Foto: Florian Kopp |
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Mein Land, mein Leben, meine Liebe
Landärztin Ligia Mejía aus Honduras
Ligia Mejía ist Landärztin in San Antonio de Flores, Honduras. Die 44-Jährige organisiert regelmäßig mit ihrem Team „mobile Kliniken“ in abgelegenen Regionen.
Wie sieht Ihr typischer Tag aus?
Ich pendle jeden Tag eine Stunde zu meinem Arbeitsplatz in der Klinik von San Isidro. Deshalb stehe ich sehr früh auf, meistens um fünf Uhr. Ich frühstücke Eier, Maistortillas mit Käse und Bohnen und trinke dazu einen Kaffee. Dann fahre ich mit meinem Auto zur staatlichen Klinik. Bis ein Uhr empfange ich Patienten, danach muss ich bis so gegen vier Uhr Papierkram erledigen. Das sind unbezahlte Überstunden. Der Staat zahlt nur bis ein Uhr. Danach fahre ich nach Hause. Ich lebe mit meiner Mutter zusammen. Dort kümmere ich mich um sie und unsere drei Hunde.
Was tun Sie am liebsten?
Ich koche wahnsinnig gerne. Und ich erledige gerne Arbeiten am Haus, Wände streichen oder Möbel herrichten.
Was ist Ihr größter Wunsch?
Beruflich würde ich mir ein Labor wünschen oder eine Mutter-Kind-Klinik in der Region, in der ich tätig bin. Und privat würde ich einmal gerne Andrea Bocelli in der Toskana singen hören.
Haben Sie einen Lieblingsplatz?
Ich liebe die Hängematte auf meiner Terrasse. Da kann ich mich richtig gut entspannen.
Was macht Sie glücklich?
Wenn es meiner Familie gut geht und alle gesund sind. Wir sind vier Geschwister und halten richtig gut zusammen. Familienfeiern liebe ich. Da bekoche ich dann alle und bin in meinem Element!
Was war der schönste Tag in Ihrem Leben?
Als ich meine Approbation als Ärztin bekam. Meine Mutter war Krankenschwester, und für sie ging ein Traum in Erfüllung, als ich mein Studium abschloss.
Wovor haben Sie Angst?
Schlangen flößen mir Respekt ein. Richtig Angst habe ich aber, dass jemand, den ich liebe, schwer krank wird und leiden muss.
Haben Sie ein Lebensmotto?
Ich mag die Philosophie von Seneca, der sagt, wer anderen hilft, hilft sich selbst. Und sehr inspirierend finde ich in emotional schwierigen Momenten auch die Bibel. Besonders die Stelle, an der Jesus den blinden Bartimäus heilt. Dieser sagt zu Jesus: „Sohn Davids, Jesus, erbarme dich meiner.“ Diesen Satz wiederhole ich dann, und das hilft mir.
Wenn Sie Präsidentin von Honduras wären, was würden Sie ändern?
Ich würde den Menschen nichts schenken, sondern ihnen helfen, Dinge selbst umzusetzen. Das bringt letztlich viel mehr Zufriedenheit. Und natürlich würde ich mehr in Bildung und Gesundheit investieren. Dann lösen sich viele Probleme von selbst.
Wen oder was lieben Sie?
Ich liebe meine Arbeit. Der Dienst am Nächsten erfüllt mich.
Haben Sie ein Vorbild?
Meine Mutter. Von ihr habe ich viel gelernt: die Hingabe zur Arbeit, die Liebe zu Gott, den Respekt gegenüber anderen und die Liebe zur Musik.
Von Sandra Weiss
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