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Un­ter­wegs in ... Ko­lum­bi­en und Su­ri­na­me

kon­ti­nen­te-Re­dak­teur Franz Jus­sen ist ge­mein­sam mit dem Fo­to­gra­fen Fritz Stark in Ko­lum­bi­en und Su­ri­na­me auf Re­cher­che­r­ei­se. Von ih­ren Er­leb­nis­sen vor Ort be­rich­ten sie im kon­ti­nen­te-Rei­se­ta­ge­buch.

Tex­te: Franz Jus­sen; Fo­tos: Fritz Stark

Foto: Fritz Stark

11. Au­gust 2013

„Pa­ra­dies­vö­gel“ in Su­ri­na­me

Zum Ab­schluss un­se­rer Rei­se noch ein­mal ei­ne Be­geg­nung mit ei­ner sehr jun­gen Or­dens­ge­mein­schaft: Drei Schwes­tern, die dem 1988 in Ar­gen­ti­ni­en ge­grün­de­ten Or­den der „Die­ne­rin­nen des Herrn“ an­ge­hö­ren, ha­ben 2010 ih­ren Di­enst in Pa­ra­ma­ri­bo, der Haupt­stadt Su­ri­na­mes, auf­ge­nom­men – ei­ne Ar­gen­ti­nie­rin und zwei Ecua­do­ria­ne­rin­nen.
Für die Pfarr­ge­mein­den der Hei­li­gen Fa­mi­lie und von Fati­ma ha­ben sie im Sü­den der Stadt ei­nen Kin­der­club er­rich­tet, der den Mäd­chen und Jun­gen zwi­schen 5 und 15 ei­ne sinn­vol­le Frei­zeit­be­schäf­ti­gung au­ßer­halb der Schul­zeit bie­tet. Durch die Kin­der sind die Schwes­tern auf vie­le so­zia­le Pro­b­le­me in den Ge­mein­den auf­merk­sam ge­wor­den. Des­halb he­ben die Schwes­tern auch mit Haus­be­su­chen in den Ge­mein­den be­gon­nen, um mit den El­tern oder al­lein­ste­hen­den El­tern­tei­len in schwie­ri­gen Si­tua­tio­nen hel­fen zu kön­nen.
In ih­rem blau-grau­en Ha­bit gal­ten die Or­dens­frau­en an­fäng­lich als „Pa­ra­dies­vö­gel“, da den meis­ten Men­schen die Or­den­s­tracht völ­lig fremd war. Doch ha­be sich ge­ra­de dies als Vor­teil er­wie­sen, um den Kon­takt auf­neh­men und Ver­trau­en ge­win­nen zu kön­nen, sagt die Obe­rin der klei­nen Ge­mein­schaft in Pa­ra­ma­ri­bo, Schwes­ter Ma­ria Mad­re de la Es­pe­ran­za, 28. Denn die Kin­der hät­ten kei­ne Scheu, nach dem Sinn der Tracht zu fra­gen.
Un­ter den jun­gen Frau­en in Su­ri­na­me wa­ren die Schwes­tern eben­falls sch­nell be­kannt: Nach nur drei­jäh­ri­ger Prä­senz im Land ha­ben sich be­reits vier Frau­en der Ge­mein­schaft an­ge­sch­los­sen und le­ben als Aspi­ran­tin, Pos­tu­lan­tin oder No­vi­zin mit den Schwes­tern zu­sam­men.
Der nie­der­län­di­sche Bi­schof von Pa­ra­ma­ri­bo, Wil­hel­mus de Bek­ker, 74, hat­te die Ge­ne­ra­l­obe­rin der Die­ne­rin­nen des Herrn 2005 beim Welt­ju­gend­tag in Köln ken­nen­ge­lernt. Den Wunsch des Bi­schofs, ei­ne Nie­der­las­sung des Or­dens in Su­ri­na­me zu grün­den, konn­te die Ge­mein­schaft dann 2010 er­fül­len.

