Jobst Rüthers |
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Neue Rolle für Priester?
Ist das bisherige System, katholischer Priester zu werden und Priester zu sein, in Deutschland ans Ende gekommen? Das glaubt zumindest der Leiter (Regens) des Priesterseminars im Bistum Münster, Hartmut Niehues. Bei den Priesteramtskandidaten sei die katholische Kirche hierzulande „quasi an der Nulllinie” angekommen, es gebe keinen Nachwuchs mehr. In Münster ist dieses Jahr nur ein einziger Priesteramtskandidat in das Gemeindejahr gestartet. In 2003 gab es bundesweit noch knapp 970 Priesteramtskandidaten, in 2015 waren es 530.
Was tun? Für Niehues ist klar, dass die Arbeit der Kirche sich gravierend verändern wird. „Früher hat man Seelsorge als Versorgung mit den Sakramenten verstanden. Heute ist Seelsorge mehr: ein beratendes Gespräch, Trost in der Trauer oder Hilfestellung praktischer Art.” Diese Aufgaben seien kein exklusives Feld für Priester. Niehues plädiert für eine stärkere Einbeziehung der Laien in die Seelsorge, aber diese seien keine Lückenbüßer: „Jeder Getaufte ist für den anderen Seelsorger. Aufgabe des Priesters wird sein, die Getauften in ihrem Christsein und in ihrem Dienst für die anderen zu stärken.”
Die andere Seite des Priestermangels sei der starke Rückgang der Menschen, die die sakramentalen Dienste des Priesters wahrnehmen wollen: „Neunzig Prozent unserer Leute nehmen sonntags nicht an der Eucharistiefeier teil. Beichte und Krankensalbung sind selten geworden.” Hartmut Niehues fragt sich (und uns), „ob die Menschen überhaupt noch damit rechnen, dass Gott in ihrem Leben handelt?”
Von Jobst Rüthers
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