Jobst Rüthers |
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Treibt uns die Arbeit in die Atemlosigkeit?
Bischof Franz-Josef Bode hat Ende September die Menschen im Bistum Osnabrück zu einem „Jahr des Aufatmens“ eingeladen. In allen Bereichen der Diözese sollen die Menschen innehalten, Luft holen, Pause machen und die bisherigen Wege überdenken. Die Initiative kommt zur rechten Zeit, denn immer mehr Menschen klagen über die Zunahme von Stress, gewachsene Arbeitsanforderungen und den Druck zur ständigen Erreichbarkeit.
Jesuitenpater Friedhelm Hengsbach, früher Professor für Wirtschafts- und Gesellschaftsethik, beklagte zum Auftakt der Anti-Stress-Aktion eine „Tyrannei der Beschleunigung“ in der Arbeitswelt. Rufbereitschaft für immer mehr Arbeitnehmer mit ständiger Erreichbarkeit am Handy und die Ausweitung von Samstags- und Sonntagsarbeit würden die Lebenswelt der Menschen gravierend verändern. Eine Ursache für die sich schneller drehende Wirtschaftswelt sieht Hengsbach im Beschleunigungsdruck der Finanzmärkte. Entscheidungsprozesse in Staaten und großen Unternehmen finden in immer kürzerer Zeit statt und verändern so Arbeitsverhältnisse und die Privatsphäre der Menschen. Drei Viertel der Arbeitnehmer geben an, sogar in ihren Sommerferien beruflich erreichbar zu sein.
Hengsbach meint: Nichtstun, Muße und Meditation sind erste Schritte zu mehr Zeitautonomie. Es gibt Statistiken, nach denen Menschen am Tag 50- bis 100-mal ihr Smartphone zur Hand nehmen, um Mails und Nachrichten zu checken. Muße findet so keinen Raum. Hengsbach: Die Finanzmärkte brauchen eine strenge Regulierung, die Mitbestimmung in den Betrieben ist zu stärken und die Arbeitszeit zu reduzieren.
Von Jobst Rüthers
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