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Un­ter­wegs in ...

Drei Wo­chen lang ist kon­ti­nen­te-Re­dak­teur Franz Jus­sen mit dem Fo­to­gra­fen Fritz Stark in Afri­ka un­ter­wegs. Im kon­ti­nen­te-Rei­se­ta­ge­buch be­rich­ten sie von ih­ren Er­leb­nis­sen.

Text: Franz Jus­sen; Fo­tos: Fritz Stark

Na­mi­bia - Stun­den­lan­ges War­ten für ei­nen Platz im Flug­zeug

26. Au­gust 2012

Großer Andrang auf dem internationalen Flughafen von Windhoek.

Gro­ßer An­drang am Flug­ha­fen in Wind­ho­ek.

Gro­ßer Är­ger am in­ter­na­tio­na­len Flug­ha­fen von Wind­ho­ek: Seit Ta­gen sind die täg­li­chen Nacht­flü­ge Wind­ho­ek - Frank­furt/M. von Air Na­mi­bia völ­lig über­bucht. Bis zu 110 Flug­gäs­te muss­ten an ein­zel­nen Ta­gen ab­ge­wie­sen und auf den Flug am dar­auf­fol­gen­den Tag ver­wie­sen wer­den. Ent­sp­re­chend ge­reizt ist seit Ta­gen die Stim­mung vor und hin­ter den Check-in-Schal­tern von Air Na­mi­bia am Ho­sea-Ka­ta­ko-Flug­ha­fen.
Als Be­grün­dung gibt die Flug­ge­sell­schaft laut der deutsch­spra­chi­gen „All­ge­mei­nen Zei­tung“ (AZ), Wind­ho­ek, „Bu­chungs­feh­ler“ an. Wer recht­zei­tig von der Über­bu­chung er­fah­ren hat­te, konn­te sei­ne Chan­cen auf ei­nen Platz im Flug­zeug durch sehr früh­zei­ti­ges Er­schei­nen am Flug­ha­fen und stun­den­lan­ges ge­dul­di­ges War­ten in der Schlan­ge deut­lich ver­bes­sern. Je­doch er­fuh­ren hun­der­te Flug­gäs­te erst bei ih­rer An­kunft am Flug­ha­fen von dem Di­lem­ma der na­mi­bia­ni­schen Flug­ge­sell­schaft und muss­ten sich da­mit ab­fin­den, un­ge­plant ei­ne wei­te­re Nacht in ei­nem Ho­tel in Wind­ho­ek ver­brin­gen zu müs­sen. Als Trost blieb ih­nen die Ge­wiss­heit, am nächs­ten Tag be­vor­zugt ein­ge­checkt zu wer­den.
Das kon­ti­nen­te-Team scheint Glück zu ha­ben: Dank früh­zei­ti­ger An­rei­se sitzt es seit 16 Uhr – aus­ge­stat­tet mit ei­ner Bord­kar­te – im Tran­sit-War­te­be­reich. In gut vier Stun­den soll der Flug Rich­tung Frank­furt ab­he­ben. Mit dem Ta­ke-off geht ei­ne drei­wöchi­ge Afri­ka­rei­se zu En­de, über die in den nächs­ten Aus­ga­ben von kon­ti­nen­te meh­re­re Re­por­ta­gen er­schei­nen wer­den – wenn die zu­ge­wie­se­nen Sitz­plät­ze auf Flug SW 285 auch wir­k­lich frei sind…

Na­mi­bia - Drei Da­men in tra­di­tio­nel­len He­re­ro-Ge­wän­dern

25. Au­gust 2012

Drei Damen in ihren traditionellen Herero-Gewändern in Windhoek.

Drei Da­­men in ih­­ren tra­­di­­ti­o­­nel­­len He­­re­ro-Ge­wän­­dern.

Ob die drei Da­men in ih­ren tra­di­tio­nel­len He­re­ro-Ge­wän­dern wir­k­lich wis­sen, vor wel­chem Hin­ter­grund sie sich hier prä­sen­tie­ren? Sch­ließ­lich ste­hen sie vor ei­nem Kriegs­denk­mal im Zoo Park in­mit­ten der na­mi­bia­ni­schen Haupt­stadt Wind­ho­ek, das frühe­re Kriegs­geg­ner ehrt. Das Denk­mal wur­de am 6. April 1897 als Schutz­trup­pen-Denk­mal zum „An­den­ken der in dem Krie­ge ge­gen den Stamm der Wit­booi's in den Jah­ren 1893 und 94 ge­fal­le­nen Hel­den“ er­rich­tet. Auf den Sei­ten des et­wa zwei Me­ter ho­hen Ei­sen­o­be­lis­ken mit ei­nem auf­ge­setz­ten Reich­sad­ler fin­den sich die Na­men der ge­fal­le­nen Sol­da­ten der deut­schen Schutz­trup­pe.




