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LandrauschFruchtbares Land ist kostbar. Doch dort, wo die Erde mühelos gibt, liegen
Segen und Fluch nah beieinander. Denn guter Boden weckt Begehrlichkeiten.
Im äthiopischen Gambela hat der Ausverkauf des Ackerlandes begonnen - mit vielen Konsequenzen. |
Text und Fotos: Frauke Huber und Uwe H. Martin
An den Fenstern des alten Toyota Pick-ups rumpelt eine grüngelbe Landschaft vorbei: Wald, hohes Gras, immer wieder Menschen, die Brennholz schleppen. Father Assefa ist unterwegs auf staubiger Piste zu seinen Gemeinden, den Dörfern Ibago und Ilia. Die Straße: platt- gewalzte Erde, durch überladene Lastwagen und Erosion wellig wie ein Waschbrett, knüppelhart und völlig ohne Griff. Ein paar Kilometer vor Ilia lichtet sich der Wald, Assefa fährt vorbei an neu gerodeten Flächen und einem Schild, das die Zukunft in Gambela andeutet: „Welcome Karuturi Farm“.
Gambela, die Region im Westen Äthiopiens, ein vergessenes Fleckchen Erde, achtlos hingeworfen zwischen das äthiopische Hochland und die unendlichen Weiten Südsudans. Gambela, heiß, feucht, flach. Seit Jahrhunderten das gleiche Bild. Stämme ziehen mit ihren Herden. Anuak, Nuer, Murle. Sie kämpfen um Rinder, Frauen, Weidegründe. Erst mit Speeren, jetzt mit Kalaschnikows. Gambela, plötzlich ist es Brennpunkt internationaler Entwicklungen. 2008 explodieren weltweit die Preise für Lebensmittel. In mehr als 60 Ländern kommt es zu Aufständen der Menschen, die sich Essen schlicht nicht mehr leisten können. Schlagartig wird vielen Staaten ihre Abhängigkeit von Lebensmittel- importen bewusst. Die Auslagerung der Lebensmittelproduktion wird zum Trend, Ackerland zur heißesten Investition. Ein wahrer Landrausch beginnt.
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