Sr. Abby Avelino, was ist das Talitha Kum-Netzwerk?

Es wurde 2009 von der Internationalen Union der Generaloberinnen (UISG) zur Bekämpfung von Menschenhandel und Ausbeutung gegründet. Auslöser waren Erfahrungen von Ordensschwestern, die mit Opfern von sexueller Gewalt arbeiteten. Wir wollen insbesondere den Frauenhandel, der zu einem lukrativen multinationalen Geschäft geworden ist, bekämpfen.

Wie viele Ordensleute engagieren sich im Netzwerk?

Im Jahr 2023 umfasste das Netzerk 5871 Mitglieder aus insgesamt 870 Ordensgemeinschaften. Es arbeitet mit 297 katholischen, 219 Nichtregierungs- und 204 staatlichen Organisationen zusammen.

Sensibilisieren und informieren

Welche Möglichkeiten des Engagements gibt es?

Wir verfolgen vor allem einen präventiven Ansatz. Mit Sensibilisierungs- und Informationskampagnen im Radio, Fernsehen und in den sozialen Medien klären wir gefährdete Bevölkerungsgruppen über Menschenhandel auf. 2023 erreichten wir damit 623700 Personen. Außerdem arbeiten wir mit den Anwälten der Opfer von Menschenhandel zusammen und unterstützen die Betroffenen auf ihrem Weg zu Heilung und Selbstbestimmung.

Warum ist es wichtig, dass sich gerade Ordensleute dem Thema „moderne Sklaverei“ widmen?

Weil wir zusätzlich zu den genannten Hilfsangeboten die Opfer und Überlebenden auch spirituell unterstützen und ihnen ein sicheres Umfeld bieten. Wir möchten überall mithelfen, eine Kultur der Würde zu fördern. Unser Traum ist eine Welt ohne Menschenhandel. Um dieses Ziel zu erreichen, müssen Regierungs- und Kirchenvertreter auf allen Ebenen einbezogen werden.

Interview: Eva-Maria Werner