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Auftreten oder austreten?
Unlängst hat der Kirchenaustritt von sechs prominenten
Katholikinnen in der Schweiz für Aufsehen gesorgt. Im Manifest „Wir gehen!“ begründen sie ihren Schritt mit der Frauenfeindlichkeit und „patriarchalen Theologie“ der Kirche. Das Fass zum
Überlaufen gebracht habe der Vergleich von Schwangerschaftsabbrüchen mit Auftragsmord durch Papst Franziskus.
Die Zahl der Kirchenaustritte ist seit Jahren auf einem hohen
Niveau. 2017 haben 167504 Katholiken in Deutschland ihre Kirche verlassen. Nach den Gründen gefragt, nennen 44,2 Prozent die Kirchensteuer. 34,4 Prozent sind unzufrieden mit der Institution oder deren Amtsträgern und 16,4 Prozent geben an, nicht (mehr) an Gott zu glauben. Für diejenigen, die aus Unzufriedenheit gehen – wie die sechs Schweizerinnen – spielt die Glaubwürdigkeit der Kirche eine große Rolle. Zwischen Verkündigung und Handeln liegen oft Welten. Wer sich nach Jahren der Ausgrenzung, etwa als Frau oder Homosexueller, aus Empörung über den Missbrauchsskandal oder die Verschwendung von Geldern für den Austritt entscheidet, den kann niemand verurteilen. Allerdings bleibt die Frage, wer den Wandel im System eher beeinflussen kann, diejenigen, die gehen, oder die, die bleiben? Vermutlich braucht es beides, um das behäbige Kirchenschiff zu bewegen: Druck von außen und innen.
Von Eva-Maria Werner
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