Moschee und Synagoge direkt nebeneinander in Paramaribo, Suriname. Foto: Fritz Stark

9. Au­gust 2013

Heim­li­che Haupt­stadt der Welt­re­li­gio­nen

Das his­to­ri­sche Zen­trum Pa­ra­ma­ri­bos zählt seit elf Jah­ren zum UNES­CO-Welt­kul­tur­er­be. Die Haupt­stadt des kleins­ten süda­me­ri­ka­ni­schen Lan­des hät­te aber ei­nen wei­te­ren eh­ren­vol­len Ti­tel ver­di­ent: (Heim­li­che) Haupt­stadt der Welt­re­li­gio­nen. Wohl in kei­ner an­de­ren Stadt der Welt ste­hen die gro­ßen Bet­häu­ser der vier Welt­re­li­gio­nen des Hin­du­is­mus, des Is­lam, des Ju­den­tums und des Chris­ten­tums so eng bei­ein­an­der wie hier. Un­ge­wöhn­lich ist vor al­lem die di­rek­te (und ab­so­lut fried­li­che) Nach­bar­schaft von Mo­schee und Sy­na­go­ge. Nur je­weils we­ni­ge hun­dert Me­ter ent­fernt fin­den sich die ka­tho­li­sche Ka­the­dra­le Pe­ter und Paul und der Hin­du-Tem­pel Arya De­wa­ker, der 2008 fer­tig­ge­s­tellt wur­de.

Der Grund­stein für die zu­nächst höl­zer­ne Mo­schee in Pa­ra­ma­ri­bo wur­de 1929 ge­legt. Mehr als 60 Jah­re spä­ter wur­de die ak­tu­el­le Mo­schee ge­baut. Ei­ne mehr als 350-jäh­ri­ge Tra­di­ti­on hat das Ju­den­tum in Su­ri­na­me: Ei­ne 1720 ein­ge­weih­te Holz-Syn­an­go­ge wur­de durch die heu­ti­ge, aus Stein 1842 fer­tig­ge­s­tell­te Sy­na­go­ge er­setzt. Die Be­son­der­heit der 126 Jah­re al­ten ka­tho­li­schen Ka­the­dra­le be­steht da­rin, dass sie ne­ben der Ge­orgs-Ka­the­dra­le in Geor­ge­town zu den größ­ten aus Holz kon­stru­ier­ten Kir­chen Süda­me­ri­kas ge­hört.

Foto: Fritz Stark

8. Au­gust 2013

Zei­tungs-An­zei­gen zum Fas­ten­b­re­chen

Es ist das ers­te, was uns beim Stöb­ern in den Zei­tun­gen des Lan­des auf­fällt: Je­des grö­ße­re Un­ter­neh­men, das et­was auf sich hält, schal­tet groß­flächi­ge An­zei­gen zum En­de der is­la­mi­schen Fas­ten­zeit, des Ra­mad­ans. Mit dem Gruß „Eid Mu­ba­rak“ gra­tu­lie­ren die Fir­men den is­la­mi­schen Gläu­bi­gen des Lan­des zum „Eil ul-Fi­tr“, dem Zu­cker-Fest zum En­de des Fas­ten­mo­nats. Of­fen­bar ge­hört dies hier ein­fach zum gu­ten Ton.
Da­bei ist Su­ri­na­me gar kein mehr­heit­lich mos­le­mi­sches Land. Wie kaum in ei­nem an­de­ren Land der Welt le­ben Chris­ten, Hin­dus, Mos­lems und Ju­den in dem klei­nen süda­me­ri­ka­ni­schen Land fried­lich zu­sam­men.


Foto: Fritz Stark

7. Au­gust 2013

Be­wach­te Mes­se im Ur­wald

Es ist schon ein sehr un­ge­wöhn­li­cher An­blick: mit Ma­schi­n­en­ge­weh­ren be­waff­ne­te Na­tio­nal­po­li­zei wäh­rend des Got­tes­di­ens­tes in der Kir­che. „Er­le­ben“ durf­ten wir dies am letz­ten Tag un­se­rer Ko­lum­bi­en­rei­se im tie­fen Ur­wald des Cho­co im Nord­wes­ten des Lan­des. Mit Bi­schof Ju­lio Her­n­an­do Gar­cía Peláez sind wir um 6 Uhr mor­gens mit dem vier­rad­ge­trie­be­nen Ge­län­de­wa­gen in Ist­mi­na ge­star­tet – zwei Stun­den über Stock und Stein über ei­ne „höchst an­spruchs­vol­le“ Pis­te. In Pu­er­to Me­luk en­de­te sie am Rio Bau­do. Al­so um­s­tei­gen ins Boot, das uns drei Stun­den spä­ter ans Ziel nach Pie de Pa­tó brach­te.

