Flüchtlinge in Bangui. Foto: KNA |
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Zentralafrika
„Wir sind Geiseln der Gewalttätigen“
Seit einem Jahr versinkt die Republik im Herzen Afrikas in einem nicht enden wollenden Bürgerkrieg. Die Bischöfe des Landes verurteilen die brutale Gewalt und rufen nach internationaler Hilfe. „Wir leben in einem Gefängnis unter freiem Himmel“, heißt es in ihrer Verlautbarung.
Die Zentralafrikanische Republik sei ein Gefängnis unter freiem Himmel, wo die Fortbewegungsfreiheit und die Ausdrucksfreiheit eingeschränkt sind, so die Bischöfe des Landes in ihrer Verlautbarung. Die Bischöfe beklagen die Gewalt verschiedener bewaffneter Gruppen, an denen Christen, Muslime und Söldner aus den Nachbarländern beteiligt sind. Tausende Menschen, schätzt die Menschenrechtsorganisation Human Rights Watch, wurden seit dem erneuten Ausbruch der Gewalt im Dezember 2013 brutal ermordet.
Der Süden des Landes um die Hauptstadt Bangui wird von marodierenden Jugendbanden beherrscht. Der Staat ist nicht mehr existent, die Übergangsregierung handlungsunfähig, das Land faktisch zweigeteilt. Auf den ersten Blick scheint es ein Religionskrieg zwischen Christen und Muslimen zu sein, tatsächlich aber geht es um Macht und Ressourcen. Bisher waren die Völker im Norden, zumeist Muslime, von der Macht ausgeschlossen, die in der Hauptstadt und damit im Süden, bei den Christen, konzentriert war. Die von der Hauptstadt entfernt liegenden Provinzen sind eine Art Niemandsland, wo der Staat faktisch nicht existent ist. Es gibt praktisch keine Infrastruktur, keine Schulen, keine Krankenhäuser, keine befestigten Straßen.
Im März 2013 schaffte es eine militante muslimische Minderheit, den durch Korruption ausgehöhlten Staat im Handstreich zu erobern, um sich zu nehmen, was ihnen bisher verwehrt wurde. Doch in der Folge scheiterten die Rebellen an der Aufgabe, eine funktionierende Regierung und Verwaltung einzusetzen. Dieses Scheitern setzte eine neue Dynamik von Gewalt und Gegengewalt in Gang. Immer wieder kommt es zu extremer Brutalität. Der UN-Sicherheitsrat spricht von völkermordähnlichen Zuständen. Inzwischen warnen Menschenrechtsorganisationen vor einer humanitären Katastrophe. Nach ihren Angaben wurde etwa die Hälfte der 4,5 Millionen Einwohner zumindest zeitweilig vertrieben und ist von Hilfslieferungen abhängig. In dem eigentlich fruchtbaren Land droht den Menschen eine Hungersnot.
Von Jobst Rüthers
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