüren, welcher Ton dem einzelnen Menschen gut tut. Ich improvisiere dann mit diesem Ton. Um den zu finden, muss ich still werden und mich ganz auf den anderen einlassen. In der Ausbildung wird immer wieder betont: Nicht ihr heilt! Es ist Gottes Heilkraft, die durch euch wirkt. Wir dürfen auch nie ein Heilungsversprechen abgeben. Das finde ich wichtig. Ich bin nur ein Gefäß, das sich öffnen soll, damit das göttliche Licht durch die Hände in die Harfe fließen kann und von da zu den Menschen. Ich verstehe meine Harfe so ein bisschen als Mikrofon Gottes. Mein Auftrag ist es, Gottes Liebe zu künden – durch mein Spiel. Die Menschen sollen spüren: Ich bin von Gottes Liebe umhüllt.
Aufgezeichnet von Christina Brunner
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