Text: Christina Brunner; Fotos: Bente Stachowske

Wisdory Frazer Wilson ist ein armer Mann. In seinem Haus fällt der Putz von den Wänden, es gibt kein Wasser und keinen Strom. Seine Frau geht zwei Mal am Tag zum Brunnen, um Wasser zu holen, und wenn Wisdory Frazer mit dem Fahrrad von der Arbeit heimkommt, radelt er gleich weiter in seinen kleinen Gemüsegarten, hackt und gräbt, damit die Kinder satt werden. Der 49-Jährige ist der Katechist von Matakata. Und genauso arm wie seine Nachbarn. „Die Leute kommen lieber zu mir mit ihren Problemen als zum Pfarrer. Ich weiß ja, wie schwierig das Leben manchmal ist.“

Für Pfarrer Luke Sulumba und seinen Kaplan ist das kein Problem. „Der Katechist ist selbstverständlicher Teil des pastoralen Teams, die Priester würden seinen Rat gern annehmen“, sagt Wisdory Frazer. „Die Katechisten sind die Verbindung zwischen den Leuten und dem Priester. Sie sind einfach viel näher dran“, betont Luke Sulumba.

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Katechist sorgt für Ausbildung

Luke Sulumba ist in der Diözese Dedza auch zuständig für die Ausbildung der Katechisten und hat für sie eine eigene Charta entworfen, die deutlich macht, wie wichtig die Laien bei der Verkündigung sind: „Ein Katechist ist ein gläubiger Katholik, der eine besondere Berufung erhalten hat. Er wird von Gott durch die Gemeinschaft und für die Gemeinschaft berufen. Er ist nicht einfach ein Ersatz für fehlende Kleriker, sondern Mitarbeiter im pastoralen Dienst.“ In Malawi sind das wie so oft im Globalen Süden fast ausschließlich Männer. Patriarchale Familien-Strukturen und schlechte Schulbildung verhindern, dass Frauen ein Amt übernehmen, für das sie drei Jahre lang ausgebildet werden müssen.

Obwohl die Kirche arm ist, bekommen die Katechisten einen Lohn für ihren Dienst: 75 Euro, das ist der Mindestlohn in Malawi. Doch Geld ist nicht der Grund dafür, dass der siebenfache Familienvater Katechist geworden ist. „Es ist einfach meine Berufung“, sagt er.

Tanzend und singend in die Kirche

13000 Katholiken gehören zur Pfarrei „Unsere Liebe Frau vom Sieg“, sie treffen sich in acht Gotteshäusern, die weit verstreut liegen. Nur alle paar Wochen kann in den Außenstationen Eucharistie gefeiert werden. Die Wege sind weit und schlecht: Lehmpisten voller tiefer Schlaglöcher. In der Regenzeit sind die Gemeinden auch für den Katechisten und sein robustes Fahrrad unerreichbar. Aber die Kapellen sind dann ohnehin unbenutzbar, der Boden aufgeweicht, das Grasdach voller Löcher.

Eine Stunde lang radelt Wisdory Frazer an diesem Sonntag im schwarzen Anzug in das kleine Dorf Dziko, der Pfarrer kann erst Stunden später nachkommen. Heute ist Messe in St. Paul, ein Fest für die ganze Dorfgemeinschaft. Längst ist jeder Fleck auf dem gestampften Lehmboden der Kapelle besetzt, und immer noch ruft die „Glocke“ aus einer alten Autofelge die Gläubigen zusammen. Und weil es ein Fest ist, kommen auch die traditionellen Ngoni-Tänzer zur Kirche. Singend und tanzend begrüßen sie den Pfarrer, die Gäste aus Europa und die vielen Kleinen Christlichen Gemeinschaften aus anderen Dörfern.

Diese Gruppen sind die Basis der Pastoral fast überall in Afrika. Sie bestehen aus etwa zehn Häusern in der Nachbarschaft. Die Familien beten miteinander, sie lesen das Evangelium und unterstützen sich gegenseitig. Das funktioniert auch, wenn der Priester nicht vor Ort ist.

Zwei Stunden später ist die Messe noch immer nicht zu Ende. Musik und Tanz brauchen Zeit, und was könnte es Wichtigeres geben, als zusammenzukommen und das Leben zu feiern? Besonders viel Zeit braucht das, was in Deutschland fast schamhaft zwischendrin passiert: der Opfergang in der Eucharistiefeier. Für Malawis Katholiken ist es ein echtes Opfer, sie sind arm und wissen doch genau: Ohne ihre Spenden kann die Kirche nicht arbeiten. Denn Kirchensteuern gibt es hier nicht.

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