WortwechselIst die Streitkultur am Ende?Es war ein hitziger Sommer – nicht nur mit Blick auf die Temperaturen. Beim Streit um die Braunkohle im Hambacher Forst oder bei der Bewertung der Ereignisse von Chemnitz hat die Debatten(un)- kultur im Land einen Tiefpunkt erreicht. Wo die Kontrahenten sich als „Terroristen“, „Bullenschweine“, „Nazis“ und „Menschenrechtsfundamentalisten“ brandmarken, ist eine Diskussion nicht mehr möglich. Es gibt immer Gründe, warum sich Menschen ungerecht behandelt, an den Rand gedrängt oder bedroht fühlen – und es manchmal auch sind. Eine Gesellschaft muss diesen Menschen Gehör schenken, wenn sie ihren Zusammenhalt nicht gefährden will. Vielleicht verschafft es dem ein oder anderen kurzfristig Genugtuung, wenn er den Gegner niederbrüllen, dessen Argumente ins Lächerliche ziehen und ihm jeden Respekt absprechen kann. Es ist leicht, im Schwarz-Weiß-Denken verhaftet zu bleiben und komplizierte Sachverhalte zu vereinfachen. Langfristig aber bringt das keine Lösung, im Gegenteil: Hetze und Hass nehmen
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