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Grenzen in der Berichterstattung setzen!
13 Tage nach dem Terroranschlag von Nizza hat die französische Tageszeitung „Le Monde“ angekündigt, künftig keine Fotos von Terroristen mehr zu zeigen. Auch „Die Zeit“ druckte bewusst verschwommene Bilder nach dem Attentat von Würzburg und dem Amoklauf von München. Gut so. Es wäre wünschenswert, mehr Medien würden sich dieser Haltung anschließen.
Je weniger Identifikationsfläche für mögliche Nachahmer und Raum für Glorifizierung der Täter geschaffen wird, umso besser. Schließlich geht es Amokläufern und Terroristen vor allem darum, öffentlich wahrgenommen zu werden und Angst zu verbreiten. Es ist leicht, in die Falle zu tappen und Bilder des Schreckens zu verbreiten. Das bringt Aufmerksamkeit, mehr Klicks, höhere Einschaltquoten. Wenn aber im Minutenabstand live zum Tatort geschaltet wird, um „hautnah“ dabei zu sein ohne wirkliche Informationen über Hintergründe zu erhalten: Wem nützt das? Es bedient Sensationsgier, liefert Opfer dem Voyeurismus aus, betrügt Zuschauer und Hörer um Informationen, die zu prüfen, zu bewerten und einzuordnen Zeit braucht.
Stattdessen wetteifern Journalisten in Blogs um die blitzschnelle Verbreitung jedes noch so kleinen Details, werden Nichtigkeiten aufgebauscht, jagt eine Sensation die nächste. Medien, die ihre Aufgabe in der Demokratie ernst nehmen, sollten den Mut haben, Grenzen in ihrer Berichterstattung zu setzen und aufrechtzuerhalten. Ansonsten steht ihre Glaubwürdigkeit auf dem Spiel. Nicht alles, was möglich ist, muss auch umgesetzt werden. Und nicht zuletzt müssen auch die Nutzer sich fragen, was sie von guten Medien erwarten.
Eva-Maria Werner
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