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Eva-Maria Werner, Redakteurin

Wort­wech­sel

All­mäch­ti­ge Po­li­ti­ker? Fai­rer Um­gang mit Volks­ver­t­re­tern!

Kanz­ler­kan­di­dat Mar­tin Schulz prangt als „Sankt Mar­tin“ auf der Ti­tel­sei­te des „Spie­gel“, der fran­zö­si­sche Prä­si­dent Em­ma­nu­el Macron sch­mückt mit Hei­li­gen­schein ne­ben den Wor­ten „Der Hei­lan­d“ die Wo­chen­zei­tung „Die Zeit“. Sind die Pro­b­le­me und Her­aus­for­de­run­gen heut­zu­ta­ge so groß, dass nur noch Hei­li­ge und über­men­sch­li­che We­sen sie be­wäl­ti­gen kön­nen? Die Co­ver er­we­cken den An­schein. Hier wer­den Er­war­tun­gen auf­ge­baut, die kein Mensch er­fül­len kann. Ent­täu­schung und Po­li­tik­ver­dros­sen­heit sind pro­gram­miert.
Wie sch­nell folgt auf die Glo­ri­fi­zie­rung die Ent­zau­be­rung? Geht es nicht auch ei­ne Num­mer klei­ner? Nur gut zwei Mo­na­te nach dem „Sankt Mar­tin“-Ti­tel sprach die Pres­se nach der SPD-Wahl­nie­der­la­ge im Saar­land be­reits vom „ent­g­leis­ten Schulz­zu­g“. Es scheint nur noch Ex­t­re­me zu ge­ben. Wer in den Him­mel ge­ho­ben wird, fällt nur um­so tie­fer – schon beim kleins­ten Feh­ler. Es ist ba­nal, da­ran zu er­in­nern, aber: Po­li­ti­ker sind auch nur Men­schen. We­der mit über­mä­ß­i­ger Ver­herr­li­chung noch mit fie­sem Bas­hing (öf­f­ent­li­che Be­schimp­fun­gen) wird man ih­rer Rol­le ge­recht. Man mag mit ih­ren Po­si­tio­nen nicht übe­r­ein­stim­men, aber sie ha­ben im­mer­hin Ach­tung und Re­spekt ver­di­ent. Wer ist schon be­reit, sich in schwie­ri­gen Zei­ten hoch kom­ple­xen The­men zu stel­len, im­mer wie­der hart er­kämpf­te Kom­pro­mis­se ein­zu­ge­hen und da­bei gna­den­los im Licht der Öf­f­ent­lich­keit zu ste­hen?

Von Eva-Ma­ria Wer­ner

Zu­rück zur Nach­rich­ten­über­sicht Sep­tem­ber/Ok­tober 2017