Die deutsche Schwester und Ärztin Johann Baptist Umberg kümmert sich um Kinder. |
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31. Juli 2013
Die Luft in Bogota wird dünn…
2600 Meter Höhe. Das Atmen ist spürbar schwerer, bei Anstrengung wird einem schwindelig. Während in Deutschland Rekordtemperaturen herrschen, ist hier Pullover-Wetter. Wir sind in Bogota, der Hauptstadt Kolumbiens, der ersten Station unserer Zwei-Länder-Tour in Südamerika.
Weshalb Bogota zu den am schnellsten wachsenden Städten Südamerikas gehört, ist nirgendwo besser spürbar als außerhalb der kolumbianischen Hauptstadt. Weil innerhalb der Acht-Millionen-Metropole der Platz knapp und teuer ist, lassen sich immer mehr Zuziehende am Rande der Stadt nieder. Der Übergang in die südlich gelegene Stadt Soacha ist nahtlos: Wo die Stadtgrenzen verlaufen, wissen nur noch Eingeweihte. Optisch sind sie jedenfalls nicht mehr erkennbar. Allein der Stadtteil Cazuca ist in den vergangenen Jahren auf 40.000 Einwohner angewachsen. Menschen vom Land, die vor den Guerillas und den Paramilitärs flüchten, landen hier ebenso wie Jugendliche, die auf eine Perspektive in der Stadt hoffen. Der Moloch Bogota lockt sie mit der Illusion, hier eine sichere Existenz aufbauen zu können, die Realität in den Barrios (Stadtviertel) aber zerstört diese Hoffnung für die allermeisten sehr schnell.
Mitten in Cazuca, im Viertel El Oasis, haben die Schwestern vom armen Kinde Jesu vor acht Jahren damit begonnen, wenigstens den Kindern eine Chance zu geben. Mit dem Kindergarten und einer pädagogischen Werkstatt für Sieben- bis Zwölfjährige steuern sie der Verwahrlosung hunderter Kinder im Barrio entgegen. Die deutsche Schwester und Ärztin Johann Baptist Umberg, 72, die seit mehr als 40 Jahren in Kolumbien lebt, zeigt uns gleich am ersten Tag, was mitten in El Oasis von ihren kolumbianischen Mitschwestern geleistet wird: In der Werkstatt können die Kinder Tanz- und Kreativkursen folgen, Nachhilfeunterricht nehmen oder Musik machen. Dabei haben die Schwestern nicht nur an die Kinder selbst gedacht: Die außergewöhnlich hohe Zahl an alleinerziehenden Müttern in El Oasis hatte die Schwestern auf die Idee gebracht, sich um die Kinder zu kümmern. So können die Mütter ganztags einer Beschäftigung nachgehen, mit der sie sich und ihren Kindern ein regelmäßiges Einkommen sichern.
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