Kriegsdenkmal im Zoo Park inmitten der namibianischen Hauptstadt Windhoek.

Kriegs­denk­mal in Wind­ho­ek

Die Wit­booi sch­los­sen nach letzt­lich er­folg­lo­sem Auf­be­geh­ren ge­gen die deut­sche Ko­lo­nial­herr­schaft in Deutsch-Süd­we­st­afri­ka 1894 ei­nen Frie­dens- und Schutz­ver­trag mit der deut­schen Ko­lo­nial­macht, wo­rin er sich auch zur ak­ti­ven Un­ter­stüt­zung der Schutz­trup­pe verpf­lich­te­te. Ent­sp­re­chend die­ser Verpf­lich­tung kämpf­ten die Wit­booi bei der Schlacht am Wa­ter­berg 1904 des­halb auf deut­scher Sei­te ge­gen die He­re­ro. Erst nach den da­bei zu­ta­ge tre­ten­den Grau­sam­kei­ten wand­ten sich die Wit­booi von den Deut­schen ab und be­gan­nen ih­rer­seits im Ok­tober 1904 den als Na­ma­krieg be­kannt ge­wor­de­nen Auf­stand ge­gen die deut­sche Ko­lo­nial­macht.
An­lass für den fest­li­chen Auf­tritt der drei He­re­ro-Da­men dürf­te der be­vor­ste­hen­de „Ma­he­re­ro Day“ sein, ei­nes der größ­ten Fes­te Na­mi­bias, das in der Re­gel am letz­ten Au­gust-Wo­che­n­en­de ge­fei­ert wird. An die­sem Tag ver­sam­meln sich die „Red-Flag-He­re­ro“ in tra­di­tio­nel­ler Klei­dung zu Ge­denk­fei­ern für ih­re Häupt­lin­ge, die beim Auf­stand ge­gen die Deut­schen ge­tö­tet wur­den.











Na­mi­bia - Stau in der Ka­la­ha­ri

24. Au­gust 2012

Stau in der Kalahari

Meh­­re­­re Du­t­zend Rin­­der kreu­­zen den Weg...

Erst ist stun­den­lang kaum ein Au­to zu se­hen auf den Sand­pis­ten ent­lang der Gren­ze zu Bots­wa­na, dann plötz­lich ist die Stra­ße kom­p­lett blo­ckiert: Meh­re­re Dut­zend Rin­der kreu­zen den Weg, der da­mit für den Au­to­ver­kehr kur­zei­tig lahm­ge­legt ist. We­der Rind­vie­cher noch Vieh­hü­ter neh­men gro­ße Rück­sicht die PS-star­ke Kon­kur­renz. Aber die Fah­rer in die­ser Re­gi­on wis­sen, dass die Men­schen hier fast aus­sch­ließ­lich von der Rin­der­zucht le­ben, und üben sich da­her be­reit­wil­lig in Ge­duld, bis die Stau­ver­ur­sa­cher die Bahn wie­der frei ge­ge­ben ha­ben. Die na­mi­bi­sche Sei­te der Ka­la­ha­ri ist wun­der­sc­hön, aber auch heiß und un­ge­wöhn­lich tro­cken. Tat­säch­lich fällt je­doch im Lau­fe des Jah­res recht viel Re­gen, so dass sich ei­ne für ei­ne Wüs­te über­ra­schend viel­fäl­ti­ge Land­schaft aus ro­tem Sand, Gras, Erd­k­lum­pen, dor­ni­gem Ge­büsch, Aka­zi­en­bäu­men und Ka­mel­dorn­bäu­men er­gibt.

Na­mi­bia - Be­such im Pri­o­­rats­haus der Mis­­si­ons-Be­­ne­­di­k­­ti­­ne­rin­­nen

21. Au­gust 2012

Das Prioratshaus der Missions-Benediktinerinnen in Nubuamis.