Der Be­such in der dor­ti­gen Ur­wald-Ge­mein­de des hei­li­gen Mar­tin war dem Bi­schof ein Her­zens­an­lie­gen, denn seit Wo­chen spiel­ten sich hier dra­ma­ti­sche Sze­nen ab: 25 Ju­gend­li­che woll­ten sich das Le­ben neh­men, weil sie un­ter Hal­lu­zi­na­tio­nen lit­ten. In ei­ner Art Grup­pen­wahn hat­ten sie be­sch­los­sen, in den Fluss zu ge­hen, um zu ster­ben. Das Dorf hat­te sie nur mit Mühe da­von ab­hal­ten kön­nen. Weil ei­ne überteu­er­te Be­hand­lung durch ei­nen in­dia­ni­schen Scha­ma­nen er­folg­los blieb, hat­ten die El­tern der Ju­gend­li­chen den Bi­schof um Hil­fe ge­be­ten. Oh­ne Zö­gern eil­te der Bi­schof nach Pie de Pa­tó, um dem Dorf bei­zu­ste­hen. In sei­ner Pre­digt bat er um Got­tes Bei­stand und ver­sprach den Ju­gend­li­chen die Hil­fe der Kir­che. In we­ni­gen Wo­chen will der Bi­schof mit pro­fes­sio­nel­len Psy­cho­lo­gen in den Ort zu­rück­keh­ren, um die Ju­gend­li­chen be­han­deln zu las­sen. Aber schon sein spon­ta­nes Er­schei­nen in dem ab­ge­le­ge­nen Ort wer­te­ten El­tern und Ju­gend­li­che als gro­ße mo­ra­li­sche Un­ter­stüt­zung.

Der Got­tes­di­enst in der Ge­mein­de wur­de von zahl­rei­chen Na­tio­nal­po­li­zis­ten be­wacht, weil Pie de Pa­tó in ei­nem von den Gue­ril­le­ros und Pa­ra­mi­li­tärs heiß um­kämpf­ten Ge­biet liegt. Zwi­schen­fäl­le gab es wäh­rend des bi­sc­höf­li­chen Be­su­ches zum Glück kei­ne. Aber die bis auf die Zäh­ne be­waff­ne­ten Po­li­zis­ten im Got­tes­di­enst er­zeug­ten zu­min­dest bei den an­we­sen­den Gäs­ten aus Eu­ro­pa ein sehr mul­mi­ges Ge­fühl.

Foto: Fritz Stark

5. Au­gust 2013

Süh­ne­or­den ge­gen Skan­da­le der Kir­che

Sie nen­nen sich „Sier­vas de re­pa­ra­do­ras“, frei über­setzt „Die­ne­rin­nen der Wie­der­gut­ma­chung“. Die drei Or­dens­schwes­tern, de­nen wir im Bi­schofs­haus von Ju­lio Her­n­an­do Gar­cía Peláez in Ist­mi­na be­geg­nen, ge­hö­ren die­sem kon­tem­pla­ti­ven Or­den an, der erst vor drei Jah­ren „ad ex­pe­ri­men­tum“, al­so ver­suchs­wei­se, im Erz­bis­tum Ma­ni­za­les ge­grün­det wur­de. An­lass der Or­dens­grün­dung wa­ren die Skan­da­le der Kir­che, vor al­lem die Ver­feh­lun­gen der Pries­ter­schaft, die die ka­tho­li­sche Kir­che welt­weit in den ver­gan­ge­nen Jah­ren er­schüt­tert ha­ben.
Als be­schau­li­che Ge­mein­schaft wol­len die Schwes­tern ihr Le­ben vor al­lem dem Ge­bet für ei­ne Er­neue­rung der Pries­ter­schaft wid­men. Die drei Schwes­tern in Ist­mi­na tei­len die­ses An­lie­gen mit ei­ner klei­nen Grup­pe von Lai­en aus der Stadt, die sich ein­mal wöchent­lich zum Ge­bet tref­fen. Das Mut­ter­haus der Die­ne­rin­nen der Wie­der­gut­ma­chung steht in San­ta Ro­sa de Osos im De­par­te­men­to An­ti­o­quia. Dort le­ben die üb­ri­gen 24 Schwes­tern, die dem Or­den be­reits bei­ge­t­re­ten sind. Vie­le der 27 Schwes­tern ha­ben schon die 1. Pro­fess, die zeit­li­chen Gelüb­de, ab­ge­legt. Ein männ­li­cher Zweig des Süh­ne­or­dens be­fin­det sich eben­falls im Auf­bau.

