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Gen-Reis - Segen oder Fluch?
Je ärmer die Menschen eines Landes sind, desto wichtiger ist das Nahrungsmittel, das sie überwiegend mit Kalorien versorgt. Für fast drei Milliarden Menschen ist dies Reis. Besteht die Ernährung hauptsächlich aus Reis, tritt häufig ein Vitamin-A-Mangel auf. An dessen Folgen sterben weltweit nahezu 700.000 Kinder jährlich; weitere 350.000 erblinden als Folge der Mangelerkrankung.
Achim Dobermann, Leiter der Forschungsabteilung des renommierten International Rice Research Institute (IRRI), will deshalb möglichst schnell den sogenannten „Goldenen Reis“ auf den philippinischen Markt bringen. So sollen die Menschen dort besser mit dem lebenswichtigen Vitamin A versorgt werden. Der „Goldene Reis“ enthält Beta Karotin, das der Körper in Vitamin A umwandelt. Um diesen Reis herzustellen, fügten Forscher dem Reisgenom artfremde Gene hinzu; er ist also gentechnisch verändert.
Die Gen-Industrie feiert den „Goldenen Reis“ als Vorzeigeprodukt der „Grünen Gentechnik“. Kritiker bezweifeln allerdings, dass so Ernährungsprobleme gelöst werden können. Es sei beispielsweise ausreichend Fett und Protein nötig, damit der menschliche Körper Beta Karotin in Vitamin A umwandeln kann. Gerade den Nahrungsmitteln der ärmeren Gesellschaften mangelt es aber daran. Die These vieler Kritiker lautet: Hunger und Mangelkrankheiten können durch Gen-Reis nicht behoben werden. Um die Bevölkerung ausreichend mit Vitamin A zu versorgen, sollten genügend Obst, grünes Gemüse oder etwa Kartoffeln angebaut werden. Allerdings ist es wohl noch ein langer Weg, bis sich dies in Asien durchsetzt. Und bis dahin würden noch viele Menschen an Vitamin-A-Mangel sterben.
Von Nadine Ortmanns
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Eine Auswahl der Leserzuschriften:
Manfred Glombik, Hildesheim, schreibt dazu:
Solange Menschen auf der Erde hungern und nicht wissen, wie sie die nächsten Tage und Wochen überleben, sollten alle Forschungen mit Nahrungsmitteln ausgeschöpft und unterstützt werden.
Marie-Luise Volk, Gamlen, meint:
Die Erblindung von Hunderttausenden von Kindern im asiatischen Raum ist eine Folge der Einführung der industriellen Landwirtschaft, der so genannten „Grünen Revolution“. Seit der Industrialisierung der Landwirtschaft wird der Reis geschält. Durch Entfernung der Schale wird das Provitamin A entfernt. Die Folge: Erblindung durch Vitalstoffmangel. Jetzt erdreisten sich die Agro-Gentechnik-Konzerne, indem sie als Problemlösung den „Goldenen Reis“ anbieten. Es ist die Absicht der Agro-Gentechnik-Konzerne, das Saatgut und die entsprechenden Spritzmittel in die Hand zu bekommen. Denen geht es nicht um die Lösung des Hungerproblems, sondern sie wollen den Hunger ihrer Aktionäre stillen. Die Forderung muss also nicht „Goldener Rice“ lauten, sondern Rückkehr zur traditionellen Landwirtschaft.
Hildegund Klockner, Flörsheim, findet:
Dieses Beispiel für Gen-Manipulation sollte nicht generell die Forschung schlecht machen, wenn die Forscher nur nachhelfen, eine potenziell in der Natur denkbare Genänderung mit ihrem Wissen zu beschleunigen. Es gibt bereits Hirse- und Maispflanzen für die Menschen in Afrika, die in den Dürregebieten mit wenig Wasser auskommen. Das ist sicher ein Beitrag zur Bekämpfung von Ernährungsproblemen!
Helene Sobczynski-Baier, Filderstadt, ist der Meinung:
Auf die Frage gibt es nur eine Antwort: Fluch! Dass es da um Riesengeschäfte der Biotechagrarindustrie und nicht um Menschenliebe geht, ist doch klar.
Regina Probst, Bad Hoenningen, schreibt:
Der Anbau von genmanipulierten Pflanzen dient nur den Interessen der Agroindustrie. Gen-Saatgut ist etwa dreimal so teuer wie her-kömmliches Saatgut und muss von den Kleinbauern jedes Jahr neu eingekauft werden. Es werden zwar höhere Ernten versprochen, aber wenn das Wetter nicht optimal ist, fällt die Ernte geringer aus. Nach einigen Jahren Gen-Reisanbau werden Schädlinge und Unkräuter resistent, sodass immer öfter und mit härteren Mittel gespritzt werden muss. Das treibt die Nebenkosten der Kleinbauern gewaltig in die Höhe. Wurden die Kleinbauern aufgeklärt und beraten und bauten neben Reis auch etwa Bohnen und Kürbisse an, so verbesserte sich der Gesundheitszustand der Menschen sehr schnell. Es ist sinnvoller, die Bauern darin zu bestärken, hochwertige Nahrungsmittel anzubauen.
Anna Mokos, Köln, meint:
Der Eingriff in das Erbgut einer Pflanze macht den Menschen zum Versuchskaninchen. Ich denke, dass dem Forschungsteam von IRRI mit dem Goldenen-Reis-Märchen die finanzielle Gesundheit mehr am Herzen liegt als die Gesundheit der phillippinischen Menschen. Hunger und Mangelkrankheiten können durch den Gen-Reis nicht behoben werden.
Maria Niemetz, Goslar, ist folgender Meinung:
Ich bin grundsätzlich gegen genveränderte Lebensmittel. Gott hat uns die wunderbare Erde mit den Früchten und den Samen gegeben und sie sind gut, so wie sie sind. Warum will der Mensch es besser machen, warum muss der dem Schöpfer ins Handwerk pfuschen? Ich glaube nicht, dass dieser "Gold-Reis" den Hunger besiegt, solange wir nicht bereit sind zu teilen.