Das Prio­rats­haus der Mis­si­ons-Be­ne­dik­ti­ne­rin­nen in Nu­bua­mis un­weit der na­mi­bia­ni­schen Haupt­stadt Wind­ho­ek.

Klei­ner Zwi­schen­stopp in Wind­ho­ek: Vor der Wei­ter­fahrt ins mehr als 400 Ki­lo­me­ter ent­fern­te Tsu­meb ler­nen wir das neue Prio­rats­haus der Mis­si­ons-Be­ne­dik­ti­ne­rin­nen in Nu­bua­mis un­weit der na­mi­bia­ni­schen Haupt­stadt ken­nen. Lan­ge hat­ten die Schwes­tern ih­ren Haupt­sitz im Ka­tho­li­schen Ho­spi­tal ne­ben der Ka­the­dra­le von Wind­ho­ek. Mit der Ein­g­lie­de­rung ei­ner Grup­pe von 60 na­mi­bia­ni­schen Schwes­tern aus ei­ner ein­hei­mi­schen Kon­g­re­ga­ti­on muss­te ein grö­ße­res Haus her. Im Jahr 2000 konn­ten die Ge­mein­schaft das neue Ge­län­de be­zie­hen, auf dem heu­te rund 60 Mis­si­ons-Be­ne­dik­ti­ne­rin­nen le­ben. Zu Nu­bua­mis ge­hö­ren das Pos­tu­lat und das No­vi­ziat so­wie ein Kin­der­gar­ten für die um­lie­gen­den Ge­mein­den. Der­zeit be­rei­ten sich dort vier Aspi­ran­tin­nen, elf Pos­tu­lan­tin­nen und sechs No­vi­zin­nen auf das Or­dens­le­ben vor.


Schwester Maria Ignatius Glaser, OSB

Schwes­ter Ma­ria Ig­na­ti­us Gla­ser OSB ist seit 2010 im Prio­rat Wind­ho­ek in Na­mi­bia Prio­rin.


Die aus Deut­sch­land stam­men­de Prio­rin, Schwes­ter Ma­ria Ig­na­ti­us Gla­ser, 71, be­rich­tet von ei­nem ra­san­ten An­wach­sen der Ein­wohn­er­zahl Wind­ho­eks. Leb­ten vor 30 Jah­ren rund 70.000 Men­schen in Wind­ho­ek, sind es heu­te mehr als 300.000. Ur­sa­che ist vor al­lem die Land­flucht, die haupt­säch­lich durch die ver­zwei­fel­te Su­che der Men­schen nach Ar­beit in der Stadt ver­ur­sacht wird. Die meis­ten von ih­nen en­den da­bei je­doch oh­ne ei­ne Per­spek­ti­ve in ei­nem der slu­m­ähn­li­chen Vo­r­or­te Wind­ho­eks, die wie Pil­ze aus dem Bo­den schie­ßen. Die Ar­beits­lo­sig­keit im Land liegt bei über 50 Pro­zent. Zu den trau­ri­gen Fol­gen die­ser Ent­wick­lung ge­hört ei­ne dras­tisch an­s­tei­gen­de Zahl von Hüt­ten­brän­den, bei de­nen zahl­rei­che Men­schen ihr Le­ben ver­lie­ren: Da es in den Ar­men­sied­lun­gen oft­mals kei­ne An­bin­dung an die Elek­tri­zi­tät gibt, wer­den Ker­zen als Licht­qu­el­le ge­braucht. Die­se wer­den häu­fig vor dem Schla­fen­ge­hen nicht ge­löscht, so­dass es im­mer wie­der zu Brän­den in der Nacht kommt, bei de­nen nicht sel­ten gan­ze Fa­mi­li­en ge­tö­tet wer­den.

Sam­bia - Pro­fi­ta­b­les Ge­schäft mit ver­nich­ten­der Wir­kung

17. Au­gust 2012

Pater Gotthard Rosner, Afrikamissionare/Weisse Väter

Der frühe­re Ge­ne­ra­l­obe­re der Afri­ka­mis­sio­na­re/ Weis­se Vä­ter, Pa­ter Gotthard Ros­ner.

