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Zwischen Exodus und HoffnungDer Krieg in Syrien und politisch-wirtschaftliche Krisen im Libanon bringen viele Christen dazu,
ihre Heimat zu verlassen. Trotzdem versuchen Menschen dort ihre Jahrhunderte alte Tradition
zu bewahren. Dabei zeigen sie einen bemerkenswerten Widerstandsgeist. |
Text: Bettina Tiburzy
Fotos: Hartmut Schwarzbach; Hasan Belal
Das biblische Land verliert seine Christen. In Syrien und dem Libanon, wo sich seit den ersten Jahrhunderten ein reiches christliches Leben entfaltet hat, kämpft die christliche Bevölkerung um ihren Fortbestand. Doch es gibt Menschen, die allen Widrigkeiten, Krieg und Krisen zum Trotz sagen: „Wir bleiben!“, deren Glaube ansteckt und Zukunft schafft. So entstehen neue Klöster und erstaunliche Initiativen.
Einst war Syrien das Land, aus dem sich die christliche Botschaft in die westliche Welt ausbreitete. Doch das Land, in dem der Apostel Paulus zu seinem Glauben fand, verliert seine Christen. Vor dem Bürgerkrieg machten sie noch zehn Prozent der Bevölkerung aus. Heute bekennen sich nur noch zwei Prozent zum Christentum. Krieg und Verfolgung durch die Terrormiliz „Islamischer Staat“ (IS) haben sie in die Flucht getrieben. Ihre Zukunft ist ungewiss. Das einst gute Zusammenleben der verschiedenen Religionen im Land ist nachhaltig gestört. Die verbliebenen Christen drohen zwi- schen den Konfliktparteien zerrieben zu werden. Die internationale Gemeinschaft hat Syrien vergessen. Krieg, Zerstörung und zuletzt das verheerende Erdbeben im Norden Syriens zwingen immer mehr Menschen, das Land zu verlassen.
Trotz aller Widrigkeiten jedoch gibt es Christen, die Aussöhnung und Nächstenliebe mit allen Menschen in Syrien auf eindrucksvolle Weise leben. Die im Krieg an der Seite der Menschen blieben, ihr Leben schonungslos für andere einsetzten. Die Klostergemeinschaft al-Khalil (Freund Gottes) gehört zu ihnen.
Der Italiener Pater Paolo Dall’Oglio hatte sie 1991 im Kloster Mar Musa gegründet. Er schuf einen Raum für Begegnung, Meditation und Gebet. Einen Ort, an dem sich auch Angehörige anderer Religionen willkommen fühlten. Das Kloster mitten in der syrischen Wüste zog vor dem Krieg auch zahlreiche muslimische Gläubige an. Gemeinsam besannen sich die Menschen mehr auf ihre Gemeinsamkeiten als auf ihre Unterschiede. Heute fehlt von Pater Paolo jede Spur. Vermutlich starb er durch den IS, als er sich 2013 für die Freilassung von Geiseln einsetzte. Doch seine Vision bedingungsloser Liebe für alle Menschen besteht fort. Die Klostergemeinschaft von Mar Musa lädt heute wieder zur Begegnung ein: ein Lichtblick inmitten des Chaos und der Unsicherheit im Land und eine Hoffnung für ein Syrien der Zukunft.

Im Land der Zedern
Der Libanon war für die Christen der Region lange ein sicherer Hafen: das einzige Land im Nahen Osten, in dem sie keine Minderheit darstellen und in der es keine Staatsreligion gibt. Mit seinen 18 verschiedenen Religionsgruppen, darunter zwölf christliche, ist der Zedernstaat so multireligiös wie kaum ein anderer im Nahen Osten. Viele Flüchtlinge, besonders aus Syrien, haben dort Zuflucht gefunden. Papst Johannes Paul II. erklärte die besondere Rolle des Landes so: „Der Libanon ist mehr als ein Land: Er ist eine Botschaft der Freiheit und ein Beispiel des Pluralismus für den Orient und für den Okzident.“
Doch in den vergangenen Jahren ist der Libanon in eine beispiellose Krise geraten. Die libanesische Währung hat 98 Prozent ihres Werts verloren. Große Teile des Mittelstands rutschten unter die Armutsgrenze. Hinzu kommt eine uferlose Korruption auf allen Ebenen. Politiker bereichern sich skrupellos auf Kosten der Bevölkerung. Der Staat ist nur noch Fassade. Täglich verlassen Menschen das Land, darunter viele Christen. Mittlerweile ist geschätzt nur noch ein Drittel der Bevölkerung christlich.
Die Explosion im Beiruter Hafen 2020 hat die ohnehin angespannte Situation verschärft. Die Menschen sind traumatisiert, frustriert und erschöpft. Angesichts des Staatsversagens versuchen kirchliche Akteure für die Menschen da zu sein. Ein Beispiel ist die Initiative „Dramen und Wunder“ in Beirut. Nach der Explosion haben sich Mitglieder der Pfarrei St. Maron zusammengetan. Fast täglich besuchen sie Familien und alleinstehende Menschen in ihrer Nachbarschaft. Sieorganisieren Essen, Medizin, schaffen Möglichkeiten zur Beschäftigung. Ihr Glaube und ihr Zusammenhalt geben ihnen Kraft. „Es ist, wie durch eine Wüste zu gehen. Wenn man die Hände nach anderen ausstreckt, muss man sie nicht allein durchqueren“, sagt Gemeindepfarrer Richard Abi Saleh.
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Der Film erzählt von Schwester Marie Catherine im Niger, die zur Versöhnung von Muslimen und Christen im ärmsten Land der Welt beiträgt. |
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