Unser Menschsein ergibt sich aus unserer Fähigkeit, mit anderen in Verbindung zu treten, und unser Leben wird nur dann sinnvoll, wenn wir mit anderen verbunden sind. Für uns Maristen ist es wichtig, dass wir uns am interreligiösen Gespräch beteiligen. Es entspricht unserer Spiritualität, uns für die Mission der Heiligen Dreifaltigkeit einzusetzen: drei göttliche Personen miteinander im Dialog.
Unterschiedliche Kulturen und religiöse Traditionen gibt es in jedem Winkel der Erde. Leider erleben das viele Menschen als Bedrohung. Aber egal wie und wo wir leben: Wir haben immer die Chance, mit anderen in Kontakt zu treten und Raum für den interreligiösen und interkulturellen Dialog zu schaffen.
Einfach ist dieser Dialog nicht. Wenn man die Sprache des anderen nicht spricht, kommt es schnell zu Missverständnissen. Historische Wunden können ebenfalls eine Quelle von Vorurteilen und Verdächtigungen sein. Ich habe die Erfahrung gemacht, dass es ein lebenslanger Prozess ist, vorgefasste Meinungen über andere aufzugeben. Je mehr man sich auf den anderen einlässt, desto mehr erkennt man die unausgesprochenen Vorurteile in sich selbst.

Heikle Themen im interreligiösen Dialog

In Thailand gibt es viele heikle Themen, die ich im interreligiösen Dialog beachten muss. Zum Buddhismus bekennen sich über 90 Prozent der Bevölkerung. Die thailändische Gesellschaft misst den Mönchen große Bedeutung bei, und es gibt Regeln, die eingehalten werden müssen. Buddhistische Mönche müssen ihr Mittagessen um 11.30 Uhr oder vor zwölf Uhr einnehmen. Das ist ein einfaches Beispiel, aber es gilt, bei Veranstaltungen darauf Rücksicht zu nehmen. Für unsere muslimischen Glaubensgeschwister muss das Essen halal sein. Und dazu gibt es noch viele heikle Themen im sozio-politischen und wirtschaftlichen Bereich …
Aber ich finde, es lohnt sich, sich auf diesen Dialog einzulassen, weil er unser Leben reicher macht. Menschen aus unterschiedlichen Kulturen und Glaubenstraditionen können Freundschaft schließen. So wird Misstrauen in Vertrauen verwandelt, wir werden offen dafür, von anderen Glaubenstraditionen zu lernen und uns gegenseitig zu bereichern. Damit geben wir ein wichtiges Zeugnis für die Welt!

Hermes Sabud SM

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