Die missionsärztliche Schwester Ursula Maier mit einem "heiligen" Affen. |
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15. Februar 2013
Besuch bei den „heiligen“ Affen
Wir sind in Techiman zu Besuch bei der missionsärztlichen Schwester Ursula Maier. Die Kinderärztin hat sich freigenommen, um uns einen besonderen Ort zu zeigen: das Boabeng Fiema Affen-Heiligtum. Als wir ankommen, brennt die Sonne vom Himmel, schnell verschwinden wir mit einer lokalen Touristenführerin in den schattigen Wald, in dem Ficus und Mahagoni-Bäume wachsen. Hier tummeln sich jede Menge Affen. Sie sind neugierig, schwingen von Baum zu Baum und schnappen flink nach Bananen. Die Mona und Colobas Affen scheinen sich in nichts von anderen Artgenossen zu unterscheiden. Und doch sind es in den Augen der Dorfbewohner besondere Tiere. Sie gelten als heilig. Der Legende nach soll ein Jäger im Jahr 1821 in ihrem Wald einen Fetisch gefunden und ihn ins Dorf gebracht haben. Die Affen folgten ihm, was ungewöhnlich war. Also befragte ein Priester das Orakel und bekam zur Antwort, dass es sich bei den Affen um heilige Kinder der Götter handele. Die Affen werden seitdem nicht mehr getötet, sondern respektvoll und freundlich behandelt. Denn niemand möchte den Groll der Götter auf sich ziehen, indem er ihre Kinder schädigt oder gar umbringt. Bis heute glauben die meisten Bewohner des Dorfes neben dem Affen-Heiligtum an diese Legende. Den Tieren werden besondere Fähigkeiten zugesprochen, zum Beispiel, den Tod anzukündigen. Schreien die Affen neun Tage in Folge, wird am neunten Tag ein Mensch sterben, so heißt es. Ein Fetischpriester im Dorf steht in engem Kontakt zu den Tieren, außerdem wird er von den Dorfbewohnern aufgesucht, wenn diese in Schwierigkeiten stecken. Dann befragt er das Orakel, spricht mit den Geistern und vermittelt ihre Botschaft an die Menschen. Gerne hätten wir den Fetischpriester besucht und ihn zu seiner Arbeit befragt, leider war er nicht anwesend. Dafür konnten wir den Friedhof der Affen sehen. In einer Gegend, in der Kinder vor dem 14. Lebensjahr keine Beerdigung erwarten dürfen, ist es bizarr, einen Affen-Friedhof vorzufinden, auf dem jedes Grab mit einer Tafel versehen ist, auf der das Geschlecht, die Rasse und der Todestag des Affen vermerkt ist.
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