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Eva-Maria Werner, Redakteurin

Wort­wech­sel

Ist die St­reit­kul­tur am En­de?

Es war ein hit­zi­ger Som­mer – nicht nur mit Blick auf die Tem­pe­ra­tu­ren. Beim St­reit um die Braun­koh­le im Ham­ba­cher Forst oder bei der Be­wer­tung der Er­eig­nis­se von Chemnitz hat die De­bat­ten(un)- kul­tur im Land ei­nen Tief­punkt er­reicht. Wo die Kon­tra­hen­ten sich als „Ter­r­o­ris­ten“, „Bul­len­schwei­ne“, „Na­zis“ und „Men­schen­rechts­fun­da­men­ta­lis­ten“ brand­mar­ken, ist ei­ne Dis­kus­si­on nicht mehr mög­lich. Es gibt im­mer Grün­de, warum sich Men­schen un­ge­recht be­han­delt, an den Rand ge­drängt oder be­droht füh­len – und es manch­mal auch sind. Ei­ne Ge­sell­schaft muss die­sen Men­schen Ge­hör schen­ken, wenn sie ih­ren Zu­sam­men­halt nicht ge­fähr­den will. Vi­el­leicht ver­schafft es dem ein oder an­de­ren kurz­fris­tig Ge­nug­tu­ung, wenn er den Geg­ner nie­der­brül­len, des­sen Ar­gu­men­te ins Lächer­li­che zie­hen und ihm je­den Re­spekt ab­sp­re­chen kann. Es ist leicht, im Schwarz-Weiß-Den­ken ver­haf­tet zu blei­ben und kom­p­li­zier­te Sach­ver­hal­te zu ve­r­ein­fa­chen. Lang­fris­tig aber bringt das kei­ne Lö­sung, im Ge­gen­teil: Het­ze und Hass neh­men
zu – mit sch­lim­men Fol­gen für al­le. Mich be­sch­leicht das un­gu­te Ge­fühl, dass uns die Be­reit­schaft, dem an­de­ren wir­k­lich zu­zu­hö­ren, ab­han­den kommt. Und da­mit die Fähig­keit, sich mit ge­gen­sätz­li­chen Mei­nun­gen au­s­ein­an­der­zu­set­zen, zu st­rei­ten und Kom­pro­mis­se zu fin­den. Das aber ist die Vor­aus­set­zung für De­mo­k­ra­tie. Es lohnt sich, den schwie­ri­gen Weg zu ge­hen.

Von Eva-Ma­ria Wer­ner

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