Auf dem Cover sitzen Sie Harfe spielend auf einem Militärjeep. Wie kam es dazu?
2012 erlebte ich zum ersten Mal die D-Day-Feier in Sainte-Mère-Église mit tausenden Soldaten, Touristen und Veteranen. Was ich unerträglich fand: Viele Männer verkleideten sich als Soldaten und spielten Krieg. Ich spürte das Bedürfnis, einen musikalischen Kontrapunkt zu setzen mit friedlichen Harfenklängen auf einem unfriedlichen Fahrzeug.
Sie haben mit zwei französischen Ordensschwestern das „Haus des Friedens“ aufgebaut. Was haben Sie genau gemacht?
Wir hatten den Auftrag, Symbol der friedlichen Zusammenarbeit verschiedener Nationen zu sein. Wir gestalteten Flyer mit Friedensgebeten in fünf Sprachen, veranstalteten Workshops und Vorträge und entwickelten Friedensspiele, die an die Erlebnispädagogik angelehnt sind und bei denen es keine Verlierer gibt. Zum 70. D-Day-Jubiläum haben wir mit deutschen, französischen und amerikanischen Jugendlichen ein Theaterstück einstudiert. Es hieß „Und wenn wir den Frieden zusammen bauen würden“.
Warum kann Kunst in der Friedensarbeit helfen?
Kunst hebt Grenzen auf – auch Sprachbarrieren. Wenn man zum Beispiel gemeinsam singt, egal in welcher Sprache, schafft das ein Zusammengehörigkeitsgefühl.
Gab es auch schwierige Momente während Ihrer Zeit in der Normandie?
Ich war überrascht, dass noch so eine Antipathie gegen Deutsche herrscht. Ich habe deshalb ein Buchkapitel „Der wärmende Mantel und der nasse Waschlappen“ genannt. Als ich letztes Jahr zu Besuch in Sainte-Mère-Église war, konnte ich aber feststellen, dass in den Länderwimpelketten, die die Straßen zum D-Day schmücken, nun auch die deutsche Flagge zu finden ist.
Wie läuft es aktuell weiter im Friedenshaus?
Es leben und arbeiten weiterhin Ordensschwestern im „Maison de la Paix“. Daneben gibt es jetzt auch eine „Grange de la Paix“, also eine Friedensscheune mit einem Ruheraum. So hat sich das Angebot erweitert für Besucher, Interessierte und Touristen.
Was ist die Kernbotschaft Ihres Buchs?
Dass Frieden und Versöhnung möglich sind, wenn wir etwas dafür tun. Ich glaube nicht, dass es jemals auf der Welt überall Frieden geben wird. So blauäugig bin ich nicht. Ich weiß, wie zerbrechlich der Friede ist. Frieden ist ein Geschenk, das immer wieder erworben werden muss – er ist keine Selbstverständlichkeit.
Interview: Pia Scheiblhuber