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Zentralafrikanische Republik
Die Welt schaut weg
Der Norwegische Flüchtlingsrat stuft die Krise in der Zentralafrikanischen Republik (ZAR) als die am meisten vernachlässigte Flüchtlingskrise der Welt ein. Es wird kaum über sie berichtet, es fehlt an politischem Willen, den Konflikt zu lösen, und es mangelt an finanzieller Unterstützung.
Permanente Krise
Die ZAR befindet sich quasi in einer permanenten Krise mit einer langen Geschichte von Ausbeutung, gescheiterter Regierungsführung und zahlreichen Putschen. Sie gilt als eines der ärmsten Länder weltweit und nimmt 2016 den letzten Platz des Entwicklungsindex (HDI) ein. Einen funktionierenden Staatsapparat gibt es höchstens in der Hauptstadt Bangui, der Rest des Landes ist praktisch auf sich alleine gestellt.
Wachsendes Misstrauen
Dieses Machtvakuum füllen verschiedene bewaffnete Gruppen. Ende 2012 hat sich aus unterschiedlichen Rebellengruppen im Norden das „Seleka“-Bündnis gebildet, das im März 2013 den Präsidenten Bozizé stürzte. Mangelnde zentrale Kontrolle der Rebellen führte zunehmend zur Bildung von Gegenmilizen, den sogenannten „Anti-Balaka“. Von muslimischen oder auch christlichen Milizen zu sprechen – wie es häufig geschieht – ist jedoch irreführend. Religion spielt keine ursächliche Rolle in dem Konflikt. Die Rebellen streben vielmehr nach regionaler Macht und dem Zugang zu Ressourcen. Dennoch haben sich auf beiden religiösen Seiten Lager gebildet, die leicht aktiviert werden können. Das führt zu wachsendem Misstrauen und Hass aufeinander.
Menschenleere Dörfer
Zu diesen Entwicklungen kommt die passive Haltung der Regierung und der Weltgemeinschaft. Das führt seit Anfang Mai zu neuen Auseinandersetzungen und Menschenrechtsverletzungen im ganzen Land. Viele Dörfer sind mittlerweile menschenleer, weil ihre Bewohner geflohen sind. Zahlreiche Flüchtlinge erfahren keinerlei Hilfe und sind sich selbst überlassen. Sie sind enttäuscht, weil die Versprechungen auf Frieden nicht eingehalten werden.
Von Annette Funke
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