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Was meinen Sie?
Warum gibt es keine
privaten Einladungen?
Seit fast zwei Jahren sind meine Frau und ich Pflegeeltern für minderjährige unbegleitete Flüchtlinge. Zuerst lebte Daniel aus Eritrea bei uns, damals 15 Jahre alt, aufgeweckt, fußballbegeistert und als eritreisch-orthodoxer Christ sehr religiös. Vor und nach jedem Essen ein Gebet, samstags Besuch der Bibelschule, tiefgründige Gespräche über Religion, Gott und die Welt. Heute lebt Daniel in einer Jugendwohngruppe, nach ihm zog Filmon bei uns ein. Auch er aus dem ostafrikanischen Eritrea, wie Zehntausende geflohen aus der Diktatur und vor dem drohenden Militärdienst. Beide gehen zur Schule, aber das Deutschlernen fällt ihnen schwer.
Oft stoßen wir an sprachliche Grenzen, so dass ihre Gedanken, Gefühle und Themen nicht ausgesprochen werden. Dabei sind sie Jugendliche wie unsere drei Kinder auch, die sich austauschen wollen über das, was sie bewegt. Mit uns Erwachsenen reden sie nicht darüber, wie sie sich fühlen ohne ihre Eltern und Geschwister, ohne ihre Freunde, ohne ihre Heimat, ohne die alltäglichen Dinge ihrer Kultur. Wir erleben ein Netzwerk ehrenamtlicher Flüchtlingshilfe und große Unterstützung in Ämtern und Einrichtungen. Aber wir stellen auch fest, dass unsere Flüchtlinge keine Kontakte zu den Nachbarn, zu Kollegen im Praktikum, zu Mitspielern im Fußballverein haben.
Beide sind zu scheu, um von sich aus auf deutsche Jugendliche zuzugehen und sie zu uns einzuladen. Einladungen von deutschen Gleichaltrigen erhalten sie bisher nicht . Habe ich zu große Erwartungen? Ist die Willkommenskultur nur eine Sache der Engagierten – und nicht aller Mitmenschen?
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Redaktion kontinente, Anton-Kurze-Allee 6, 52064 Aachen
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