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Wortwechsel
Wie offen soll die Kirche mit Geld umgehen?
Als wäre es nicht Lehre genug gewesen: Nach den Fast-Pleiten der Bistümer Aachen, Essen und Berlin und dem Skandal um die millionenschweren Bauprojekte auf dem Limburger Domberg kündigte die katholische Kirche eine „Transparenzoffensive“ an. Doch statt großzügiger Einblicke in die Bücher – an der totalen Offenlegung ihrer Finanzen beteiligen sich nur wenige der 27 Diözesen – gibt es immer neue Schlagzeilen: In Hamburg droht ob der Schulden die Schließung kirchlicher Schulen, in Freiburg
werden Angestellte nicht ordnungsgemäß sozialversichert und in Eichstätt Millionenbeträge „verspekuliert“. Ohne Vergleichbarkeit könne es keinen West-Ost-Finanzausgleich mehr zwischen den Bistümern geben, droht sogar Münchens Generalvikar Peter Beer.
Niemand kann die Kirche zwingen, offen mit Geldangelegenheiten umzugehen. Tut sie es aber nicht, droht ihr neues Ungemach: Wenn nicht bald flächendeckend klerikale Arroganz, Unkenntnis oder Sorglosigkeit durch Fachwissen und unabhängige Kontrolle ersetzt wird, werden sich die Stimmen häufen, die fordern, auch die finanziellen Leistungen des Staates an die Kirchen abzuschaffen. Es soll sogar Christen geben, die sich eine solche Debatte wünschen – nämlich jene, die überzeugt sind, dass nur eine arme und dienende Kirche glaubhaft für die Armen eintreten, Salz der Erde und wahrhaft missionarisch sein kann.
Von Franz Jussen
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