Foto:Berns/kontinente |
|
Wortwechsel
Ist es gut, die letzte
„Vaterunser-Bitte" zu ändern?
Die Diskussion ist nicht neu, aber neu entflammt. Seit dem Ersten Advent 2017 beten die Franzosen „lass uns nicht in Versuchung geraten“ statt „unterwerfe uns nicht der Versuchung“. Gut so, meinen viele, die Probleme mit der Vorstellung eines Gottes haben, der Menschen prüfen könne. Gut so, sagt Papst Franziskus, der sich eine Umformulierung der letzten Vaterunser-Bitte auch in anderen Sprachen wünscht. Nicht Gott sei es, der in Versuchung führe, sondern der Satan.
Die katholischen Bischöfe in Deutschland sind jedoch gegen eine Änderung. Ebenso der Bochumer Neutestamentler Thomas Söding: Das entscheidende Verb auf Deutsch heiße „hineintragen“, sagt er. Andere finden es problematisch, jahrhundertealte Gebetstexte, die prägend für das Glaubensleben seien, zu ändern oder einfach mit einer neuen Übersetzung die Theodizee-Frage lösen zu wollen. Man kann sprachlich, historisch und theologisch argumentieren. Die Diskussion ist für Laien nicht immer leicht verständlich. Für mich entscheidend ist die Frage nach dem Gottesbild, die im Kontext des Streits aufgeworfen wird. Ich glaube, dass Gott zwar nicht vor allem Übel und aller Versuchung bewahrt, er aber in Zeiten der Prüfung und des Leids bei uns ist. Welche Übersetzung und Formulierung im Vaterunser zugrunde gelegt wird, spielt für mich eine untergeordnete Rolle.
Von Eva-Maria Werner
Zurück zur Nachrichtenübersicht März/April 2018 |