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Jemen
Extremisten profitieren vom Krieg
Felix Arabia – „glückliches Arabien“ nannten die Römer einst die Südspitze der Arabischen Halbinsel – bis heute ein Open-Air-Museum mit märchenhaften Landschaften und epochalen Kulturschätzen. Seit zwei Jahren jedoch herrscht Krieg im Jemen – weitgehend vergessen von der übrigen Welt. Das übermächtige Saudi-Arabien will die Huthi-Rebellen im Nachbarland niederkämpfen, die das Königshaus als verlängerten Arm seines schiitischen Erzfeindes Iran ansieht. Wahllos bombardieren Riads Kampfjets Wohnviertel und Märkte, Krankenhäuser und Hochzeitsgesellschaften. Sämtliche Vermittlungsversuche der Vereinten Nationen sind bislang gescheitert.
Armenhaus der arabischen Welt
Schon vor dem Krieg war der Jemen das Armenhaus der arabischen Welt, inzwischen ist der Staat faktisch zusammengebrochen. 10 000 Tote und 40 000 Verletzte zählen die Vereinten Nationen bisher. Hunderttausende irren als Binnenflüchtlinge im Land umher. Allein in der Hauptstadt Sanaa verloren 250 000 Einwohner ihr Dach über dem Kopf. 80 Prozent der 24 Millionen Jemeniten sind mittlerweile auf Nahrungshilfe angewiesen, mehr als drei Millionen Menschen akut unterernährt, vor allem Kinder. „Wenn nicht sofort etwas unternommen wird, droht dem Land 2017 eine Hungersnot“, warnte kürzlich UN-Nothilfekoordinator Stephen O'Brien. Denn die Entladekräne des wichtigsten Importhafens in Hudaida am Roten Meer wurden durch Raketen schwer beschädigt. Schiffe müssen wochenlang warten, bis sie ihre Ladung löschen können.
Al Quaida ist stärker als je zuvor
Am meisten von dem Chaos aber profitieren Al Qaida und der „Islamische Staat“. Al Qaida ist stärker als je zuvor. Seine 3000 Gotteskrieger beherrschen im Süden und Osten der zerklüfteten Gebirgsnation immer größere Landstriche, eine Entwicklung, die auch die USA beunruhigt. Seit Donald Trump regiert, geht die Zahl der Drohnenangriffe steil nach oben. Gab es 2016 unter Barack Obama 38 Einsätze über Jemens Himmel, waren es unter seinem Nachfolger Trump allein in den ersten beiden Monaten 2017 bereits mehr als 30.
Von Martin Gehlen
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