Die dra­ma­ti­schen Aus­wir­kun­gen des glo­ba­li­sier­ten Klei­der­han­dels auf die lo­ka­le Pro­duk­ti­on in Afri­ka hat der frühe­re Ge­ne­ra­l­obe­re der Afri­ka­mis­sio­na­re (Weis­se Vä­ter), Pa­ter Gotthard Ros­ner, 71, in ei­nem Ge­spräch mit kon­ti­nen­te in Sam­bias Haupt­stadt Lus­a­ka ver­ur­teilt. So ha­be der Se­cond­hand-Han­del auf dem Old So­we­to Mar­ket in Lus­a­ka in den ver­gan­ge­nen Jah­ren zum Kon­kurs meh­re­rer Tuch- und Klei­der­fa­bri­ken des Lan­des ge­führt, be­klagt Ros­ner, der Di­rek­tor des von den Afri­ka­mis­sio­na­ren ge­führ­ten Kul­tur- und Re­li­gi­ons­zen­trums Fen­za in Lus­a­ka ist.
Auf dem Markt un­weit des Stadt­zen­trums, der ei­ne Fläche von rund fünf Fuß­ball­plät­zen be­legt, wird vor­wie­gend Klei­dung aus Eu­ro­pa an­ge­bo­ten. Die Prei­se für die Klei­dungs­stü­cke sind auch für sam­bia­ni­sche Ver­hält­nis­se un­schlag­bar nie­d­rig. Blu­sen und Hem­den wer­den et­wa zum Ein­zel­stück­preis von 1500 Kwacha (rund 25 Eu­ro-Cent) an­ge­bo­ten.

Old Soweto-Kleidermarkt in Lusaka

Old So­we­to-Klei­der­markt in Lus­a­ka

In Eu­ro­pa zum Teil kos­ten­los als Hilfs­gut für die be­dürf­ti­gen Men­schen in Afri­ka ge­spen­det, ge­lan­gen die Klei­der über Hilf­s­or­ga­ni­sa­tio­nen und Händ­ler nach Afri­ka, wo­bei nicht sel­ten Re­gie­rungs­s­tel­len di­rekt an die­sem Han­del be­tei­ligt sind. Die­se ver­kau­fen die Klei­der an Großh­änd­ler, die wie­der­um die Markt­händ­ler be­lie­fern. Was da­heim großz­ü­g­ig ge­dacht ist, ver­kommt in Afri­ka zu ei­nem pro­fi­ta­b­len Ge­schäft mit ver­nich­ten­der Wir­kung. An­ge­sichts der bil­li­gen Wa­re geht die hei­mi­sche Be­k­lei­dungs­in­du­s­trie zu­grun­de. Ei­ne ei­ge­ne Pro­duk­ti­on, selbst mit bil­li­gen Ar­beits­kräf­ten, ist bei den kon­kur­rie­ren­den Prei­sen für die Wa­re aus Eu­ro­pa nicht mög­lich. Min­des­tens ge­n­au­so sch­limm ist, dass mit der Be­k­lei­dung ein Stück ei­ge­ner, afri­ka­ni­scher Iden­ti­tät ver­lo­ren geht.
Be­un­ru­higt zeig­te sich Ros­ner in dem Ge­spräch auch über zu­neh­men­de Ein­schüch­te­rungs­ver­su­che sam­bia­ni­scher Re­gie­rungs­s­tel­len ge­gen­über kri­ti­schen Kir­chen­leu­ten. „Die Si­tua­ti­on wird brenz­li­ger und wir müs­sen auf­pas­sen, was wir sa­gen“, mein­te der aus Stutt­gart stam­men­de Afri­ka­mis­sio­nar, der von 1990 bis 1998 als Ge­ne­ra­l­obe­rer an der Spit­ze sei­nes Or­dens stand. Erst vor we­ni­gen Ta­gen sei ein Pries­ter und Mis­sio­nar aus Ru­an­da, der seit vie­len Jah­ren in Sam­bia ar­bei­te­te, in ei­ner Nacht- und Ne­bel­ak­ti­on in sei­nem Pfarr­haus ab­ge­holt und in ein Flug­zeug nach Ru­an­da ge­setzt wor­den. Da­bei ha­be die­ser Pries­ter sich in ei­ner Pre­digt le­dig­lich über den mas­si­ven Ver­fall des Prei­ses für Baum­wol­le be­klagt, was je­doch ei­ni­gen Re­gie­rungs­leu­ten nicht ge­fal­len ha­be, so Ros­ner.

