Alles Neue kann verunsichern, ängstigen, herausfordern. Und dennoch hat das Neue auch einen gewissen Reiz. Diesen Reiz verspürten auch wir, vier Missionarinnen Christi, Sr. Waltraud Reisinger, Sr. Karolina Schweihofer, Sr. Theresia Hoiß, Sr. Anne Buchholz, als wir im Dezember 2023 in den Pfarrhof von Abtenau (am Tennengebirge) im Großraum Salzburg in Österreich zogen. Abtenau ist ein Ort mit zirka 6000 Einwohnern, ländlich geprägt und mit vielen, zum Teil sehr abgelegenen Weilern. Der Pfarrverband Lammertal wird von der Abtei St. Peter von Salzburg seelsorglich betreut. Zwei Patres leben vor Ort im Pfarrhof in Abtenau. Sie waren es auch, die uns vieles erleichterten und so manchen Kontakt organisierten.
Ein sehr tiefgehender Eindruck war für uns das erste Rorate im Dezember. Um sechs Uhr morgens begann es in der Pfarrkirche, die mit Kerzenschein von hunderten von Kerzen erfüllt war. Die Kirche war voll: Viele Menschen kamen, die diese Atmosphäre, das gemeinsame Feiern, mit in den Tag nehmen möchten. Und wir Neuankömmlinge waren mitten drin.
Bald merkten wir: Die Menschen hier sind sehr freundlich und vor allem grüßen sie sich. So beginnen auch wir durch den Ort zu gehen und alle Menschen, die uns begegnen, mit dem ortsüblichen „Griass de“ zu grüßen, egal ob wir uns kennen oder nicht. Schnell entstehen erste, noch flüchtige Kontakte. Wir beginnen langsam, aber stetig, mehr anzukommen und vertrauter zu werden. Bald gibt es Lieblingswege oder auch Lieblingsorte. Die Landschaft mit ihrer Schönheit und ihrem Charme lässt uns so manches Mal staunend verweilen.
Etwas später erfuhren wir, dass die Leute immer wieder fragten: „Wo sind denn die Schwestern? Sie sind ja nie da.“ Sie hielten nach Schwestern Ausschau, die Tracht tragen. In unserer „normalen Kleidung“ erkannten sie uns nicht.
Tatkräftig mitgestalten
Ein großes Anliegen ist es uns, präsent und ansprechbar zu sein, das Leben mit den Menschen vor Ort zu teilen und auch mit Menschen außerhalb des „Kirchenkreises“ in Kontakt zu kommen. Wir erleben eine lebendige Pfarrei mit vielen zeitlich und inhaltlich stark engagierten Ehrenamtlichen und einem hoch motivierten Pfarrer. In dieses Geschehen der Pfarrei bringen wir unsere Spiritualität und unsere Tatkraft mit ein und gestalten so mit. Wichtig ist uns der Einsatz für Glaube und Menschenwürde. Neben dem Tun sind wir einfach da, auch als Beterinnen mitten im Ort.
Konkret sind wir in verschiedenen Bereichen beschäftigt. So haben drei von uns unter anderem eine Teilzeitanstellung im Seniorenheim als Pflegefachkraft beziehungsweise im hauswirtschaftlichen Dienst auf der Station. Die Begegnung mit den Kollegen/innen, den alten Menschen und ihren Angehörigen ermöglicht uns ein Kennenlernen der Menschen vor Ort und ihrer Geschichten. An einigen Tagen versehen wir den Mesnerdienst. Das Besuchen von Menschen, deren Angehörige verstorben sind, ist eine besondere Aufgabe, die manchmal sehr herausfordernd ist.
Viele Aufgabenbereiche
Die Seniorenstube bietet den Bewohnern von Abtenau einmal wöchentlich ein Zusammenkommen, um gemeinsam den Tag bis in den frühen Nachmittag hinein zu verbringen mit Essen, Reden und Spielen. Auch dort ist eine von uns vertreten. Dazu gibt es so manches ehrenamtliche Engagement in der Pfarre. Sehr gerne stehen wir auch für geistliche Begleitung und als Begleiterinnen für Exerzitien zur Verfügung. Neben diesen Tätigkeiten vor Ort koordiniert Sr. Anne „das freiwillige Ordensjahr“ für ganz Österreich. So sind wir nach einem Jahr gut in Abtenau angekommen, leben gerne hier mit den Menschen des Tennengaus.
Text: Schwester Theresia Hoiß, Fotos: MC