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Urlaub machen, wo Flüchtlinge ankommen?
Die einen flüchten vor dem Alltagsstress, die anderen vor dem Krieg. Die einen im Bikini, die anderen in Todesangst: Auf den griechischen Inseln in der Ostägäis treffen Flüchtlinge und Touristen aufeinander. „Da möchte ich im Moment keinen Urlaub machen“, brachte eine Bekannte auf den Punkt, was sich wohl zahlreiche Deutsche bei ihren Urlaubsplanungen gedacht haben. Ferien machen, wo Flüchtlinge in Schlauchbooten ankommen? Lieber nicht! Die vermeintlich schönsten Wochen im Jahr dort verbringen, wo Asylsuchende am Strand campieren? Diesen elenden Anblick wollen wir uns gerade im Urlaub ersparen.
Alles verständlich – auf den ersten Blick. Doch beim näheren Hinsehen schaffen wir so noch mehr Probleme, gerade in Griechenland, das sich mitten in einer schweren Wirtschaftskrise befindet. Denn eigentlich sorgt der Tourismus in Griechenland für rund 25 Prozent des Bruttoinlandsprodukts. Die Athener Tageszeitung „Kathimerini“ berichtet, die Buchungen auf Lesbos seien im Vergleich zum Vorjahr um 90 Prozent eingebrochen; auf Samos betrage der Rückgang 40 Prozent. Auch hätten Fluggesellschaften bereits erste Flugverbindungen gestrichen und Kreuzfahrtschiffe ihre Routen geändert.
Wie soll das finanziell gebeutelte Land einen solchen Rückgang verkraften? Ist es also unmoralisch, dort Urlaub zu machen, sich an den Stränden zu sonnen, an denen täglich unzählige Flüchtlinge ankommen? Nein! Es hilft Griechenland, das in vielerlei Hinsicht in der Flüchtlingsfrage von Europa alleine gelassen wird, und ist deshalb auch eine Form der Solidarität.
Von Nadine Ortmanns
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