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Wortwechsel
Aus für Paech: Wer bestimmt
die Zukunftsdebatten?
Seine Stimme ist zwar nicht gänzlich verstummt, wohl aber an seinem wichtigsten Wirkungsort, der Universität Oldenburg. Wachstumskritiker Niko Paech ist an einer Bewerbung um eine Professorenstelle gescheitert, die er vertretungsweise bereits seit Jahren innehatte.
Während die Universität „formale Fehler“ der Berufungskommission und mangelnde internationale Publikationstätigkeit Paechs als Gründe angibt, sieht er sich als Opfer eines Machtkampfes zwischen klassischen und alternativen Ökonomen. Paech geht es nicht um Verbesserungen innerhalb des bestehenden Wirtschaftssystems, sondern um neue Ansätze. Er plä-
diert für eine Wirtschaft ohne Wachstum, fordert einen bescheidenen Lebensstil, kürzere Arbeitszeiten und mehr Selbstversorgung (vgl. kontinente-Interview 3/2015). In seiner Vision der „Postwachstumsökonomie“ werden Natur und Menschen nicht länger ausgebeutet.
Man muss seine Thesen nicht (alle) teilen oder so konsequent einfach leben wie Paech es tut, allerdings: Nach der Finanzkrise 2008 forderten Wirtschaftsstudenten auf der ganzen Welt eine Neuorientierung ihres Fachs. Zu Recht, denn die Mängel des Systems waren offensichtlich. Gut, dass Menschen wie Paech die öffentliche Diskussion mit radikalen Denkansätzen inspirieren. Jetzt scheint „Rolle rückwärts“ angesagt. Das ist fatal. Wollen wir die Debatten um unsere Zukunft denjenigen überlassen, die seit Jahren dieselben Rezepte anbieten?
Von Eva-Maria Werner
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