Es ist ein echter Hingucker: Mit den schwarzen Punkten auf knallrotem Grund und den offenen Heckklappen ähnelt das Kaffeemobil einem Marienkäfer mit ausgebreiteten Flügeln. Das dreirädrige Gefährt ist ungewöhnlich und einladend – genau richtig für eine „Geh-hin-Pastoral“, um Menschen im Alltag zu erreichen. „Anstatt zu warten, dass die Menschen in den Gottesdienst kommen, haben wir nach einer Möglichkeit gesucht, als Kirche dort präsent zu sein, wo die Leute ohnehin sind“, sagt Ursula Preußer. Die missionsärztliche Schwester fährt mit dem Marienkäfermobil regelmäßig zu Wochenmärkten und einem evangelischen Friedhof. „Oft bleiben die Leute stehen, weil sie das Fahrzeug attraktiv finden. Und einige nehmen sich kurz Zeit für einen Kaffee. So kommen Gespräche zustande. Manchmal nur flüchtige, hin und wieder aber auch gehaltvolle Unterhaltungen“, erzählt die 62-Jährige.
Kaffee „to stay“
Sie und ihr Team – eine Mitschwester und acht Ehrenamtliche unterstützen sie – möchten da sein, zuhören und Raum geben für alle Themen, die die Besucher umtreiben. „Unsere Gäste entscheiden, ob und worüber sie sprechen möchten. Manchmal geht‘s um Erfahrungen mit der Kirche, ob die nun gut oder schlecht sind. Wir versuchen nicht, das Gespräch zu steuern“, stellt Schwester Ursula klar. „Das ist eine Form der pastoralen Arbeit, an die wir uns als Kirche zu lange nicht getraut haben.“ Und die kommt gut an: „Es gibt ein paar Stammkunden, die schon auf uns warten, wenn wir am Friedhof ankommen.“ Das Kirchenmobil ist seit September 2023 im Einsatz. Die Ape, das kultige Dreirad-Mobil, fand Schwester Ursula auf Ebay-Kleinanzeigen. Die Duisburger Werkkiste, eine Jugendberufshilfe, baute sie zu einem Café-Mobil um. Mit an Bord sind eine Spülecke, Stauraum für Klapptisch und Stühle, ein Kanister für Frisch- und Abwasser, ein Schränkchen für Vorräte wie Zucker, Tee und Milch – und natürlich eine Kaffeemaschine. Die macht auch Cappuccino, den man an den anderen Marktständen nicht bekommt. Auch Tassen und Teller sind immer mit dabei. „Pappbecher gibt es hier nicht, wir haben nur Kaffee ,to stay‘“, sagt Schwester Ursula. Wer nichts trinken, sich aber setzen möchte, ist immer willkommen. Auch Marktleute schauen hin und wieder vorbei. Das Team von St. Johann trifft sich einmal im Monat, um sich über die Erfahrungen mit dem Mobil und den erlebten Gesprächen auszutauschen. Bei diesem Ehrenamt geht es schließlich nicht nur ums Kaffeeausschenken, sondern vor allem ums Zuhören. Denn dort, wo das Mobil seine Flügel ausbreitet, treffen Menschen auf offene Ohren.
Text: Pia Scheiblhuber