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Kir­chen­au­s­tritt auf dem Pfarr­amt?

Franz Jussen

Die An­ge­le­gen­heit scheint ein­deu­tig: Der Ju­rist und Schrift­s­tel­ler Bern­hard Sch­link („Der Vor­le­ser“) plä­d­iert da­für, den Kir­chen­au­s­tritt nicht mehr auf dem Amt – al­so ge­gen­über dem Staat – er­klä­ren zu müs­sen, son­dern vor ei­nem Pfar­rer – ge­gen­über der Kir­che al­so. Da­zu in ein Pfarr­amt zu ge­hen, be­in­hal­te im­mer­hin die Chan­ce auf ein klä­ren­des Ge­spräch, zeigt sich der Au­tor über­zeugt. Zwar dür­fe nie­mand ge­gen sei­nen Wil­len da­zu ge­zwun­gen wer­den, er­klärt Sch­link in der Frank­fur­ter All­ge­mei­nen Zei­tung. Aber vie­le hät­ten oh­ne­hin das Be­dürf­nis, ih­ren Schritt zu be­grün­den.
2018 kehr­ten al­lein in Deut­sch­land et­wa 430000 Men­schen der Kir­che den Rü­cken zu. Was sa­gen bei die­sem „An­drang“ die Pfar­rer zum Vor­schlag? Die büro­k­ra­ti­sche Last könn­te sie er­drü­cken und be­drü­cken­de Ab­schieds­ge­spräche sie fru­s­trie­ren. Nur we­ni­ge wür­den sich freu­en, vie­le Grün­de für die Au­s­trit­te zu er­fah­ren. Was mö­gen an­de­rer­seits Au­s­tritts­wil­li­ge den­ken, wenn sie just zu der Stel­le ge­hen sol­len, mit der sie nichts mehr zu tun ha­ben wol­len? Zwar könn­ten ei­ni­ge die Ge­le­gen­heit nut­zen, dem Herrn Pas­tor noch ein­mal or­dent­lich die Mei­nung zu sa­gen. Aber die meis­ten schei­den­den Schäf­chen, die oh­ne­hin nur die Kir­chen­steu­er spa­ren wol­len, wür­den sich ei­nem Ge­wis­sens­zwang aus­ge­setzt füh­len. Das Gan­ze ist wohl eher ein kläg­li­cher Ver­such, längst ver­lo­re­ne See­len zu ret­ten. Bes­ser, wir las­sen es, wie es ist.

Von Franz Jus­sen

Zu­rück zur Nach­rich­ten­über­sicht Mai/Ju­ni 2020