Franz Jussen |
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Die falschen Lehren aus Lampedusa?
Die Europäische Union (EU) hat ihre Lehren aus der Tragödie von Lampedusa gezogen: Ein neues Überwachungssystem soll mit Hilfe von Satelliten, Radar und Drohnen Bootsflüchtlinge schneller orten. Wer glaubt, die EU-Grenzschutzagentur Frontex wird damit zu einer Art Gesellschaft zur Rettung Schiffbrüchiger, ist aber auf dem Holzweg. Flüchtlinge effektiver abzuwehren – das ist die neue Strategie der EU. Das Bollwerk Europa rüstet nach.
Zwischen 8.000 und 25.000 Menschen sind nach Experten-Schätzungen seit 1990 bei dem Versuch ertrunken, über das Mittelmeer nach Europa zu gelangen. Bisher war ihr Tod im Massengrab Mittelmeer Teil einer zumindest in Kauf genommenen Abschreckungsstrategie nach dem Motto: selbst Schuld, wer ein seeuntüchtiges Boot besteigt. Ob die neue EU-Strategie dazu beiträgt, die vielen Tragödien, die sich auf dem Mittelmeer abspielen, zu verringern, wird sich zeigen. Verlogen ist diese Politik allemal: Das Asylrecht bleibt zwar formal in Kraft. Aber es wird mit unglaublichem Aufwand verhindert, dass es in Anspruch genommen werden kann. Flüchtlinge werden gezwungen, auf noch gefährlicheren Wegen nach Europa zu gelangen. Keine Fluglinie, keine Fähre nimmt freiwillig Passagiere an Bord, die unfreiwillig ihre Heimat verlassen. Schlepperbanden reiben sich die Hände.
Wie hat Papst Franziskus getwittert? „Herr erbarme Dich. Allzu oft sind wir durch unser angenehmes Leben geblendet und weigern uns, diejenigen wahrzunehmen, die vor unserer Haustür sterben.“ Oder um es mit weniger sanften und frommen Worten zu sagen: Ein christliches Abendland, das Flüchtlinge vor seinen Toren verrecken lässt statt sie aufzunehmen, hat diesen Namen nicht mehr verdient.
Von Franz Jussen
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