Old Soweto-Kleidermarkt in Lusaka

Old So­we­to-Klei­der­markt in Lus­a­ka

Ros­ner lei­tet in Lus­a­ka das 2004 von den Afri­ka­mis­sio­na­ren ge­grün­de­te Zen­trum Fen­za, in dem ne­ben ihm Bern­hard Udel­ho­ven, ein wei­te­rer deut­scher Afri­ka­mis­sio­nar, so­wie ein sam­bia­ni­scher und ein ita­lie­ni­scher Afri­ka­mis­sio­nar tä­tig sind. Das Zen­trum ver­fügt ne­ben ei­ner Bi­b­lio­thek, in der sich na­he­zu al­le wis­sen­schaft­li­chen Bücher über Sam­bia fin­den, über ein Ar­chiv zur Kir­chen­ge­schich­te Sam­bias, in dem un­ter an­de­rem die Ta­ge­bücher al­ler Ge­mein­den seit 1891 la­gern. Fen­za bie­tet au­ßer­dem ei­ne Viel­zahl von Kur­sen inn­er­halb und au­ßer­halb des Hau­ses zu kul­tu­rel­len und re­li­giö­sen Fra­gen an – et­wa zu den tra­di­tio­nel­len Hei­lern in Sam­bia. Teil­neh­mer sind Ver­t­re­ter un­ter­schied­lichs­ter christ­li­cher Kir­chen, wes­halb Fen­za bei den ka­tho­li­schen Pries­tern des Lan­des nicht ganz un­um­s­trit­ten sei, be­kennt Pa­ter Ros­ner. Die Bi­sc­hö­fe des Lan­des be­für­wor­te­ten Fen­za je­doch oh­ne je­de Ein­schrän­kung. Al­lein im Stadt­teil Bau­le­ni, in dem das Zen­trum liegt, ge­be es 89 christ­li­che Kir­chen.

Tan­sa­nia - Über­ra­schen­des Tref­fen mit Kar­­di­­nal Po­­ly­­carp Pen­­go

13. Au­gust 2012

Kardinal Polycarp Pengo mit kontinente-Redakteur Franz Jussen (re.) und Fotograf Fritz Stark

Kar­di­nal Po­ly­carp Pen­go mit kon­ti­nen­te-Re­dak­teur Franz Jus­sen (re.) und Fo­to­graf Fritz Stark.

Kar­di­nal Po­ly­carp Pen­go, 68, hat in ei­nem Ge­spräch mit kon­ti­nen­te da­ran er­in­nert, dass die Be­zie­hun­gen zwi­schen Chris­ten und Mus­li­men in Afri­ka schon des­halb „ge­ne­rell gu­t“ sei­en, weil tra­di­tio­nell in vie­len Fa­mi­li­en so­wohl Chris­ten als auch Mus­li­me ver­t­re­ten sei­en. Be­sorgt zeig­te sich der Erz­bi­schof von Dar Es Sa­laam aber über die Zu­nah­me „von drau­ßen ge­steu­er­ter Ein­fluss­nah­me fun­da­men­ta­lis­ti­scher Krei­se“, die al­les in Be­we­gung setz­ten, ein­sei­tig po­li­ti­sche wie so­zia­le Vor­tei­le für den Is­lam zu er­rei­chen.
Lei­der ver­füg­ten Po­li­ti­ker in vie­len afri­ka­ni­schen Län­dern nicht über ge­nü­gend Po­ten­tial, ei­ge­ne In­hal­te zu ver­t­re­ten, be­klag­te der Kar­di­nal. Sie be­nutz­ten des­halb die Re­li­gi­on zur Ma­ni­pu­la­ti­on der Men­schen, wo­zu sich der Is­lam be­son­ders gut eig­ne, da in ihm nur schwer zwi­schen po­li­ti­schen und re­li­giö­sen An­lie­gen un­ter­schie­den wer­den kön­ne. „Das schafft der­zeit gro­ße Pro­b­le­me in Afri­ka“, so der Prä­si­dent des Sym­po­si­ums der Bi­schofs­kon­fe­ren­zen von Afri­ka und Ma­da­gas­kar (Se­cam). Pen­­go ha­t­­te die bei­­den Jour­na­­lis­­ten, die in Tan­­sa­­nia für kon­­ti­­nen­­te un­­ter­­wegs sind, kurz vor ih­­rer Wei­­ter­­rei­­se nach Sam­­bia zu sich ein­­ge­la­­den. Was als „kur­zer Ge­dan­ken­aus­tau­­sch“ im Di­en­st­­sitz des Kar­­di­­nals in Dar Es Sa­laam ge­­dacht war, en­t­­wi­­ckel­­te sich sch­­lie­ß­­lich zu ei­­nem 45-mi­nü­­ti­­gen Ge­­spräch, in des­­sen Ver­­lauf sich Pen­­go äu­­ßerst in­­­ter­es­­siert an The­­men zei­g­­te, über die kon­­ti­­nen­­te aus Afri­­ka be­rich­­tet.