Foto: Fritz Stark

4. Au­gust 2013

Was­ser für die na­men­lo­sen To­ten

Der Brauch er­klärt sich nicht auf den ers­ten Blick: Am Zaun des Fried­ho­fes für die na­men­lo­sen To­ten im Stadt­teil Ma­ta­ti­g­res der ko­lum­bia­ni­schen Haupt­stadt Bo­go­ta hän­gen hun­der­te durch­sich­ti­ge Plas­tik­beu­tel­chen, die mit Was­ser ge­füllt sind. Die Rei­hen der Was­ser­tüt­chen wer­den ab und zu durch ein Ma­ri­en­bild oder ei­nen Blu­men­str­äußchen un­ter­bro­chen. Vor al­lem an Mon­ta­gen wächst die Zahl der ge­füll­ten Plas­tik­beu­tel­chen im­mer wie­der schla­g­ar­tig an.

Die To­ten­ver­eh­rung hat in der ko­lum­bia­ni­schen Volks­fröm­mig­keit ei­ne lan­ge Tra­di­ti­on. Stirbt ein Mensch, wird er meist im Fa­mi­li­en­kreis auf­ge­bahrt. Un­ter sei­nen Sarg stel­len die An­ge­hö­ri­gen ein Glas Was­ser für die See­le des To­ten, die den lan­gen Weg in die Ewig­keit oh­ne Durst an­t­re­ten soll. Da sich für die­sen Brauch bei den an­ony­men To­ten zu­nächst kei­ner zu­stän­dig füllt, wird das Was­ser für die See­le so­zu­sa­gen am Fried­hofs­zaun nach­ge­reicht. Es ist er­staun­lich, wie vie­le Le­ben­de sich auf die­se Wei­se um das See­len­heil der na­men­lo­sen To­ten, die in Ma­ta­ti­g­res ru­hen, je­den Mon­tag küm­mern.

Foto: Fritz Stark

2. Au­gust 2013

Au­to­kor­so zu Eh­ren der Mut­ter Got­tes

Ein Au­to­kor­so, als hät­te Ko­lum­bi­en die Fuß­ball­welt­meis­ter­schaft ge­won­nen: Tau­sen­de Ta­xis und Bus­se fah­ren mit schal­len­der Mu­sik und Hup­kon­zer­ten durch die Stadt, als gä­be es kein grö­ße­res Fest. Die Sze­nen spie­len sich je­des Jahr En­de Ju­li in Bo­go­ta ab. Aber der An­lass ist kein ge­won­ne­nes Fi­na­le in ir­gend­ei­ner Sport­art, son­dern die Mut­ter Got­tes vom Ber­ge Kar­mel. Sie ist für die Be­rufs­kraft­fah­rer in Ko­lum­bi­en die Schutz­pa­tronin. Ihr al­lein gilt so­mit das bun­te Spek­ta­kel, das den Ver­kehr in der Stadt st­re­cken­wei­se zum Er­lie­gen bringt.
So­weit das Au­ge reicht rei­hen sich Ta­xi an Ta­xi, je­des ein­zel­ne blau-weiß ver­ziert, man­che so­gar mit ei­ner Mut­ter-Got­tes-Sta­tue auf dem Dach. Statt Fahr­gäs­te neh­men die Ta­xi­fah­rer Fa­mi­lie, Freun­de oder Ver­wand­te mit. Ein sol­ches Au­to­kor­so brin­gen in Eu­ro­pa nicht ein­mal die Sie­ger­städ­te der Fuß­ball-Cham­pi­ons-Lea­gue auf die Bei­ne…

