Beatrix Gramlich |
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Wo bleibt die Solidarität der Christen?
Wer kannte vor wenigen Monaten die Jesiden – jene Glaubensgemeinschaft der Kurden, zu der weltweit nicht mehr als eine knappe Million Menschen gehören? Erst sie als sie vor den Mörderbanden der Dschihadisten flüchteten, wurde die Öffentlichkeit auf sie aufmerksam. Die Bilder von Familien, die auf dem irakischen Bergmassiv Sinjar bei 40 Grad Hitze ums Überleben kämpften, alarmierten die Welt. Dass die islamistischen Terrorgruppen genauso brutal gegen Christen vorgingen, geriet dabei in den Hintergrund.
Nun unterliegen auch Journalisten gewissen Reflexen. Die Jesiden wirkten exotisch, waren kaum bekannt und hatten folglich höheren Nachrichtenwert. Dazu kam, dass sich die kurdische Religionsgemeinschaft hierzulande entschlossen für ihre Mitglieder im Irak einsetzte. Weltweit eine Minderheit zu sein, schweißt zusammen. Die Jesiden demonstrierten, zogen vor das EU-Parlament und forderten die internationale Staatengemeinschaft auf, den Völkermord zu stoppen. Auch für die bedrohten Christen gab es Solidaritätsbekundungen – offizielle Protestnoten von Kirchen und Politikern, die nur wenig Beachtung fanden.
Warum eigentlich gehen wir nicht für unsere Glaubensbrüder und -schwestern auf die Straße? Erklären wir Religion zur Privatsache, weil das bequemer ist und uns weniger anfechtbar macht? Sind wir zu nüchtern, zu lethargisch, zu wohlstandsgesättigt, um an Veränderung zu glauben? Dabei sind wir gerade als Christen aufgerufen, den Schwachen zur Seite zu stehen und uns nicht mit Gewalt und Ungerechtigkeit abzufinden. Fehlt uns der Mut, aufzustehen, den Finger in die Wunden legen, das Salz der Erde zu sein? Wir sollten aufpassen, dass wir nicht schal werden.
Von Beatrix Gramlich
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