Tan­sa­nia - Fir­mung vor traum­haf­ter Ku­lis­se

10. Au­gust 2012

Bischof Telesphor Mkude bei einer Firmung in Bagamoyo.

In Ba­ga­mo­yo firmt Bi­schof Te­les­phor Mku­de ein Mäd­chen.

Fest­got­tes­di­enst vor ei­ner traum­haf­ten Ku­lis­se: In Ba­ga­mo­yo hat Bi­schof Te­les­phor Mku­de an die­sem Wo­che­n­en­de 300 Mäd­chen und Jun­gen ge­firmt. Da­zu war er ei­gens aus der meh­re­re hun­dert Ki­lo­me­ter ent­fern­ten Bi­schofs­stadt Mo­ro­go­ro in den Küs­ten­ort Ba­ga­mo­yo ge­reist, wo er den Ju­gend­li­chen und ih­ren rund 500 Fa­mi­li­en­an­ge­hö­ri­gen in ei­ner fast fünf­stün­di­gen Ze­re­mo­nie mit viel Tanz und Ge­sang sei­nen Se­gen er­teil­te. Jah­re­lang wa­ren die Ju­gend­li­chen von den Spi­ri­ta­ner­pa­t­res aus der Re­gi­on und den Ka­te­chis­ten ih­rer Ge­mein­den in und rund um Ba­ga­mo­yo auf die­sen Tag vor­be­rei­tet wor­den.
In sei­ner 90-mi­nü­ti­gen Pre­digt in Ki­sua­he­li rief der Bi­schof die jun­gen Men­schen auf, die Fa­mi­lie zu eh­ren und in den Fa­mi­li­en das Ge­bet zu pf­le­gen.


Die Festgemeinde bei einer Firmung in Bagamoyo.

Die Fest­ge­mein­de.

„Seid Zeu­gen Chris­ti und sp­recht dar­über“, rief der Bi­schof die Fest­ge­mein­de auf, „wenn wir nicht über un­se­ren Glau­ben sp­re­chen, kön­nen die Men­schen nur auf die Mos­lems hö­ren, die sich nicht scheu­en, ih­re Stim­me laut zu er­he­ben.“ Wie wich­tig es sei, christ­li­che Vor­stel­lun­gen und Wer­te öf­f­ent­lich zu ver­t­re­ten, zei­ge das Bei­spiel der Dis­kus­si­on um ei­ne neue Ver­fas­sung des Lan­des, mahn­te Bi­schof Mku­de. Wört­lich sag­te er: „Wenn wir uns nicht of­fen zu un­se­ren Über­zeu­gun­gen be­ken­nen und für sie ein­t­re­ten, dür­fen wir uns nicht wun­dern, wenn un­se­re Idea­le in der neu­en Ver­fas­sung Tan­sa­nias kei­ne Rol­le spie­len wer­den“.





San­si­bar - Van­da­len in der Kir­che St. Mi­cha­el

8. Au­gust 2012

Kaplan Minja in der Kirche St. Michael auf den verbrannten Kirchenbänken.

Ka­plan Min­ja in der Kir­che St. Mi­cha­el zeigt die ver­brann­ten Kir­chen­bän­ke.

