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Rio auf dem Weg zum Papst
Noch sieben Monate bis zum Weltjugendtag am Zuckerhut
28.12.2012 - Rio de Janeiro. Noch rund 200 Tage sind es bis zum Weltjugendtag (WJT) 2013. In der Stadt am Zuckerhut ist noch viel zu tun, um die erwarteten zwei Millionen Besucher für das katholische Großereignis vom 23. bis 28. Juli aufnehmen zu können. Ein Endspurt liegt vor Rios lokalem Organisationskomitee COL, dessen Generalsekretär Joel Portella Amado seinen Mitarbeitern für die nächsten Monate „viel Schweiß“ vorhersagt.
In einem Großraumbüro arbeiten Dutzende Freiwilliger, entwerfen Plakate in vielen Sprachen, füttern Websites, Twitter- und Facebook-Präsentationen, die global und digital für das Ereignis werben sollen - „Follower“ von Papst Benedikt XVI., der Rios Jugend aufgefordert hatte, ihren religiösen Enthusiasmus über die digitalen Medien in alle Welt zu übermitteln. Allein die brasilianische WJT-Facebookseite zählt zurzeit 280.000 „likes“.
Rio ist in den kommenden vier Jahren eine der Event-Hauptstädte weltweit: WJT 2013, Fußball-WM 2014, Olympia 2016. Angesichts von acht Millionen Einwohnern machen die WJT-Organisatoren die Mobilität als Nadelöhr für das Gelingen aus. 50.000 Autobusse wären nötig, um alle Pilger zu befördern, so COL-Chef Amado. Unmöglich, denn Rio steht schon jetzt Tag für Tag vor dem Verkehrsinfarkt. Gezwungenermaßen ist man daher zu einem dezentralisierten Modell übergegangen. Die Pilger werden nach Sprachgruppen über Rio und die Nachbarstädte verteilt. Unterkunft bieten öffentliche Turnhallen, Schulen und Gemeindesäle. In den Kirchengemeinden läuft derzeit eine Kampagne für eine Unterbringung in Privatzimmern.
In den Stadtvierteln sollen in zentralen Pilgerzentren und nach Sprachgruppen getrennt die Katecheseveranstaltungen mit Bibelunterricht und Diskussionsveranstaltungen stattfinden. Dort wird auch den Pilgern ein Mittagessen gereicht. Damit will man erreichen, dass sich ein Großteil der Pilger zu Fuß bewegen kann. Auch bei den geplanten Musikshows und religiösen Veranstaltungen setzen die Organisatoren auf Entzerrung. So wird eine noch unbekannte Zahl von Bühnen über das Stadtgebiet verteilt. Bislang wurden die Copacabana und der Grüngürtel des „Aterro do Flamengo“ als Eventplätze bestätigt; weitere sollen folgen.
Die große Abschlussmesse des Papstes findet außerhalb des Zentrums statt. Nach monatelanger Suche hat man sich für ein 3,5 Millionen Quadratmeter großes Feld im Stadtteil Guaratiba entschieden. Hier im äußersten Westen der Stadt soll in den kommenden Monaten die Infrastruktur geschaffen werden, um das Millionenpublikum aufzunehmen. Platz sei genug für bis zu vier Millionen Teilnehmer, meint Rios Bürgermeister Eduardo Paes. Allerdings fehlt es noch an Zufahrtsstraßen. Die Pilger werden sich auf längere Fußmärsche gefasst machen müssen. Diese seien jedoch auch bei den zurückliegenden Weltjugendtagen in Madrid und Köln nötig gewesen, betonen die Organisatoren gerne.
Insgesamt sollen 60.000 freiwillige Helfer dafür sorgen, dass das Großereignis trotz aller Schwierigkeiten möglichst reibungslos verläuft. Zwei Drittel davon sollen aus Rio selbst kommen - und so laufen die Rekrutierungskampagnen in den Gemeinden auf Hochtouren. Tausende Freiwillige reisen aus dem Ausland an. Internationalität wird groß geschrieben. Orientierungsschilder in den unterschiedlichsten Sprachen sollen zusätzlich für Durchblick sorgen. Das wird auch nötig sein, da die wenigsten Brasilianer eine Fremdsprache sprechen. Für Sprachenvielfalt auch bei der Beichte stehen rund 600 über das Stadtgebiet verteilte Beichtstühle; sie müssen im Juli von Priestern aus aller Welt besetzt werden. Gedacht scheint an fast alles. Aber auch Überraschendes könne ruhig kommen. „Viele schauen voll Zweifel und Sorge auf uns“, erklärt Rios Erzbischof Orani Joao Tempesta: „Aber wir alle werden überrascht sein zu sehen, dass der Herrgott mit seiner Gnade all das übertrifft, was wir planen und voraussehen können.“
Von Thomas Milz
(C) KNA |