Schönheit, Tapferkeit und Optimismus: Opfer von Säureattacken ließen sich bei einem Fotoshooting in Rupas Kleidern ablichten. Foto: Saharan |
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Rupa
Ohne Schal, aber mit Stolz
Nachts war die Stiefmutter in ihr Zimmer gekommen. Sie schüttete Rupa einen Eimer Säure ins Gesicht und ließ sie schwer verletzt zurück. Erst nach sechs Stunden kümmerte sich schließlich der Onkel um die damals 16-jährige Inderin, brachte sie ins Krankenhaus, wo sie drei Monate bleiben musste. Elf Operationen musste die junge Frau über sich ergehen lassen. Einschüchtern ließ sie sich dennoch nicht.
Sie zeigte ihre Stiefmutter an, die daraufhin ins Gefängnis kam. Sie brach mit ihrem Vater, der sich weigerte, für die medizinische Behandlung aufzukommen. Ihr Onkel übernahm stattdessen die Kosten in Höhe von umgerechnet etwa 11.000 Euro. Rupa ist bislang weiterhin finanziell von ihm abhängig.
Der Zeitung „The Times of India“ sagte die mittlerweile 22-Jährige, ihr entstelltes Gesicht sei ein Hindernis, einen Job zu bekommen. Deshalb will sie versuchen, selbstständig zu arbeiten – als Modedesignerin. Seit ihrer Kindheit träumt Rupa davon. Mittlerweile entwirft und näht sie unentwegt Kleidung, die sie unter dem Label „Rupa Design“ verkaufen möchte.
Sie wandte sich mit ihrem Wunsch an die Organisation „Stop Acid Attacks“, die sich um Säureopfer kümmert. Der Verband richtete das Crowdfunding-Projekt „Indiegogo“ für Rupa ein. Dort gingen bereits zahlreiche Spenden ein, um Rupa ihren Traum von einer eigenen Boutique in Neu-Delhi zu verwirklichen.
Als Werbung für das Projekt ließen sich fünf Frauen – alle Opfer von Säureattacken, darunter Rupa selbst – bei einem Fotoshooting mit den von Rupa entworfenen Kleidern ablichten. Kein einfacher Schritt für die Frauen, die sonst nie ohne Schal oder andere Bedeckung aus dem Haus gehen. Die Gesichter der Models sind entstellt, aber sie lächeln. „Sie strahlen Schönheit, Tapferkeit und Optimismus aus“, findet auch der Fotograf Rahul Saharan. Und die Fotos zeigen Wirkung: Einige Bestellungen für Kleider, unter anderem aus den USA, sind bereits bei Rupa eingegangen.
Von Nadine Ortmanns
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