Was Ka­plan Pe­ter Min­ja, 55, in Che­ju be­rich­tet, klingt nicht ge­ra­de nach un­be­schwer­tem Da­sein der ka­tho­li­schen Kir­che auf der In­sel San­si­bar: Erst we­ni­ge Ta­ge ist es her, dass ei­ne Grup­pe von mehr als 20 jun­gen Män­nern das In­ven­tar sei­ner Kir­che St. Mi­cha­el bin­nen we­ni­ger Mi­nu­ten ver­wüs­te­te. Die Spu­ren des van­da­lis­ti­schen Über­falls sind bis­her nur not­dürf­tig be­sei­tigt.
Der Schock steht dem Ka­plan im­mer noch ins Ge­sicht ge­schrie­ben. Mit Ke­ro­sin ge­füll­te Au­to­rei­fen hat­ten die of­fen­bar auf­ge­wie­gel­ten Ju­gend­li­chen als Brand­sät­ze in die Kir­chen­bän­ke ge­schleu­dert. Die klei­ne Or­gel wird nie mehr ei­nen Ton von sich ge­ben, und ein höl­zer­ner Am­bo wur­de Op­fer der Flam­men. Fens­ter­schei­ben gin­gen zu Bruch. Der Qualm des Feu­ers hat gro­ße Tei­le der Wän­de ge­schwärzt. Men­schen sind da­bei zum Glück nicht zu Scha­den ge­kom­men, denn die Kir­che war zum Zeit­punkt des Über­falls leer.
Den­noch hät­te al­les viel sch­lim­mer kom­men kön­nen, schil­dert Pe­ter Min­ja, wenn nicht ei­ni­ge Sol­da­ten der na­he­lie­gen­den Ka­ser­ne sei­nem No­t­ruf um­ge­hend ge­folgt wä­ren und durch ihr sch­nel­les Er­schei­nen die Tä­ter ver­trie­ben hät­ten. Das be­herz­te Ein­g­rei­fen der Feu­er­wehr ha­be zu­dem ver­hin­dert, dass die Kir­che bis auf die Grund­mau­ern nie­der­ge­brann­te. Das erst vor we­ni­gen Jah­ren neu er­rich­te­te Got­tes­haus kann wei­ter für den Got­tes­di­enst ge­nutzt wer­den. Die At­ta­cke der Ju­gend­li­chen hat aber gro­ße Ver­un­si­che­rung in der Ge­mein­de hin­ter­las­sen.

Kaplan Minja unterrichtet Jugendliche auf Sansibar.

Ka­plan Min­ja un­ter­rich­tet Ju­gend­li­che auf San­si­bar.

Ka­plan Min­ja und sein Bi­schof Au­gus­ti­ne Shao von San­si­bar ver­mei­den es be­wusst, pau­schal „den Mos­lems“ die Schuld für die An­schlä­ge in Che­ju, auf zwei wei­te­re Kir­chen und ei­ni­ge Bars in San­si­bar zu ge­ben. Dass es je­doch fun­da­men­ta­lis­tisch ori­en­tier­te und ideo­lo­gisch fehl­ge­lei­te­te Mos­lem-Ju­gend­li­che wa­ren, da­ran dürf­te es kaum Zwei­fel ge­ben. Zwei Che­ju-Tä­ter konn­ten ding­fest ge­macht wer­den und müs­sen sich nun den Ge­rich­ten in San­si­bar stel­len.
Von ih­rem mis­sio­na­ri­schen Prin­zip, für al­le Men­schen auf Sa­nis­bar da zu sein, un­ab­hän­gig von ih­rer Re­li­gi­ons­zu­ge­hö­rig­keit, will die ka­tho­li­sche Kir­che der In­sel vor Afri­kas Ost­küs­te nach den Er­eig­nis­sen nicht abrü­cken. Die Ka­tho­li­ken stel­len mit rund ei­nem Pro­zent der Be­völ­ke­rung ei­ne klei­ne Min­der­heit dar, mehr als 95 Pro­zent der In­sel­be­woh­ner sind Mos­lems. Für den All­tag von Ka­plan Min­ja wird sich nach dem Über­fall des­halb auch we­nig än­dern. Er hat es sich zur Auf­ga­be ge­macht, der Ju­gend ei­ne Zu­kunft zu ge­ben. Der­zeit be­rei­tet er 25 jun­ge Frau­en und Män­ner auf die Prü­fung für die Ho­tel­fach­schu­le vor. Die meis­ten von ih­nen be­ken­nen sich zum Is­lam.




Personalia
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Der Nigerianer Pater Emeka Nzeadibe, 37, ist von den Spiritanern zum Provinzial für den Ordensbezirk Europa der Missionsgesellschaft vom Heiligen Geist gewählt worden. Er wird sein Amt voraussichtlich im Frühjahr 2013 in Brüssel antreten.

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Ab ins Kloster. Auf Familie und Karriere verzichten: Vier junge Menschen aus vier verschiedenen Erdteilen verraten, was sie an einem Gott geweihten Leben reizt. Verfolgen Sie ihren Aufbruch ins Ordensleben hier.

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