Foto: Fritz Stark

1. Au­gust 2013

Die Stra­ßen­künst­ler von Bo­go­ta

Wir ent­de­cken sie an ei­ner Kreu­zung der Car­re­ra 30: John, 19, Au­to­wä­scher, und Die­go, 19, Bio­lo­gie-Stu­dent. Als hät­ten sie in ih­rem jun­gen Le­ben bis­her nichts an­de­res ge­macht, wer­fen sie sich in ei­nem atem­be­rau­ben­den Tem­po ih­re sie­ben Keu­len ge­gen­sei­tig zu. Et­wa 90 Se­kun­den dau­ert die Show der bei­den Stra­ßen­künst­ler auf dem Ze­bra­st­rei­fen, dann müs­sen sie ei­ligst den Weg frei ma­chen, denn die Am­pel der vor ih­nen ste­hen­den Au­tos springt auf grün. Im Vor­bei­fah­ren rei­chen zwei, drei oder vier Fah­rer ih­nen et­was Münz­geld, für das sie sich freund­lichst be­dan­ken.

John und Die­go ge­hö­ren der Gil­de der Ma­la­ba­ri­s­tas in Bo­go­ta an, der Stra­ßen­künst­ler, die an hun­der­ten Kreu­zun­gen der Stadt die kur­zen Rot­pha­sen nut­zen, ih­re Jon­g­lier­fer­tig­kei­ten zu prä­sen­tie­ren. Für ge­wöhn­lich zei­gen sie ih­re akro­ba­ti­schen Fähig­kei­ten mit Keu­len oder Bäl­len, in den Abend­stun­den ver­wan­deln sie sich auch ger­ne in Feu­er­s­pu­cker. „Wir ma­chen das in ers­ter Li­nie aus Spaß und um den Men­schen ei­ne Freu­de zu be­rei­ten“, ver­si­chert Die­go. Le­ben könn­ten sie von ih­rer Kunst nicht, den­noch sei es will­kom­me­ner Ne­ben­ver­di­enst, der ih­nen an gu­ten Ta­gen bis zu 10.000 Pe­sos (rund fünf Eu­ro) pro Stun­de ein­bräch­te. Aber mehr als drei Stun­den am Stück schaf­fe kaum je­mand, dann las­se die Kon­zen­t­ra­ti­on nach und die Sa­che wer­de ge­fähr­lich.
Die Zahl der Ma­la­ba­ri­s­tas in Bo­go­ta wird auf 1.500 bis 2.000 ge­schätzt. Meist sind sie in klei­nen Grup­pen or­ga­ni­siert und trai­nie­ren in Turn­hal­len oder Ge­mein­de­s­äa­len. Auf die al­ler­meis­ten Au­to­fah­rern ha­ben sie un­ver­kenn­bar ei­ne ent­span­nen­de Wir­kung mit­ten im ner­ven­auf­rei­ben­den Ver­kehrs­ge­wühl der Acht-Mil­lio­nen-Me­tro­po­le. Vi­el­leicht wer­den sie auch des­halb von den Ord­nungs­kräf­ten der Stadt bei der Aus­übung ih­rer Küns­te nicht be­hel­ligt.
„Ge­biets­an­sprüche“ ge­be es un­ter den Ma­la­ba­ri­s­tas nicht, ver­si­chert John. Kei­ner der Stra­ßen­künst­ler be­an­spru­che be­stimm­te Kreu­zun­gen für sich al­lein. Nach­ah­mern emp­fiehlt er, an den Am­peln der klei­ne­ren Ne­ben­stra­ßen zu jon­g­lie­ren: Hier dau­ern die Rot­pha­sen ein­fach län­ger. Das bringt mehr Zeit für die Vor­füh­rung und das Ein­sam­meln des Honorars.

Die deutsche Schwester und Ärztin Johann Baptist Umberg. Foto: Fritz Stark

Die deut­sche Schwes­ter und Ärz­tin Jo­hann Bap­tist Um­berg küm­mert sich um Kin­der.

