Foto: Missionsbenediktinerinnen Tutzing |
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Meine Mission
Die Repairschwester
Reparieren als Leidenschaft: Missionsbenediktinerin Paulina Kleinsteuber kümmert sich im Tutzinger Kloster um die Technik. Mit den Werkstatt-Tagen bietet sie Frauen die Gelegenheit, ihr handwerkliches Talent zu entdecken.
Ich bin hier im Kloster für die Technik zuständig. Ich kümmere mich mit unserem Hausmeister um alle Reparaturen, sorge für die Instandhaltung der Gebäude, für die Heizung und die Telefonanlage und koordiniere die externen Firmen. Eine ungewöhnliche Mission ist das für unser Kloster nicht, in diesem Bereich waren immer Schwestern tätig. Ich bin in der ehemaligen DDR groß geworden, da war es genauso üblich, dass eine Frau Traktoristin wurde wie Lehrerin. Die Sicht auf „Frau in Arbeit“ war eine andere als in den anderen Bundesländern. Deshalb irritiert es mich manchmal, wenn jemand es seltsam findet, welcher Arbeit ich hier im Kloster nachgehe.
17 Jahre war ich bei der Bundeswehr, habe dort Lebensmittelchemie und Pharmazie studiert und war auch in drei Auslandseinsätzen. Im Laufe der Jahre hat sich herauskristallisiert, dass mein Leben in eine andere Richtung drängt. Um die wachsende Unruhe zu sortieren, habe ich mich für vier Wochen nach Tutzing ins Kloster der Missions-Benediktinerinnen zurückgezogen. Dort bin ich irgendwie „angewachsen“.
Wie eine ‚ganz normale‘ DDR-Bürgerin bin ich kirchenfern aufgewachsen. Meine Mutter stammte aus einem protestantischen Haushalt, so habe ich mich auch in der evangelischen Kirche taufen lassen. Aber unabhängig von einer konfessionellen Zuordnung habe ich mich als Christin gesehen, auch heute noch.
Wir Missions-Benediktinerinnen sind ja apostolisch ausgerichtet. Der Kontakt mit den Menschen ist wichtig. So kam mir die Idee mit den Werkstatt-Tagen. Es gibt viele Kursangebote für Frauen in Klöstern, aber warum sollen sich Frauen auf meditativen Tanz oder Blumenstecken beschränken? Sie können doch auch Lust haben, mal einen Nagel in die Wand zu hauen! Es wäre schön, mit den Werkstatt-Tagen Frauen zu erreichen, für die es nicht selbstverständlich ist, einen Hammer zu benutzen oder den kaputten Klodeckel selbst zu wechseln. In meinem Kurs können sie entdecken: Was kann ich eigentlich alles selber, wenn ich es mal probiere?
Ich möchte die Stärken der Frauen hervorlocken und das Selbstwertgefühl stärken. Und klar, auch meine Freude am handwerklichen Arbeiten teilen! Welche Frau möchte denn ihren aggressiven Ex anrufen, um sich von ihm einen Schrank zusammenbauen zu lassen? Wenn ich einen Beitrag leisten kann, aus einer ungesunden Abhängigkeit heraus zu kommen, hat das für mich auch etwas mit Verkündigung zu tun. Klischees zu durchbrechen und ungewohnte Wege zu gehen – davon ist das Evangelium ja voll!
Wir wollen uns samstags hier in der Klosterwerkstatt treffen, nicht mehr als sechs Leute. Dann können wir gut miteinander werkeln, aber auch ins Gespräch kommen, vielleicht auch über Glaubensfragen. Darüber freue ich mich natürlich, aber es ist nicht die Hauptintention des Angebotes.
Aufgezeichnet von Christina Brunner
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