Jobst Rüthers |
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Ist die Trennung nach Geschlechtern in Orden zeitgemäß?
Die strikte Trennung von Männern und Frauen in katholischen Ordensgemeinschaften in ihrer jetzigen Form ist nicht mehr zeitgemäß. Das zumindest meint Kurienkardinal Joáo Braz de Aviz. Der Präfekt der vatikanischen Ordenskongregation sagte gegenüber der Zeitung „Osservatore Romano“, es sei nicht richtig, dass Ordensfrauen und Ordensmänner in „vollkommen getrennten Welten“ lebten. Dies sei einseitig und führe dazu, „dass wir die Werte der jeweils anderen Seite nicht mehr kennen und einbeziehen.“ Zugleich sprach sich Braz de Aviz für eine offenere Auseinandersetzung mit Körperlichkeit und Sexualität aus. Vielfach müssten Ordensmänner lernen, zu ihrem Körper ein „richtiges, normales“ Verhältnis zu entwickeln und gleichzeitig die traditionellen kirchlichen Werte beherzigen.
Es sind zwei spannende Themen, die hier von einem hohen vatikanischen Kirchenvertreter miteinander verknüpft werden: Welche neue Formen des Ordenslebens braucht es heute? Würden gemischte Klöster anziehend wirken für Neu-Interessenten des Ordenslebens? Oder ist zu befürchten, dass das Leben von Männern und Frauen unter einem Ordensdach konfliktiver wird als in getrennten Gemeinschaften? In Deutschland gibt es seit Jahren Erfahrungen mit gemischten Konventen, in denen Frauen und Männer miteinander leben, arbeiten und beten. Wenn in diesen Gemeinschaften respektvoll, aber auch offen miteinander umgegangen wird, ergeben sich Chancen für eine ganzheitliche Spiritualität und ein Frauen und Männer gleichermaßen ansprechendes Engagement. Dies könnte auch ein Beitrag sein, dass zölibatär lebende Menschen sprechfähig werden über Sexualität und Liebe.
Von Jobst Rüthers
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