31. Ju­li 2013

Die Luft in Bo­go­ta wird dünn…

2600 Me­ter Höhe. Das At­men ist spür­bar schwe­rer, bei An­st­ren­gung wird ei­nem schwin­de­lig. Wäh­rend in Deut­sch­land Re­kord­tem­pe­ra­tu­ren herr­schen, ist hier Pull­o­ver-Wet­ter. Wir sind in Bo­go­ta, der Haupt­stadt Ko­lum­bi­ens, der ers­ten Sta­ti­on un­se­rer Zwei-Län­der-Tour in Süda­me­ri­ka.
Wes­halb Bo­go­ta zu den am sch­nells­ten wach­sen­den Städ­ten Süda­me­ri­kas ge­hört, ist nir­gend­wo bes­ser spür­bar als au­ßer­halb der ko­lum­bia­ni­schen Haupt­stadt. Weil inn­er­halb der Acht-Mil­lio­nen-Me­tro­po­le der Platz knapp und teu­er ist, las­sen sich im­mer mehr Zu­zie­hen­de am Ran­de der Stadt nie­der. Der Über­gang in die süd­lich ge­le­ge­ne Stadt Soacha ist naht­los: Wo die Stadt­g­ren­zen ver­lau­fen, wis­sen nur noch Ein­ge­weih­te. Op­tisch sind sie je­den­falls nicht mehr er­kenn­bar. Al­lein der Stadt­teil Ca­zu­ca ist in den ver­gan­ge­nen Jah­ren auf 40.000 Ein­woh­ner an­ge­wach­sen. Men­schen vom Land, die vor den Gue­ril­las und den Pa­ra­mi­li­tärs flüch­ten, lan­den hier eben­so wie Ju­gend­li­che, die auf ei­ne Per­spek­ti­ve in der Stadt hof­fen. Der Mo­loch Bo­go­ta lockt sie mit der Il­lu­si­on, hier ei­ne si­che­re Exis­tenz auf­bau­en zu kön­nen, die Rea­li­tät in den Bar­ri­os (Stadt­vier­tel) aber zer­stört die­se Hoff­nung für die al­ler­meis­ten sehr sch­nell.
Mit­ten in Ca­zu­ca, im Vier­tel El Oa­sis, ha­ben die Schwes­tern vom ar­men Kin­de Je­su vor acht Jah­ren da­mit be­gon­nen, we­nigs­tens den Kin­dern ei­ne Chan­ce zu ge­ben. Mit dem Kin­der­gar­ten und ei­ner päda­go­gi­schen Werk­statt für Sie­ben- bis Zwölf­jäh­ri­ge steu­ern sie der Ver­wahr­lo­sung hun­der­ter Kin­der im Bar­rio ent­ge­gen. Die deut­sche Schwes­ter und Ärz­tin Jo­hann Bap­tist Um­berg, 72, die seit mehr als 40 Jah­ren in Ko­lum­bi­en lebt, zeigt uns gleich am ers­ten Tag, was mit­ten in El Oa­sis von ih­ren ko­lum­bia­ni­schen Mit­schwes­tern ge­leis­tet wird: In der Werk­statt kön­nen die Kin­der Tanz- und Krea­tiv­kur­sen fol­gen, Nach­hil­fe­un­ter­richt neh­men oder Mu­sik ma­chen. Da­bei ha­ben die Schwes­tern nicht nur an die Kin­der selbst ge­dacht: Die au­ßer­ge­wöhn­lich ho­he Zahl an al­lein­er­zie­hen­den Müt­tern in El Oa­sis hat­te die Schwes­tern auf die Idee ge­bracht, sich um die Kin­der zu küm­mern. So kön­nen die Müt­ter ganz­tags ei­ner Be­schäf­ti­gung nach­ge­hen, mit der sie sich und ih­ren Kin­dern ein re­gel­mä­ß­i­ges Ein­kom­men si­chern.

30. Ju­li 2013



Mehr­mals täg­lich legt Wil­mar Bor­qu­e­ro frei­schwe­bend die knapp 500 Me­ter lan­ge St­re­cke am Stahl­seil über den Rio Ne­gro zu­rück. Die Mut­pro­be er­setzt ihm ei­nen drei­stün­di­gen Fuß­marsch auf die an­de­re Tal­sei­te sei­nes Hei­ma­t­or­tes Guaya­be­tal in den ko­lum­bia­ni­schen Kor­dil­le­ren.

Re­dak­ti­on: Franz Jus­sen
Ka­me­ra: Franz Jus­sen und Fried­rich Stark




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