Irgendwie bleiben sie immer nur ungeliebter Ersatz: Wort-Gottes-Feiern gibt es bei uns in Deutschland seit über 50 Jahren. In vielen Gemeinden sind sie sonntags zum Normalfall geworden. Oft liebevoll vorbereitet von engagierten Männern und Frauen, die die Gläubigen am Ort zusammenhalten wollen. Um das Sonntagsgebot erfüllen zu können, gäbe es im Dom oder der Klosterkapelle ja genügend Gottesdienste, trösten die Bischöfe. Das Vollprogramm eben. Aber auch weit weg und oft anonym.
Den Priestermangel, den wir beklagen, erleben Gemeinden im globalen Süden schon seit Jahrzehnten. Für die Katholiken dort ist klar: Gemeinde bildet sich nicht nur rund um Kelch und Patene. Aber für uns ist das Neuland. Und für viele ein Verlust
Gottesdienst anders denken
Ob es gelingt, Gemeinde zu bilden auch an den Orten, wo Kirchen verkauft und abgerissen werden, weil sie angeblich niemand mehr braucht? Wer traut sich schon als vorsichtig Suchender in Frau Müllers Wohnzimmer, wo jeder jeden kennt?
Ich wünsche mir, dass wir ganz neu denken. Wenn schon Neuland, dann auch richtig: Fahrradwallfahrt mit Familien zum Waldkapellchen. Ein Gottesdienst mit dem neuesten Film oder dem Roman von der Bestseller-Liste. Ein Abendsegen in angelsächsischer Tradition. Dann könnte Frau Müllers Wohnzimmer zu klein werden. Und der Dom bleibt ja eine Alternative.
von Christina Brunner